Glosse von Frank Heine: Wer will noch mit den Grünen spielen?

Alle Vorbereitung hat nichts genutzt: Die wenig effektiven Spieler und Betreuer der deutschen Nationalmannschaft müssen nach dem Vorrunden-Aus die Heimreise antreten. Foto: Federico Gambarini/dpa
Was haben die Goslarer Grünen mit den deutschen WM-Kickern gemeinsam? Beide sind wenig effektiv, wenn der Nutzen ins Verhältnis zum Aufwand gesetzt wird. GZ-Redakteur Frank Heine zieht Parallelen, als er im Bauausschuss auf ein Fußballspiel wartet.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

GZ-Redakteur Frank Heine hat einen Kommentar zum Goslarer Hausmeister-Streit verfasst.
Im Bauausschuss am Donnerstagabend versemmelten sie ein halbes Dutzend Chancen und brachten den Rest der Ratstruppe schier zur Verzweiflung, weil sich der Zeiger in der zweieinhalbstündigen, intensiv geführten Auseinandersetzung (ohne Nachspielzeit) immer weiter der Anstoßzeit der Partie zwischen Deutschland und Costa Rica näherte. Einmal von selbst zurückgezogen, viermal locker abgewehrt und einmal vor dem Abschluss aus dem Gefahrenbereich verdrängt, so lautete die bittere Bilanz des Abends.
Nirgendwo kommen die Grünen richtig zum Zug
Kein komplettes Schleifen des Marktplatz-Pflasters, keine Kon-trolle des Verwaltungspersonals beim energiesparenden Lichtausknipsen, keine Schottergärten-Spione, die Maximalstrafen verhängen, kein „Urban Gardening“ in Vorharzer Hängegarten über dem belasteten Boden, kein Klimaanpassungskonzept oder Hitzeaktionsplan, bei dem Bauchefin Marion Siegmeier richtig in Schweiß kam („das bindet irre viel Personal“): Ob das Ablehnen immer fair war, wenn gleichzeitig die SPD ihre grünen Bäume in graue Vorgärten setzen darf, sei dahingestellt.
Immerhin darf Sebastian Wirth (Die Partei) mit seinem Umbenennungsantrag zu Rommel-, Agnes-Miegel- und Hindenburgstraße in eine vom Kulturausschuss ins Leben gerufene AG Erinnerungskultur abbiegen. Was interessant werden dürfte, weil der Vorstoß Wucht und Substanz hat, in der Technik des Vortragens aber noch ausbaufähig ist. Die genannten drei ebenso historischen wie hinterfragungswürdigen Personen muss in der Tat niemand unbedingt auf dem Platz und schon gar nicht im eigenen Team haben wollen.
„Wenn die Ratspolitik sich einem Fußballspiel unterordnen soll, ist dem eben so“
Den ersten Konter gegen die Grünen fuhr der rote Kapitän Manfred Dieber gegen 18.50 Uhr. „Die ersten acht Punkte gingen ratzfatz, und jetzt geht es hier so los“, sah der Lochtumer seinen WM-Abend bei gewaltiger Antragsfülle in Gefahr. Bürgermeister Axel Siebe (CDU) verschwand wortlos um 19 Uhr. Als Sabine Seifarth beim Hitzeaktionsplan erneut die kalte Schulter gewiesen bekam, wurde die grüne Stoßstürmerin gallig: „Wenn die Ratspolitik sich einem Fußballspiel unterordnen soll, ist dem eben so.“
Vielleicht auch, weil SPD-Abräumer Stefan Eble beim missglückten Flaschenpfand an Mülleimern ohne Namensnennung gegen den früheren Mitspieler Giovanni Graziano gestänkert hatte, der die 42 jetzt anderswo trägt. Als die Grünen endlich schwiegen, stießen ausgerechnet die Echt-Fußballer Michael Ohse und Claus Roschanski mit Füllfragen in tiefrote und schwarze Lücken. Es wurde knapp, aber der Anpfiff in Katar erreicht. Gute Nachricht für den Finanzausschuss am Dienstag: Weil Deutschland raus ist und nicht um 16 Uhr gegen Marokko antritt, kann die Nacht der langen Messer zum Haushalt ungestört von allen Bällen und Bellen über die Bühne gehen.