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Eine Zeitreise in 13 Bildern

Goslarer Stadtarchiv bringt historischen Kalender heraus

Ein Haus mitten in der Landschaft – wo einmal das „Flughafenabfertigungsgebäude“ des zivilen Flughafens (um 1927) stand und die Schafe auf der Wiese weideten, ist heute ein asphaltierter Kreuzungsbereich in Jürgenohl entstanden. Foto: Stadtarchiv

Ein Haus mitten in der Landschaft – wo einmal das „Flughafenabfertigungsgebäude“ des zivilen Flughafens (um 1927) stand und die Schafe auf der Wiese weideten, ist heute ein asphaltierter Kreuzungsbereich in Jürgenohl entstanden. Foto: Stadtarchiv

Das Stift Neuwerk ist in diesem Jahr das Titelmädchen: Eine Aufnahme aus den Anfängen des Jahrhunderts prägt den historischen Kalender, den der Förderverein des Stadtarchivs auch für 2024 wieder herausgegeben hat.

Von Sabine Kempfer Mittwoch, 18.10.2023, 17:00 Uhr

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13 Fotoschätzen aus dem Stadtarchiv dokumentieren die Vergänglichkeit und den Wandel eindrucksvoll. Vor allem, was es alles nicht mehr gibt, fällt in der Ausgabe für 2024 ins Auge. Wo einst ein Flughafenabfertigungsgebäude auf dem Fliegerhorst stand, fährt heute der Autoverkehr über die Straße. Nach einem Flughafengebäude sieht das historische Haus, das um das Jahr 1927 aufgenommen wurde, nach heutiger Vorstellung so gar nicht aus – das holzverschalte Gebäude mit Zaun drum herum steht inmitten einer Schafherde mit Schäfer und Hund, ein landschaftliches Idyll, das verloren ging.

Verschwundenes Café

An anderer Stelle verschwanden die Zeichen der Zivilisation wieder: Der Klusfelsen, auch heute ein beliebtes Ziel für Spaziergänger, bot im Jahr der historischen Aufnahme – 1876 – sogar ein Gasthaus. „Zur Clus“ war ein Gartencafé mit kleinem Saal, ist auf der Rückseite des Kalenderblattes für den September zu lesen; wie schade, dass Zeitreisen nicht möglich sind.

Das Café „Zur Clus“ steht 1876 direkt am Klusfelsen – heute würden sich die Bewohner benachbarter Seniorenheime wohl auch darüber freuen. Foto: Otto Sonnemann

Das Café „Zur Clus“ steht 1876 direkt am Klusfelsen – heute würden sich die Bewohner benachbarter Seniorenheime wohl auch darüber freuen. Foto: Otto Sonnemann

Die aktuellen Fotos am Standort von damals stammen wie stets von Martin Schenk. „Bei den Goslarer Bürgerfamilien war der Ort sehr beliebt, um dort im Schatten der Bäume an heißen Sommertagen geruhsam Kaffee zu trinken“, informiert das Stadtarchiv im Begleittext: „Bei schlechtem Wetter konnte man im kleinen Saal sitzen und an den Wochenenden spielte eine Kapelle zum Tanz auf“ – manches Goslarer Ehepaar mag sich dort kennengelernt haben, spekuliert der Schreiber. Das Gebäude diente unter anderem als GSC-Vereinsheim und in den Zeiten der Wohnungsnot als Wohngebäude. Es wurde 1968 abgerissen und machte einer Wiese Platz.

Mode als Hingucker

Der historische Blick in Bäcker- und Bergstraße bietet nicht nur historische Bausubstanz, sondern auch Information über die Mode der Zeit; immer ein besonderer Hingucker. Verblüffend, wie sich Ansichten wie die des Christian-von-Dohm-Platzes ändern, wie das Freibad Osterfeld um 1960 ausgesehen hat, dessen Stadiongaststätte mit Umkleideräumen 1969 niederbrannte – Freibad und Hallenbad Aquantic, als Kombi gefühlt schon immer in Goslar, gibt es tatsächlich erst seit 1998. Der Kalender bietet eben nicht nur spannende Fotos – er stellt auch stets das eigene Empfinden von Zeit auf die Probe.

Wie ein Stück Fotokunst kommt der Dezember als i-Tüpfelchen daher, über dem Kalendarium prangt eine Nachtaufnahme der „Großgarage Siebert“ mit Esso-Station in der Mauerstraße. Heute ist dort die „Zille“ untergebracht.

Der „Historische Kalender Goslar 2024“ ist unter anderem im Stadtarchiv und bei der Goslarschen Zeitung erhältlich. Er kostet 12,80 Euro.

Die Goslarsche Zeitung gibt es auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.

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