Goslar: Marode Treppe zu den Wallanlagen dauerhaft gesperrt

Die Stufen sind verwittert und marode, sodass die Stadt den Aufstieg links vom Dorothea-Borchers-Denkmal sperren ließ. Wann die Treppe saniert wird, steht noch nicht fest, die Stadt geht aber von deutlich höheren Kosten aus als Anwohner Moritz Schwartz. Foto: Hartmann
Am Ende der Goslarer Dorothea-Borchers-Straße führen zwei Treppen in die Höhe. Doch die eine ist seit Oktober gesperrt, weil die Stufen schadhaft sind. Ein Reparaturtermin steht noch nicht fest. Über die Kosten gibt es unterschiedliche Schätzungen.
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Goslar. Eigentlich eine schöne Anlage für ein Denkmal: Die Dorothea-Borchers-Straße endet an einer Mauer mit Bogen und Blumen-Rondell, rechts und links führen Treppenstufen in die Höhe, oben drauf thront eine Eiche, und eine Gedenktafel erinnert an die Namenspatronin der Straße: Dorothea Borchers (1783 –1842). „Sie setzte sich für bürgerliche Gewerbetätigkeit ein und entwickelte das Borchers’sche Chemische Werk.“
Licht statt Reparatur
Allerdings: Mit dem Zustand des Ensembles ist Anwohner Moritz Schwartz mehr als unzufrieden. „Die Treppe ist schon seit Oktober gesperrt“, sagt der Antiquitätenhändler und deutet auf die Absperrung auf der linken Seite. Einige der Stufen sind baufällig, die Benutzung daher wohl mit Absturzgefahren verbunden. „Aber anstatt sie zu reparieren, was vielleicht 100 Euro kosten würde, hat die Stadt jetzt auf der anderen Seite eine Lampe montiert“, ärgert sich der 73-Jährige. „Das wäre gar nicht nötig gewesen.“
Das Blumenrondell habe er vor einiger Zeit selbst bepflanzt, aber der Wildwuchs zwischen den Pflastersteinen und den Stufen ist ihm ein Dorn im Auge. Dass die Stadt das Unkraut nicht regelmäßig entferne, könne doch gar nicht sein, schimpft Schwartz. Zumal hier auch sehr viele Touristen vorbeikämen und den Aufstieg zu den Wallanlagen nutzten.
Im fünfstelligen Bereich
Mit seiner Kostenschätzung für die Reparatur der Treppe liegt Schwartz allerdings um einiges daneben, wie Stadt-Pressesprecherin Daniela Siegl vorrechnet: „Die Auflager der Stufen sind altersbedingt weitestgehend zerstört, sodass die gesamte Treppe mit Steinen neu versetzt werden muss und auch die Stufen aufgrund der Beschädigungen ausgetauscht werden müssen. Zusätzlich sind Reparaturen am Mauerwerk erforderlich. Die Kosten werden im mittleren fünfstelligen Bereich liegen“, so die Berechnungen der Stadt.
Wann mit der Reparatur zu rechnen sei, kann Siegl noch nicht sagen: „Die Maßnahme liegt im Sanierungsgebiet ‚Östliche Altstadt‘ und soll im Rahmen dieses Programms zunächst beraten und, entsprechend der erforderlichen Beschlüsse, umgesetzt werden“, sagt die Stadtsprecherin. Dass die Laterne auf der rechten Seite, wie von Schwartz behauptet, „gar nicht nötig“ sei, sieht die Stadt anders: „Die Lampe, die an der rechten Treppenseite – unabhängig von einer erforderlichen Sanierung – gesetzt wurde, dient der Ausleuchtung dieser Seite.“ Zu den Kosten für das neue Licht: „Es wurde ein bereits verlegtes Kabel genutzt. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt circa 1500 Euro.“
Betriebshof hat Gras entfernt
Immerhin: Der Betriebshof hatte die Säuberung der Fläche bereits eingeplant: Gestern Vormittag waren Mitarbeiter der Stadt vor Ort, entfernten Gras und Wildkräuter aus den Fugen und machten auch ein paar Fotos von den maroden Stufen, wie Schwartz berichtete.
Schade wäre es auf alle Fälle, die Anlage verkommen zu lassen. Denn die Frau, nach der die Straße benannt wurde und die mit der Tafel geehrt wird, hat die Industriegeschichte Goslars stark geprägt. Die im Jahr 1783 als Dorothea Fenker geborene Tochter eines vermögenden Kaufmanns war Gattin eines Fabrikgründers, der sich besonders mit der Gewinnung von Vitriolen beschäftigte. Nach dessen Tod übernahm sie die Leitung des Unternehmens, engagierte sich „für die bürgerliche Gewerbetätigkeit“, wie die Tafel hervorhebt, und entwickelte das Borchers’sche Chemische Werk. Die Fabrik befand sich früher mitten in der Altstadt von Goslar auf dem Gelände gegenüber der Lohmühle. Die Firma, deren hauptsächliches Tätigkeitsgebiet die Raffination von Vitriolen beziehungsweise Eisensulfaten aus dem Rammelsberg war, war allerdings für die Stadt auch kein angenehmer Betrieb, da er große Umweltprobleme verursachte. Daher zogen Teile des Unternehmens 1901 nach Oker um, wo ein neues Werk entstand. Ein weiterer Umzug an den Stadtrand wurde notwendig nach einem Brand und weil das Gelände zu eng geworden war. 1935 wurde das Unternehmen Teil der H.C. Starck.

Dorothea Borchers' Denkmal ist in üblem Zustand