Hunde im Nordharz tödlich verletzt: War es ein Wolf?

Eine Probe soll nun Aufschluss darüber geben, was mit dem Vierbeiner passiert ist. Foto: Privat
Das Internet diskutiert und sorgt sich: In Rhüden und Nauen wurden zwei Hunde in den Gärten der Besitzer angegriffen. Ein Yorkshire-Terrier wurde tot aufgefunden, ein großer Vierbeiner besonders schwer verwundet und musste eingeschläfert werden.
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Rhüden/Nauen. Im Internet ist der Schuldige bereits gefunden, der Wolf war es: Die Jägerschaft und der Luchs- und Wolfsbeauftragte des Nationalparks halten sich indes mit voreiligen Mutmaßungen zurück. Sicher ist, dass im Raum Seesen zwei Hunde getötet wurden, einer wurde besonders übel zugerichtet.
Jägerschaft: Kein ähnlicher Fall bekannt
Michael Schwerdtfeger, Vorsitzender der Jägerschaft Seesen, ist kein ähnlicher Fall bekannt. Als er von den beiden toten Hunden hörte, recherchierte er im Internet, fand aber keinen Hinweis auf vergleichbare Vorkommnisse. Fakt ist, dass am Pfingstsonntag, also am 28. Mai, am Ortsrand von Rhüden am späten Abend ein toter Yorkshire-Terrier gefunden wurde – mit einem Kehlbiss im Garten.

Wer hat den Hunden die schrecklichen Verletzungen zugeführt? Fotos: dpa
Wenige Tage darauf, am 1. Juni, ließ in Nauen eine Familie ihren schäferhundgroßen Vierbeiner – ebenfalls am späten Abend – in den Garten, der kehrte mit einer schweren Fleischwunde am Rücken zurück. Schwerdtfeger hat Fotos von der Verletzung gesehen, er sagt, dem Hund sei das Fell über den Rücken gezogen worden. Die Verletzung war so schwer, dass das Tier eingeschläfert wurde.
Proben entnommen
Nationalparkmitarbeiter Ole Anders nahm von dem Yorkshire-Terrier eine Probe, sie soll einen Hinweis auf den Angreifer geben. Auch von dem anderen Tier wurde eine DNA-Probe genommen, um sie zu untersuchen, berichtet Schwerdtfeger weiter. Weil mitunter Misstrauen gegen das Senckenberg-Institut herrsche, an die der Nationalpark in der Regel seine Tierproben schickt, soll die Halterin des Yorkshire-Terriers eine weitere Probe an ein privates Institut geleitet haben. Vor allem unter Jägern wird dem Senckenberg-Institut eine Nähe zu Naturschützern nachgesagt und damit unterstellt, nicht objektiv zu arbeiten.
In der Regel dauert es einige Wochen, bis Ergebnisse einer DNA-Probe vorliegen. Ole Anders rechnet mit etwa zwei Wochen. Bis dahin wird weiter spekuliert. Wie gesagt, für Schwerdtfeger ist der Fall rätselhaft, er beunruhige Hundehalter, aber auch Jäger. Im Netz wird bereits fabuliert, Kinder seien auf Spielplätzen nicht mehr sicher. Michael Renneberg, Vorsitzender der Jägerschaft Goslar, ist ebenfalls ratlos, aber er legt sich zumindest ein wenig fest, wenn er sagt: „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass es ein freilaufender Hund war.“ Auf den Einwand, dass es ebenso merkwürdig erscheint, dass ein Luchs oder ein Wolf sich einem Haus nähert, um einen Hund zu töten, antwortet er: „Es ist in jeder Beziehung ungewöhnlich, dass ein Tier sich auf ein Privatgrundstück schleicht und so aggressiv reagiert.“
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Michael Schwerdtfeger zählt weitere Varianten auf, die in Frage kommen könnten. War es ein Goldschakal oder sogar ein Mensch? Er ist indes bemüht, die Gemüter zu beruhigen und er schreibt in einem Rundbrief an die Mitglieder der Jägerschaft: „Beide Fälle wurden durch mich der Landesjägerschaft gemeldet. Aktuell stehen wir in engem Kontakt und warten auf das Ergebnis der Proben.“ Er wisse, dass es viele Gerüchte gebe, die derzeit zirkulieren würden. „Wir als Jäger und Fachleute sollten uns bei Vermutungen aktuell zurückhalten, bis das offizielle Ergebnis der DNA-Proben vorliegt.“ Wenn das Ergebnis bekannt sei, werde sich die Jägerschaft äußern.
Tierärztin äußert sich
Simone Klatt, Tierärztin aus Hahausen, hat den großen Hund untersucht, nachdem er angegriffen worden war, sie hat bereits eine klare Meinung: „Ich darf mich eigentlich noch nicht festlegen, aber ich bin mir ziemlich sicher, es war ein Wolf. Was soll es sonst gewesen sein?“ Der Hund weise typische Verletzungen am Rücken auf, Wölfe würden Tiere von hinten anfallen. Beim Yorkshire-Terrier hingegen, von dem sie Fotos gesehen habe, habe sie einen anderen Eindruck. Die Verletzungen würden für einen Luchs als Täter sprechen.
Raoul Reding ist Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft Niedersachsen, auch er kennt den Fall und die Fotos, die im Netz kursieren. Wolfstypische Verletzungen an dem größeren Hund erkennt er nicht. Es gebe ja kaum Hunderisse in Niedersachsen. „Reding sagt: Der Hund ist kein Beutetier, sondern Konkurrent des Wolfes.“ Er fügt hinzu: "Wir Experten halten uns mit einem Urteil zurück, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind."
Auch der Landkreis Goslar ist informiert. Für Einschätzungen sei es zu früh, teilt die Verwaltung mit. Der größere der Hunde sei aber wohl nicht im Garten angegriffen worden, sondern in der freien Landschaft. Das verbindet die Behörde mit dem Hinweis, dass sich der Vorfall „wahrscheinlich nicht ereignet hätte“, wenn die aktuell geltende Leinenpflicht eingehalten worden wäre.