Goslarer Weihnachtsmarkt: Gose-Rad kitschig oder ein Gewinn?

Das Gose-Rad wird bald seine Runden auf dem Weihnachtsmarkt drehen. Foto: Sowa
Das Gose-Rad auf dem Weihnachtsmarkt ist in aller Munde. Für viele ist es eine mutige Neuerung, es gibt aber auch durchaus kritische Stimmen. Passt es wirklich zum Weihnachtsmarkt und dem Weltkulturerbe, und ist es nicht doch zu kitschig?
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Das ehemalige Stadtoberhaupt Dr. Oliver Junk tauchte jüngst aus der Versenkung auf und sah sich veranlasst, ein Foto des Karussells auf seinem Instagram-Kanal zu posten, mit dem Titel „Die Kirmes kann beginnen“. Andere kommentierten „Der Charme geht verloren“.
Durchaus kritikfähig
Ärgern solche Aussagen Marina Vetter, Chefin der Marketing-Gesellschaft (GMG)? „Nein, diese Aussagen ärgern mich nicht. Im Gegenteil: Wir freuen uns, wenn Bürger ihre Meinung kundtun und auch mal Kritik loswerden. Am liebsten im direkten Austausch. Die Art und Weise der Kommunikation im Netz sagt oft mehr über den Absender aus als über die Sache selbst.“
Neuerungen würden oft grundsätzlich diskutiert, argumentiert Vetter: „Das zeigt doch auch, dass sich die Menschen für ihre Stadt interessieren. Auf unseren Social-Media-Kanälen und in persönlichen Gesprächen ist die Resonanz fast durchweg positiv, und das ist in der Regel ein gutes Zeichen.“ Priorität für Vetter und ihr Team hatte, eine weitere Attraktion für Kinder anzubieten und den Weihnachtsmarkt weiterzuentwickeln. Sie war übrigens auch schon dabei, als der Weihnachtswald 2003 Premiere feierte. Vetter erinnert sich, dass auch damals viel diskutiert wurde und dass es Menschen gab, die den Wald als einmaliges Missverständnis sahen. Die Geschichte nahm letztlich einen anderen Lauf.
„Ich finde das Riesenrad richtig gut, es ist zwar groß und nimmt ordentlich Platz ein, aber für vier Wochen Weihnachtsmarkt ist das doch vollkommen in Ordnung und eine Bereicherung“, sagt der Chef des Weltkulturerbes Rammelsberg, Gerhard Lenz.
„Wird richtig schön“
Das Gose-Rad von Konrad Ahrend soll zudem in den nächsten Tagen weiter geschmückt und illuminiert werden, damit aus dem Nostalgie-Karussell eine der Jahreszeit entsprechende weihnachtliche Variante wird, und „diese wird richtig schön“, verspricht Ahrend.
„Das Riesenrad ist eine Bereicherung für den Weihnachtsmarkt und durchaus auch Standard auf solchen Märkten. In Neuruppin oder Emden gehören diese wie selbstverständlich dazu“, sagt Dieter Freesemann von der Kulturinitiative. Und was ist mit dem Weltkulturerbe, wird es verschandelt? „Jetzt lassen wir mal die Kirche im Dorf. Das Weltkulturerbe liegt mir am Herzen, aber wenn wir alles so genau nehmen würden, dann müssten wir den Marktplatz zur toten Zone erklären – ohne Veranstaltungen und auch ohne Weihnachtsmarkt.“
Freesemann findet den Standort gut gewählt, einen besseren als vor der ehemaligen Tourist-Information könne er sich gar nicht vorstellen: „Ich freue mich jetzt auch für die Kinder, die von der Eisenbahn am Marktkirchhof direkt zur nächsten Attraktion auf dem Marktplatz schlendern und den Weihnachtsmarkt für sich entdecken können.“
Kein Verständnis
Die ehemalige Geschäftsführerin und Weihnachtsmarktorganisatorin Anne Sagner, heute Stadtbus-Chefin, mag das Riesenrad und hat auch nicht viel Verständnis für Meckerer: „Alle schreien immer, es muss mal was Neues versucht werden. Das hat die GMG jetzt gewagt. Ich finde das Ergebnis gut, und das Rad passt sehr gut ins Ensemble.“
Ähnlich sieht es Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner: „Ich finde es gut, dass die GMG immer in Bewegung ist und auch Neues ausprobiert, um für eine abwechslungsreiche Veranstaltung zu sorgen. Vielleicht sollte man jetzt erst einmal schauen, wie das Gesamtbild ist und die Resonanz abwarten, bevor jetzt schon voreilig Kritik geäußert wird, bevor das Rad seine erste Runde gedreht hat. Wir werden sehen, ob das Gose-Rad von der Bevölkerung auch angenommen wird.“