Hansa-Gruppe insolvent: Auch Altenheim in Goslar betroffen

Die Hansa-Gruppe hat Insolvenz angemeldet. Alle Häuser, auch das in Goslar, werden aber weitergeführt. Foto: Sowa
Mit der Hansa-Gruppe meldet ein weiterer Betreiber von Altenheimen Insolvenz an. Im Landkreis Goslar ist es der vierte Betreiber mit Problemen. Von einer Schließung ist aktuell nur ein Haus betroffen. Bei Hansa sollen alle Häuser weitergeführt werden.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Goslar. Die bundesweite Insolvenzwelle unter Altenheimen hat eine weitere Betreibergruppe erfasst – betroffen ist auch ein Haus in Goslar. Die Hansa-Gruppe in Oldenburg hat kürzlich für fünf Gesellschaften einen Schutzschirmantrag gestellt, um das Unternehmen zu sanieren. Hansa ist der vierte Betreiber, der im Landkreis Goslar aktiv ist, der sich in einer Insolvenz befindet.
Ziel bei Hansa ist, alle 23 Häuser samt Arbeitsplätzen zu erhalten. Das berichtete Ingo Schorlemmer, Pressesprecher der Anwaltskanzlei Schultze und Braun aus dem baden-württembergischen Achern. Die Kanzlei ist auf Restrukturierung und Insolvenzverwaltung spezialisiert. In Goslar betreibt die Hansa-Gruppe ein Pflegeheim in der Kösliner Straße mit 109 Pflegeplätzen und 72 Mitarbeitern. Bundesweit sind von der Insolvenz1400 Arbeitsplätze betroffen.
Noch am Anfang
Die Sanierung läuft unter Eigenregie. „Wir stehen immer noch am Anfang des Verfahrens, das braucht eine gewisse Zeit“, antwortet Sprecher Schorlemmer auf die Frage, ob Häuser verkauft oder geschlossen werden müssen.
Bereits im vorigen Jahr hat die Pflegetochter des DRK-Kreisverbandes Goslar Insolvenz angemeldet, betroffen ist das DRK-Altenheim in Clausthal-Zellerfeld. Im Januar wurde bekannt, dass die Convivo-Gruppe sich in einer Insolvenz befindet, sie betreibt sechs Häuser im Landkreis Goslar. Auch Curata hat Anfang des Jahres von Schwierigkeiten berichtet, mittlerweile ist bekannt, dass das Belvedere in Bad Harzburg zu den Häusern gehört, die geschlossen werden. Zu Curata gehören bundesweit 40 Pflegeeinrichtungen.
Das Belvedere ist das erste Altenheim im Landkreis Goslar, vom dem bekannt ist, dass es im Zuge der aktuellen Krise nicht weiterbetrieben wird. Spätestens Ende Juni schließt das Haus, 53 Bewohner und 74 Mitarbeiter sind betroffen.
Der Landkreis könnte im Zuge der aktuellen Branchenkrise angesichts von 40 Heimen in seinem Gebiet besonders betroffen sein. Derart viele solcher Einrichtungen gibt es gemessen an der Einwohnerzahl von 135.000 Menschen bundesweit kaum anderswo. Im Januar hatte der Kreisseniorenrat Goslar angesichts der schwierigen Situation in den Häusern einen verantwortungsvollen Umfang mit den Menschen angemahnt, die angemessen informiert werden sollten. Bei Schließungen sollten die Belange der Bewohner berücksichtigt werden, unter anderem, indem eine alternative Unterbringung in der gewohnten Umgebung Vorrang erhalte.
Die Rahmenbedingungen
Die Gründe für die Misere, die sich bundesweit zeigt, sind vielfältig. Zwar bemängelte die Gewerkschaft Verdi Ende Januar, als die Insolvenzwelle losgebrochen war, „Profitstreben“ von Altenheimbetreibern. Doch Branchenkenner wie Hans-Joachim Schneider, dem sieben Einrichtungen gehören, darunter drei im Landkreis Goslar, wies dies vehement zurück und warf der Gewerkschaft „Hetze“ vor. Vielmehr seien die Rahmenbedingungen schlecht. Schneider kritisiert etwa die Sozialgesetzgebung. Die Pflegeentgelte müssten mit den Kassen und Sozialhilfeträgern ausgehandelt werden. Dazu kämen „Begrenzungen wie die Einrechnung einer98-prozentigen Auslastung“ und Entgelte, die keinen Gewinnzuschlag beinhalten würden.
Kostensteigerungen bei Löhnen sowie höhere Preise für Energie erschweren den wirtschaftlichen Betrieb. Die Zeitung „Die Zeit“ kam im März zu dem Schluss, es sei kaum noch möglich, Altenheime ohne Verlust zu führen.