Zähl Pixel
Kunst und Kultur

Korruption und Komödie: „Der Revisor“ kommt ins Ratsgymnasium

Der vermeintliche Revisor aus der Hauptstadt (eine herrliche Rolle für Efe Yildiz) wird von den Damen unter Vortäuschung falscher Tatsachen umschwärmt. Foto: Kempfer

Der vermeintliche Revisor aus der Hauptstadt (eine herrliche Rolle für Efe Yildiz) wird von den Damen unter Vortäuschung falscher Tatsachen umschwärmt. Foto: Kempfer

Sie entgehen ihrer gerechten Strafe nicht. Oder? Welches Ende hat der russische Dichter Nikolai Gogol für seine Komödie „Der Revisor“ vorgesehen? Aufgeführt wird sie von der Theaterwerkstatt des Ratsgymnasiums in der Aula der Schule.

Von Sabine Kempfer Dienstag, 14.05.2024, 06:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Goslar. Es geht um Korruption, die hier und da klein anfängt, hier und dort dann größere Ausmaße annimmt – zeitlos aktuell, auch wenn das Stück 1836 von Gogol verfasst wurde. In dem namenlosen Ort des Geschehens (es könnte überall sein) hat jeder eine Leiche im Keller. Oder zumindest Dreck am Stecken. Damit lebt es sich lange Zeit gut, denn wo kein Kläger, da kein Richter – was aber, wenn ein vermeintlicher Kläger die Bühne des Kleinstadtlebens betritt? Statt vorauseilenden Gehorsams gibt es vorauseilende Bestechung. Und beim Probenbesuch? Gibt’s viel zu kichern und zu schmunzeln und auf jeden Fall schon mal vorauseilenden Applaus.

Schöne Bühnenaufteilung beim Abtritt der Tochter (Sofie Reuter), Auftritt der Mutter (Merle Bothe) – Richard Witzmann (Efe Yildiz) wickelt beide Frauen um den Finger. Foto: Kempfer

Schöne Bühnenaufteilung beim Abtritt der Tochter (Sofie Reuter), Auftritt der Mutter (Merle Bothe) – Richard Witzmann (Efe Yildiz) wickelt beide Frauen um den Finger. Foto: Kempfer

Der Revisor, „Held“ des Stücks, wird von Efe Yildiz gelebt – mit dem Regisseur Axel Dücker wieder eine wunderbare Besetzung gelungen ist. Vierter von fünf Aufzügen: Der vermeintliche Revisor, ein echter Aufschneider mit Bildungslücken („Barbier von Barcelona“) hat Gefallen an der Verwechslung gefunden und weiß sie für seinen Vorteil zu nutzen.

Nicht alle Damen erfreut der Revisor, der nach kurzer Zeit im Ort glaubt, sich mit seiner draufgängerischen Art alles erlauben zu dürfen. Foto: Kempfer

Nicht alle Damen erfreut der Revisor, der nach kurzer Zeit im Ort glaubt, sich mit seiner draufgängerischen Art alles erlauben zu dürfen. Foto: Kempfer

Nach und nach treten alle Amtsträger bei ihm an und zahlen Bares für das Schweigen eines Mannes, der ohnehin nichts zu sagen hätte; die Schulrätin (Antonia Schlüter), die Richterin (Andrea Dicht), die Kreisärztin (Yakta Hassoum), die Krankenhausverwalterin (Julia Keiber) und andere mehr. Sechs Durchlaufproben sind anberaumt. Heute, Montag, geht die Generalprobe über die Bühne – dann muss alles sitzen, Auftritte, Texte, Betonungen. „Was machen eure Stimmen?“, erkundigt sich Dücker – das Stück ist textintensiv, Lautstärke unverzichtbar. Noch ist alles in Ordnung, signalisiert die Crew.

Jetzt ist Showtime

 

Pauline Urig spielt im Stück die Polizistin Christiane Trittbrett. Foto: Kempfer

Pauline Urig spielt im Stück die Polizistin Christiane Trittbrett. Foto: Kempfer

Keiner der Mitwirkenden würde jetzt noch aufgeben. Seit November wird geprobt, die Gemeinschaft ist seitdem gewachsen, „ein tolles Gefühl, versichern die Mitwirkenden. Sie hatten Spaß daran, sich in ihre Rollen hineinzuversetzen, konnten eigene Vorschläge für die Garderobe (Kostüm) einbringen und übten, übten, übten – auch bei blauem Himmel und Sonnenschein, so wie Freitag und Samstag. Jetzt reicht’s: „Irgendwann will man das auch zeigen“, sagt Merle Bothe, die als Anastasia, Frau des Oberbürgermeisters (Tim Burmester), mit „Tochter“ Klara (Sofie Reuter) um den Charmeur aus der Hauptstadt buhlt und sich einiges erhofft. Ein paar neue Gesichter sind ebenso dabei wie Wiederholungstäter – zum Beispiel spielt Florian Schneider aus „Unsere kleine Stadt“ dieses Mal Hans, den Assistenten des Revisors.

Bringt ein abgefangener Brief, vorgetragen von Stella Lehmann, Licht ins Dunkel der Identität des falschen Revisors? Foto: Kempfer

Bringt ein abgefangener Brief, vorgetragen von Stella Lehmann, Licht ins Dunkel der Identität des falschen Revisors? Foto: Kempfer

Showtime: Am morgigen Dienstag, 14.Mai, läuft die Premiere. Weitere Vorführungen gibt es am 15., 17. und 18. Mai. Start ist jeweils um 19.30 Uhr in der RG-Aula.

Weitere Artikel
Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region

Orte