„Ist das Leben gerade blöd, streu Glitzer drauf“

Mit Farbe und Glitzer verschönern die Kinder der „Sei-kein-Frosch“-Gruppe die Goslarer Jugend- und Drogenberatung an der Hildesheimer Straße. Fotos: Drobs
Mit Pinsel, Spachtel und Fantasie verwandelten Kinder weiße Leinwände in bunte Hingucker: Im Rahmen des Projekts „Sei kein Frosch“ der Jugend- und Drogenberatung Goslar haben Kinder aus suchtbelasteten Familien das Café Spiegel mit Kunstwerken aufgehübscht.
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Goslar. Frei nach der Devise „Ist das Leben gerade blöd, streu Glitzer drauf“ haben die Kinder des Projektes „Sei kein Frosch“ der Jugend- und Drogenberatung Goslar (Drobs) das Café Spiegel der Einrichtung an der Hildesheimer Straße ordentlich mit Farbe und Glitzer verschönert. Anlass war eine zweitägige Aktion, die im Rahmen der Förderung „Kunst für alle“ von der Aktion Mensch unterstützt und finanziert wurde.
Kinder aus suchtbelasteten Familien konnten ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Und das taten sie mit Leidenschaft, schwangen Pinsel und Spachtel und verzauberten die weißen Leinwände in farbenfrohe Kunstwerke.
„Unser Ziel war es, mit diesem Kunstprojekt den Alltag der Kinder zu bereichern, ihnen die Möglichkeit zu geben, in ihre Fantasie abtauchen zu können. Farben und andere Materialien können dazu sehr inspirieren und das ist mehr als gelungen“, freut sich Drobs-Leiterin Anna Pielken-Rieger.

Viele Kunstwerke entstanden in der Goslarer Jugend- und Drogenberatung.
Gefühle ausdrücken
Die Kinder konnten in diesem kreativen Projekt üben, ihre Gefühle auszudrücken und, ihre eigenen Stärken zu erkennen. Nicht nur die künstlerischen Fähigkeiten sollten gestärkt werden, sondern auch das Selbstbewusstsein und die sozialen Bindungen.
Wie die Drobs mitteilt, wachsen Kinder aus suchtbelasteten Familien häufig unter besonders herausfordernden Umständen auf. Also seien Freizeitangebote und Aktionen eine große Bereicherung und von besonderer Bedeutung. Die erlangten Fähigkeiten können die Kinder damit auch zukünftig für sich nutzen.

Die Kinder der „Sei-Kein-Frosch“-Gruppe konnten sich kreativ betätigen.
Die „Sei-kein-Frosch“-Gruppe der Drobs in Goslar hat ihren Ursprung im Jahr 2007. Die Idee sei entstanden, weil Drogenpatienten, die das Café Spiegel besuchten, in den Sommerferien ihre Kinder mitbrachten. Für sie sollte ein anderes Umfeld geschaffen werden, so wurden etwa Eltern-Kind-Aktionen auf einem Reiterhof in Goslar organisiert. Aus diesem Projekt entwickelte sich eine reine Kindergruppe, als klar wurde, dass die Kinder aus Suchtfamilien mehr Unterstützung benötigen.
Risiko der Abhängigkeit
Die Drobs übernimmt dafür wissenschaftlich evaluierte Therapieelemente, um dem Risiko entgegenzuwirken, dass die Kinder selbst einmal eine Abhängigkeit entwickeln. Diese Elemente werden gekoppelt mit Aktivitäten, wie therapeutischem Reiten, Erlebnispädagogik oder anderen Aktionen. „Unser Hauptanliegen ist es, zu einer gesunden Entwicklung der gefährdeten Kinder beizutragen und so zur optimalen Entfaltung der Persönlichkeit beizusteuern“, schreibt die Drobs.
Zwei Sozialarbeiter führen dieses Projekt mit Gruppen in einer Größe von fünf bis acht Kindern durch. Die Kinder werden an 20 Tagen im Jahr von zu Hause abgeholt und sind etwa 3,5 Stunden in der Gruppe unterwegs. Mittlerweile wird dieses Projekt pauschal über den Landkreis gefördert. Die Kinder können auch anonym in der Jugend- und Drogenberatungsstelle Goslar angemeldet werden (Telefon: (0 5321)39 57 0). Einer Anmeldung über das Jugendamt bedarf es nicht. 2023 konnten laut Drobs mit dem „Sei-kein-Frosch“-Projekt 18 Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren erreicht werden. „Der Bedarf ist jedoch weitaus höher. Im vergangenen Jahr gelang es, auch Kinder aus Seesen und Umgebung mit einzubeziehen. Dort eine feste Gruppe wie in Goslar zu etablieren, das wäre ein großer Wunsch für die Zukunft“, schreibt die Drogenberatung. red