Goslarer Fensterstreit mit Happy End

Ein kleiner Strauß und ein großes „Sorry“: Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (rechts) teilt Marianne Gottschling mit, dass sie ihre hellen Fensterrahmen in der Altstadt behalten darf. Foto: Hartmann
Der Goslarer Fensterstreit beschäftigt in der ersten Jahreshälfte Hausbesitzer in der Altstadt. Denkmalschutz-Auflagen nehmen Bewohnern der Fachwerkhäuser die Lust am Sanieren. Auslöser: Ein Haus mit 40 weißen Fenstern soll nun zwei dunkle bekommen.
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Wenn ein Haus 40 Fenster mit weißen Rahmen hat – warum müssen dann plötzlich zwei Rahmen dunkel gestrichen werden? Marianne Gottschling kann die Welt nicht mehr verstehen, als ihr nach einer Fenstersanierung der Denkmalschutz schreibt und mit einer „Anordnung zur Herstellung rechtmäßiger Zustände“ droht. Ein „Rückbau“ sei erforderlich ...
Infolge der GZ-Berichterstattung melden sich zahlreiche weitere Hausbesitzer aus der Goslarer Altstadt zu Wort: Die meisten klagen ebenfalls darüber, dass seit einigen Jahren nur noch Fensterrahmen mit dunklen Rahmen erlaubt sind, auch wenn sie ursprünglich weiß waren. Außerdem ärgern sich viele über die Vorschrift, dass Fenster ausschließlich nach außen öffnen dürfen – Fensterputzen in den oberen Stockwerken wird so für viele unmöglich oder sogar lebensgefährlich. Zahlreiche Besitzer von denkmalgeschützten Fachwerkhäusern haben sich entschlossen, künftig Fenstersanierungen zu vermeiden und die Häuser lieber verfallen zu lassen, als neue Fenster nach den Regeln des Denkmalschutzes einzusetzen.
Protest zeigt Wirkung: Politik bewegt sich
Die Proteste haben die Folge, dass die Goslarer Politik nun endlich die lange geplante Neufassung der Altstadtsatzung angeht und damit beginnt, neue Regeln für den Umgang mit den alten Fachwerkhäusern zu erarbeiten. An einer Diskussionsveranstaltung und Bürgerinformationsrunde im historischen Rathaus nehmen 90 Bürger teil, machen ihrem Ärger Luft und kommen mit Verantwortlichen aus der Stadtverwaltung ins Gespräch. Einige der Denkmalschutz-Probleme lassen sich tatsächlich lösen.
Ein Happy End gibt es für Marianne Gottschling, die den Stein ins Rollen gebracht hatte: Sie muss nun doch nicht zwei der 40 Fensterrahmen dunkel streichen lassen. Erst bei weiteren Fenstersanierungen sollen sich drei Besitzer des Hauses auf eine gemeinsame – dann dunkle – Rahmenfarbe einigen.