Goslars Behindertenbeauftragter erleidet Herzstillstand

Axel Dietsch tritt als Behindertenbeauftragter der Stadt Goslar zurück.
Der Goslarer Behindertenbeauftragte Axel Dietsch hat jetzt am eigenen Leibe erfahren, wie schmal der Grat zwischen nicht-behindert und behindert sein kann. In einem Grußwort zum Goslarer Inklusionstag berichtet er über seinen Herzstillstand.
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Goslar. So schnell kann es gehen: Axel Dietsch, der städtische Behindertenbeauftragte und Organisator des Musikfestes am Museumsufer, hat vor anderthalb Wochen eine furchtbare Erfahrung gemacht. „Am Donnerstag letzter Woche blieb mein Herz plötzlich stehen. In den folgenden 14 Stunden insgesamt sieben- oder achtmal. Der letzte Vorfall begab sich in der Notaufnahme der Kardiologie in Seesen“, schrieb Dietsch in seinem Grußwort, das Moderatorin Lea Schauzu auf der Bühne vorlas. „Daraufhin bekam ich in einer Operation einen Herzschrittmacher. Inzwischen geht es mir wieder ganz gut, allerdings noch nicht gut genug für die Bühne.“
Eine drastische Demonstration der Tatsache, „dass zwischen unbehindert und behindert manchmal nur zwei oder drei Minuten liegen“, so Dietschs Erkenntnis. „Das wird meine Arbeit entscheidend beeinflussen. Und die Sichtweise der Anwesenden hoffentlich auch.“ Er hätte durchaus ein Beratungsfall für seine eigene Sprechstunde werden können.
Barrierefreies Welterbe
„Nicht das einzelne Individuum ist behindert, sondern die Umgebung ist so, dass die persönlichen Eigenschaften als Behinderung empfunden werden“, betonte er in seinem Grußwort. Er hob die Bedeutung von Barrierefreiheit hervor – auch und gerade in einer Welterbestadt mit historischen Gebäuden müsse man bedenken: „Wie hätten Menschen mit ihren technischen Möglichkeiten vor 500 oder 1000 Jahren gebaut, wenn sie unser heutiges Bewusstsein zum Thema Inklusion gehabt hätten?“ Positiv hob er den Platz am Museumsufer als „zumindest gut gemeint“ hervor. Auch der Marktplatz und die öffentlich geplanten Areale im Pfalzquartier und Jürgenohl sollten „so gut es geht von Barrieren frei sein.“ Dietsch: „Denkmalschutz und Behindertengleichstellung sind gleichwertige Kulturgüter unserer pluralistischen Gesellschaft.“
Dass es nicht um sogenannte „Minderheiten“ geht, machte Dietsch an einigen Zahlen deutlich: So hätten im Landkreis zehn Prozent der Bewohner einen Behindertenausweis, 30 Prozent seien über 60 Jahre alt, zehn Prozent seien Familien mit Kindern im Kinderwagen. Fazit: „Inklusion ist eine Aufgabe für 100 Prozent der Bevölkerung!“