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Meerjungfrauen und Metallpigmente

Goslarer Künstlerin Tanja Ulrich stellt Gemälde in Peking aus

Die Goslarer Künstlerin Tanja Ulrich zwischen ihren Werken. Im Hintergrund ein Triptychon mit Gottheiten, die die Kontinente Amerika, Asien und Afrika verkörpern. Wobei der dunkelhäutige Jüngling im Mittelpunkt, wenn man ihn von ganz links betrachtet, in hellem Gold erstrahlt. Vorn die Gemälde „Tag“ und „Nacht“, die sich auch zu einem Gesamtbild vereinigen lassen. Foto: Petra Hartmann

Die Goslarer Künstlerin Tanja Ulrich zwischen ihren Werken. Im Hintergrund ein Triptychon mit Gottheiten, die die Kontinente Amerika, Asien und Afrika verkörpern. Wobei der dunkelhäutige Jüngling im Mittelpunkt, wenn man ihn von ganz links betrachtet, in hellem Gold erstrahlt. Vorn die Gemälde „Tag“ und „Nacht“, die sich auch zu einem Gesamtbild vereinigen lassen. Foto: Petra Hartmann

Tanja Ulrich ist vielen Goslarern als Mitarbeiterin der Goslarer Tourist-Information bekannt. Doch die 56-Jährige hat auch eine kreative Seite: Die Künstlerin malt magische Wasserwelten und Meerjungfrauen. Jetzt stellt sie ihre Werke in Peking aus.

Von Petra Hartmann Freitag, 12.05.2023, 17:00 Uhr

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Goslar. Wellengekräusel, Schaumkronen, der leicht bewegte Meeresspiegel, in dem sich das Mondlicht bricht, dazu Meerjungfrauen mit bunt schillernden Schuppen und wild flutender Haarpracht: Das Meer und seine Tiefen und Untiefen haben es der Goslarer Künstlerin Tanja Ulrich angetan. Im Juni sind ihre Werke auf der anderen Seite des Globus zu sehen: Die 56-Jährige ist auf einer Ausstellung in Peking vertreten, die sich dem Thema „50 Jahre Kulturaustausch Europa – China“ widmet.

Wer die Weltenschöpferin zu Hause besucht, wird vor allem von den großformatigen Gemälden auf Leinwand in ihren Bann gezogen. Und wer langsam von rechts nach links an dem großen Triptychon mit den drei jugendlich-androgynen Wassergottheiten vorbeigeht, wird verwundert feststellen, dass die Gestalt, die den Kontinent Afrika verkörpert, langsam die Farbe wechselt. Vom hell leuchtenden Gold bis zum mystischen Dunkelbraun sind es knapp drei Schritte. Eine Eigenschaft der speziellen Metallpigmente, mit denen die Künstlerin arbeitet. Je nach Ausrichtung der Farbpartikel und unabhängig von der Lichteinstrahlung ändert sich die Intensität.

Ein Märchenquiz für das Goslarer Rathaus

Die gebürtige Hamburgerin kam im Jahr 2012 nach Goslar. Den Harz und die Kaiserstadt liebt sie sehr. „Aber manchmal vermisse ich das Meer schon“, gibt sie zu. Aktuell arbeitet sie in der Tourist-Information. Goslarer und Touristen kennen eine besondere Form ihrer Kreativität: Sie entwickelte für die Goslar Marketing GmbH unter anderem das Märchenquiz zur Eröffnung des neuen Rathauses.

Kreativität heißt für sie nicht immer nur Bilder malen: In ihrer Jugend hat sie Kleider geschneidert, aber vor allem faszinierte es sie, aus Leder selbst Schuhe herzustellen und sie zu besohlen. Und der Quell, aus dem sie die Inspiration für die ausdrucksstark gedehnten, gebogenen und angespannten Körper ihrer Fantasiewesen schöpft, dürfte auch in ihrer frühen Jugend zu suchen sein. Damals trainierte sie Leistungsturnen. „Ich weiß noch, wie ich meine Füße an den Kopf gelegt habe“, erzählt sie. „Aber dann wurde ich zu groß und musste aufhören.“

Bemalte Motorrad-Tanks

Beruflich war sie lange Zeit selbstständig mit einem Motorradgeschäft. Kunden, die das Besondere liebten, konnten bei ihr ein Bike mit in Airbrush-Technik bemaltem Tank erwerben – Unikate, die im Straßenverkehr viel hermachten.

Meeresmagie: Skulptur aus Ton mit Metallfarben von Tanja Ulrich. Foto: Petra Hartmann

Meeresmagie: Skulptur aus Ton mit Metallfarben von Tanja Ulrich. Foto: Petra Hartmann

„Wenn man Künstler ist, hat man gar keine Wahl. Du musst es einfach tun, es zwingt dich dazu“, sagt Ulrich. Mit dem Malen hat sie erst recht spät angefangen, obwohl sie bereits in der Schule neben Chemie auch einen Kunst-Leistungskurs belegt hatte. Doch nun malt sie unablässig. „Es ist, als ob ich ein Universum in mir habe. Wenn ich nicht zwischendurch schlafen würde, könnte ich 24/7 so etwas machen.“

Ein blauer Leopard und leuchtende Rentieraugen

Allerdings ist da auch noch ihr achtjähriger Enkel, der ihre Kunst einfordert. Zusammen mit dem Jungen schrieb sie märchenhafte Abenteuergeschichten aus aller Welt und illustrierte sie. Da geht es beispielsweise um einen blauen Leoparden, der mit einem Jungen befreundet ist. Oder um ein Mädchen aus der Arktis, das die Welt rettet. „Wussten Sie, dass Rentiere im Winter blaue Augen haben und im Sommer braune?“, erzählt sie mit leuchtenden Augen von ihren Recherchen.

Eigentlich habe sie gar nicht daran gedacht, ihre Kunst öffentlich zu zeigen oder Gemälde zu verkaufen. Aber irgendwann sei die Wohnung einfach voll gewesen. So schrieb sie eines Tages an die Galerie ihrer Träume: „Was soll ich sagen, der Platz wird langsam knapp, und ich möchte endlich ausstellen.“

"Es fühlte sich so richtig an"

Die Wirkung war überwältigend: Die Hamburger Pashmin Art Galerie nahm sie auf und bringt nun ihre Werke auf einer besonderen Ausstellung zur Geltung: „Partnerships. A global dialoge through Art“ im Pekinger Archive Art Museum über ein halbes Jahrhundert Kulturaustausch zwischen China und Europa.

„Ich war so voller Ehrfurcht, ich habe gelacht und geheult gleichzeitig, ich fühle mich so erkannt“, sagt die Künstlerin, noch immer überwältigt. „Es fühlt sich für mich so richtig an.“

Die Vernissage am Freitag, 2. Juni, beginnt um 15 Uhr (Ortszeit). Die Schau ist bis zum 2. Juli zu sehen. Mit dabei: Ulrichs Bilder „Circle“, „Moonlight“ und „Dancing between“, die Meerwesen im Kreistanz unter Wasser zeigen, eine Nixe, die einen Quallenschwarm ins Mondlicht führt, und eine Meerjungfrau in kunstturnerischer Verrenkung auf der Grenze zwischen Licht und Luft. Im Sommer stellt Ulrich dann in Hamburg aus, der genaue Termin steht noch nicht fest.

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