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Denkmalschutz und Barrierefreiheit

Goslarer Marktplatz wird für die Stadt zur Zwickmühle

Weiterer Aspekt beim Umbau des Marktplatzes: Die Versorgungsleitungen für den Weihnachtsmarkt sollen künftig möglichst in der Erde verschwinden. Die Brücken, die sie aktuell verdecken, stellen ein weiteres Hindernis für Menschen dar, die nicht gut zu Fuß sind. Foto: Sowa

Weiterer Aspekt beim Umbau des Marktplatzes: Die Versorgungsleitungen für den Weihnachtsmarkt sollen künftig möglichst in der Erde verschwinden. Die Brücken, die sie aktuell verdecken, stellen ein weiteres Hindernis für Menschen dar, die nicht gut zu Fuß sind. Foto: Sowa

Was passiert mit dem Marktplatz? Die Frage bleibt offen, zumal die Welterbestadt in einer echten Zwickmühle zwischen Denkmalschutz – beziehungsweise Wunsch nach Erhalt des Strahlenpflasters – und Gleichstellungsgesetzen steckt. 

Von Frank Heine Samstag, 03.12.2022, 08:00 Uhr

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Goslar. Neue Probeflächen sollen bei der Entscheidung helfen. Diesen von der Verwaltung vorgeschlagenen Weg segnete der Bauausschuss am Donnerstagabend mit den Stimmen von SPD und CDU bei Enthaltung der grünen Vorsitzenden Sabine Seifarth ab. Klar ist bisher nur: Seinen Beschluss des Vorjahres mit einer barrierefreien Granit-Umrandung kippt der Rat in seiner Sitzung am 20. Dezember. Der Marktbrunnen bleibt, wo er ist. Ein Abschleifen des kompletten Pflasters steht nicht zur Debatte. Und es wird kein Planungsbüro für einen städtebaulichen Wettbewerb eingeschaltet, weil es kaum noch gestalterische Freiheiten gibt.

An barrierefreien Korridoren soll grundsätzlich festgehalten werden

Aber was wird aus Pflaster und Begehbarkeit? An der Schaffung barrierefreier Korridore soll aus Sicht der Verwaltung grundsätzlich festgehalten werden. Um die gestalterisch am besten verträgliche Lösung zu finden, sollen Probeflächen mit tatsächlich vorgesehenem Plattenmaterial, aber auch mit abgeschliffenem Pflaster verlegt werden. Allerdings ist mit einer längeren Lieferfrist zu rechnen.

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„Mehr Schaden als Nutzen“ habe es jedenfalls verursacht, erklärte Tiefbau-Fachdienstleiter Mathias Brand, dass die Stadt beim ersten Vorstoß vor dem Schuhhaus eine Ansichtsfläche mit Material verlegt habe, das nie für einen Einsatz auf dem Marktplatz vorgesehen gewesen sei. Grund: Das andere war nicht lieferbar.

Ohne Barrierefreiheit fließt kein einziger Förder-Cent

„Ungewohnt deutlich“ waren laut Brand aber die Ansagen aus dem Ministerium zum Vorhaben: Ohne Barrierefreiheit gebe es „keinen einzigen Cent“ an Fördergeld. Und ohne Barrierefreiheit neu auszubauen, sei rechtswidrig. Details gebe das Haus aber nicht vor. Zum Teil abgeschliffenes Pflaster und Platten seien unstrittig, aber dann ende es fast schon. Im Behörden-Fachjargon wird eine „erschütterungsfreie Berollbarkeit gefordert.“

Einen Verzicht auf Barrierefreiheit schloss Elke Brummer für die SPD aus: „Das ist keine Option.“ Sie lobte einen „klugen Vorschlag der Verwaltung“. Gleichstellungsbeauftragte Vera Tietz sah neben behinderten Menschen auch ältere Menschen und junge Familien mit Kinderwagen auf dem Marktplatz beeinträchtigt.

Aber müssten die Wege wirklich so breit sein, fragte Bürgermeister Axel Siebe (CDU): „Wann haben wir denn in der Realität zwei Rollstühle im Begegnungsverkehr?“ Die Breite sei die geforderte Norm, sagte Brand, „eine schmalere Variante wurde uns auch um die Ohren gehauen“.

Die Liberalen plädieren für den  totalen Verzicht

Er habe inzwischen fünf Kinderwagen über den Marktplatz geschoben und halte dies für „unproblematisch“, sagte Stephan Kahl. Der Liberale stellte – ungewöhnlich per Haushaltsbegleitantrag – den Verzicht auf einen Marktplatz-Umbau zur Diskussion. Die gesparten 520.000 Euro an Eigenmitteln sollten lieber für Straßen und Bürgersteige verwendet werden. Was wiederum laut Bauservice-Fachbereichsleiterin Marion Siegmeier nicht einfach so möglich sei. Einfach ist aber eine andere Botschaft der Verwaltung: Die Fördergelder für das insgesamt 1,6 Millionen Euro schwere Vorhaben stehen im Sanierungsgebiet östliche Altstadt nicht ewig bereit. Eine spätere Umsetzung als in den Jahren 2023/24 kann zum Verlust der Zuschüsse führen.

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