Goslarerin ist Landesbeste in Altsprachen-Wettbewerb

Mit Ovids Metamorphosen ins Niedersachsen-Finale der Altsprachler in Loccum geschafft: Die 17-jährige Laura Meese-Marktscheffel aus Ohlhof baut mit ihrem Erfolg eine stolze Serie des Ratsgymnasiums aus. Foto: Heine
Laura Meese-Marktscheffel hat in einer Latein-Hausarbeit den Griechen-Gott Apollo der Vergewaltigung schuldig befunden. Mit ihrer Leistung darf sich die Ratsgymnasiastin bereits Landesbeste nennen und fährt zum Finale eines Niedersachsen-Wettbewerbs.
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Goslar. Laura Meese-Marktscheffel darf sich schon jetzt Landesbeste nennen, erspart sich eine Latein-Abiturklausur im nächsten Frühjahr und setzt eine beeindruckende Serie für das Ratsgymnasium (RG) fort. Die 17-jährige Ohlhöferin aus dem zwölften Jahrgang ist seit 2010 die siebte RG-Altsprachlerin, die es ins Niedersachsenfinale der zwölf besten Schüler beim Wettbewerb „rerum antiquarum certamen“ schafft.
Ein Dutzend Landesbeste ringt vom 15. bis 17. Juni in der Tagungsstätte Kloster Loccum nicht um einen Gesamtsieg, sondern um ein Vollstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Der Altphilologenverband als Ausrichter vergibt bis zu zwei dieser begehrten Auszeichnungen. Laura Meese-Marktscheffel hat fünf männliche und sechs weibliche Mitbewerber von den Schulen im Land.
Pausenlose RG-Präsenz in den Finals seit 2010
Und wenn auch Michèle Scharbau (2010), Mylène Egensperger (2012), Kurt Böhm (2014), Angelina Nüske (2016), Felix Benk (2018) und Anisja Mayr (2021) zuletzt eine pausenlose RG-Präsenz in den Finals beim alle zwei Jahre ausgetragenen Sprachenwettbewerb (mit einer Corona-Delle) sicherstellten, blieb allen Goslarern bisher der letzte Schritt verwehrt. Am dichtesten dran am Erfolg war Felix Benk, der ein dickes Sonderlob für eine außergewöhnliche Hausarbeit erhielt.
Latein-Lehrerin Ruth Mariß stellt allerdings das im Februar von Meese-Marktscheffel abgelieferte Konvolut durchaus auf eine Stufe mit dessen Leistung. Nicht nur, dass sie mit 15 Punkten die absolute Bestnote erhielt. Das Mariß-Urteil lautet schlicht und einfach: „Eine wirklich beeindruckende Leistung.“ Zusammen mit Kollegin Jeannette Saatze hatte sie die Korrektur vorgenommen und vom Verband mit der Nominierung fürs Finale die Bestätigung erhalten.
Sprachliches Talent und juristisches Gespür
Mit ihrer Arbeit beweist Meese-Marktscheffel nicht nur sprachliches Talent. Auch juristisches Gespür war gefragt, als es um eine Bewertung aus moderner Strafrecht-Sicht ging, wie der lüsterne Apollo in den Metamorphosen des Dichters Ovid mit der verzweifelten Nymphe Daphne umspringt. „Schuldig in vier von fünf Anklagepunkten“, urteilt Meese-Marktscheffel. Bei Anlegen der „Nein-heißt-Nein“-Regel wird der Griechen-Gott zum gewissenlosen Vergewaltiger.
Apropos Talent: In Altgriechisch und Latein hat der quirlige Teenager in der Oberstufe mit der Lektüre von Originaltexten zwar viel Spaß gefunden und peilt Graecum und großes Latinum als Abschlüsse an. Aber eigentlich schlägt Lauras Herz für die Naturwissenschaften. Als Tochter von Starck-Forschungschefin Julia Meese-Marktscheffel ist sie quasi familiär vorbelastet. Wobei die Mutter promovierte Chemikerin ist und Laura sich momentan der Biologie näher fühlt. Vielleicht ein gutes Omen für Loccum: Ihre Mutter war einst Stipendiatin der Studienstiftung.
In der Schulband an der E-Gitarre
Wer Laura Meese-Marktscheffel noch anders erleben will: Beim Tag der offenen Tür am Samstag spielt sie E-Gitarre in der RG-Schulband. Der erste Auftritt ist für 11 Uhr geplant. Für ihre starke Hausarbeit im Wettbewerb hatte sie deshalb viel weniger Zeit als andere, weil sie eine Woche lang einen RG-Alpin-Skikurs in Hochfügen im Zillertal absolvierte. Und wenn sie nach dem Abitur studieren will, muss noch ein Jahr Zeit sein – für „Work&Travel“ etwa. Am Ende holt sie die Pause sowieso wieder auf...