Zähl Pixel
Wildtierzählung per Kamera

Fotofallen bestätigen: Im Nationalpark dominiert der Hirsch

Ein Hirsch in einem Revier im Nationalpark. Keine andere Tierart ist laut einer Wildbeobachtung derart häufig im Harz verbreitet. Foto: Nationalpark

Ein Hirsch in einem Revier im Nationalpark. Keine andere Tierart ist laut einer Wildbeobachtung derart häufig im Harz verbreitet. Foto: Nationalpark

Im Nationalpark leben sehr viele Hirsche, das belegen Wildtierkameras. Die Daten bieten auch eine Basis, um Hirsche gezielter zu bejagen, damit sie den Baumbestand nicht zu sehr schädigen. Die Jagd in Schutzgebieten ist indes ein heikles Thema.

Von Oliver Stade Mittwoch, 19.07.2023, 10:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Harz. Viele Hirsche im Wald freuen zwar den Jäger, weil die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass ihm ein Tier vor die Flinte läuft. Der Förster ist allerdings wegen der Bissschäden der Tiere an Bäumen in Sorge. Bisher unveröffentlichte Zahlen des Nationalparks Harz zeigen, dass die Rotwilddichte in dem Schutzgebiet sehr hoch ist.

Die Zahlen, die einen Hinweis darauf liefern, wie viele Hirsche sich im Nationalpark Harz aufhalten, stammen von 2019 und 2020 und fließen in eine Datensammlung für zehn Schutzgebiete in Deutschland ein, die an der Uni Freiburg ausgewertet werden. Auf Nachfrage der GZ veröffentlicht der Nationalpark seine eigenen Daten für den Harz erstmals, sie stammen aus 60 Fotofallen in den Revieren Schluft, Acker, Oderhaus, Torfhaus und Bruchberg.

Zahllose Bilder

Demnach wurden an den Kameras, die von Oktober 2019 bis Ende September des Folgejahres aufgestellt waren, 3910 Hirsche gesichtet. Zum Vergleich: Wildschweine, die im Harz ebenfalls häufig vorkommen, wurden in derselben Zeit nur 621 Mal fotografiert, Rehe 155 Mal.

Gelegentlich wird in den Fotofallen, die aktuell wieder im Nationalpark aufgestellt sind, auch ein Wolf gesichtet. Foto: Nationalpark

Gelegentlich wird in den Fotofallen, die aktuell wieder im Nationalpark aufgestellt sind, auch ein Wolf gesichtet. Foto: Nationalpark

Weil manche Hirsche, Wildschweine, Rehe und andere Vierbeiner mehrfach in die Fotofalle liefen, liegen die tatsächlichen Zahlen deutlich unter etwa der Zahl von 3910 Hirschen. Bei den Berechnungen der Wildtierzahlen in den zehn Schutzgebieten werteten die Forscher 1,2 Millionen Bilder aus und ermittelten die Populationsdichten mit statistischen Modellen und künstlicher Intelligenz. Für den Nationalpark Harz ergab die Analyse mit Blick auf den Hirsch für den Sommer je nach Revier und Zeitpunkt 822 bis 1644 Tiere in den beobachteten Nationalparkrevieren, im Winter sind es nur 274 bis 345.

Sabine Bauling, als Fachbereichsleiterin im Nationalpark für die Waldentwicklung und den Wildbestand zuständig, findet die Zahlen „spannend“. Sie sagt: „Hirsche sind wirklich gut unterwegs, wir haben eine ganze Menge Wild.“ Die Daten würden zudem zeigen, dass Hirsche wandern. Im Sommer, wenn es einfacher ist, Nahrung zu finden, würden sich im Nationalpark sehr viele Hirsche aufhalten. „Im Januar, Februar und März wandern sie ab in Nachbarbetriebe und tiefere Lagen“, sagt Sabine Bauling.

Für den Nationalpark würden die Zahlen bedeuten, dass er im eigenen Interesse das Wild bejagen müsse, damit Baumschäden begrenzt werden. Auch mit Blick auf die Flächen der Landesforsten sei die Jagd im Nationalpark notwendig, denn dorthin wandern die Tiere auch ab. Die Jagd in Schutzgebieten ist ein heikles Thema, denn die Natur soll sich selbst überlassen bleiben. Daher soll es erst recht keine Trophäenjagd geben, sondern nur eine, die die Wildbestände mit Blick auf die übrige Natur reguliert.

Die Zahlen über die Verbreitung des Wildes sind für Sabine Bauling eine Grundlage, um „intelligenter und effizienter zu jagen“. Sie sagt, „wir wissen jetzt, wo die Tiere sich schwerpunktmäßig aufhalten“.

Was sagen die Daten außerdem aus? Luchse, von dem im gesamten Harz rund 90 Exemplare leben sollen, wurden an den 60 Kameras in den fünf Nationalparkrevieren nur neunmal fotografiert, Wölfe sechsmal. Wildkatzen wurden dreimal gesichtet, Feldhasen, die eher im flachen und offenen Land vermutet werden, 19 Mal und Waschbären zwölf Mal.

Der Rotwildbestand ist übrigens nicht nur im Harz groß. Die Wildtier-Überwachung in den zehn Schutzgebieten zeigte, dass im Wildgebiet Königsbrücker Heide und im Nationalpark Müritz noch mehr Hirsche per Fotofalle nachgewiesen wurden, und in der Eifel scheint der Bestand nur geringfügig niedriger zu sein.

Beobachtung geht weiter

Die Wildtierbeobachtung wird aktuell fortgesetzt. Seit Juni stehen abermals 60 Fotofallen im Nationalpark Harz, diesmal in den Revieren, die 2019 und 2020 nicht dabei waren. Beobachtet wird das Wildtierleben nun in den vier sachsen-anhaltischen Nationalparkrevieren und im Revier Wolfsstein bei Bad Harzburg.

Im ersten Durchgang wurden einer Mitteilung des Nationalparks zufolge in den zehn beteiligten Schutzgebieten 7591 Hirsche, 3443 Rehe, 4876 Wildschweine, 36 Wölfe, 16 Luchse und 226 Füchse fotografiert. Dass die Zahlen nur als Anhaltspunkt dienen, zeigt sich daran, dass Schätzungen zufolge im Harz 90 Luchse leben. Das Projekt, für das die Uni Freiburg federführend ist, soll Daten über die Wechselwirkung von Tieren auf ihre Umwelt liefern und als Grundlage „für die Regulierung der Wildtierbestände“ dienen, heißt es in einer Mitteilung.

Die Goslarsche Zeitung gibt es auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.

 

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region