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Brandursache unklar

Feuer im Schwimmbad in Wieda: Gebäude komplett zerstört

Das ehemalige Schwimm- und Freibad in Wieda ist komplett zerstört. Foto: Berthold

Das ehemalige Schwimm- und Freibad in Wieda ist komplett zerstört. Foto: Berthold

Das ehemalige Schwimm- und Freibad in Wieda bei Bad Sachsa ist zerstört. Ein Großbrand ist in dem Gebäudekomplex in der Nacht zum Dienstag aus bislang unbekannten Gründen ausgebrochen und beschäftigt ein Großaufgebot von Feuerwehr und Polizei.

Dienstag, 26.07.2022, 13:47 Uhr

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Von Oliver Stade und Thorsten Berthold

Wieda/Harz. Ein Großaufgebot der Feuerwehr war von Montagnacht bis Dienstag im Einsatz, um ein Feuer im ehemaligen Schwimmbad Wieda zu löschen. Die Wasserversorgung gestaltete sich schwierig. Mit einer Pumpe wurde Wasser aus der Wieda gepumpt, meldete der „Harzkurier“. Zum Schutz vor Brandgasen wurde Anwohnern empfohlen, Fenster und Türen zu schließen.

Um 1.20 Uhr rüttelten Sirenen in der gesamten Gemeinde Walkenried die Menschen mehrfach aus dem Schlaf, Anwohner hatten zuvor den Brand gemeldet. Aufgrund der Lage wurden neben den Einsatzkräften aus Walkenried, Wieda und Zorge parallel auch die Wehren der Stadt Bad Sachsa alarmiert.

Altes Freibad Wieda: Feuer droht auf Wald überzugreifen

„Als die ersten Einsatzkräfte eintrafen, standen die ehemaligen Umkleideräume bereits komplett in Flammen“, erklärt Gemeindebrandmeister Tobias Mielke. Vor Ort galt es für die ersten Retter erst einmal ein Übergreifen der Flammen auf den direkt an das Schwimmbad angrenzenden Wald und andere Bereiche zu verhindern, was auch gelang.

Die weiteren, eintreffenden Wehren bauten dann eine Wasserversorgung auf. Und das war nicht einfach - vom Grundstück in der Straße Silberbach musste bis hin zum Fluss Wieda die Leitung den Käseberg hinab gelegt werden, um das Wasser dann wieder mehrere hundert Meter hinauf zu pumpen.

Zur weiteren Unterstützung trafen dann noch Kräfte der Feuerwehrtechnischen Zentrale aus Osterode-Katzenstein ein, am Ende waren es knapp 80 Feuerwehrmitglieder. Auch der Rettungsdienst war vor Ort, darunter der Rettungswagen (RTW) der ASB-Rettungswache aus Bad Sachsa, das Notarztfahrzeug des ASB aus Barbis sowie das DRK Bad Lauterberg mit seinem Einsatzleitwagen. Die Kräfte unterstützten die örtliche Einsatzleitung Rettungsdienst bei der Einsatzdokumentation.

Bis um 10 Uhr sicherte der noch den Einsatz ab. Ferner waren in der Spitze noch zehn Beamten der Polizei sowie Mitarbeiter des Energieversorgers Harz Energie vor Ort.

Flammen schlagen aus den Trümmern

Die Gründe für den Ausbruch des Feuers sind noch unbekannt, die Polizei hat mit den Ermittlungen zur Ursache begonnen und den Brandort auch beschlagnahmt. Auch die Schadenshöhe ist aktuell noch ungekannt.

Parallel hatte ein Fachunternehmen begonnen, mit einem Bagger Teile des zerstören Hauptgebäudes einzureißen, um weiter in Richtung des Traktes um das Hallenbad zu gelangen, wo im Dachstuhl noch Feuer gelöscht werden mussten.

Die Feuerwehr löscht Glutnester unter den Trümmern. Foto: Berthold

Die Feuerwehr löscht Glutnester unter den Trümmern. Foto: Berthold

Aber auch aus den abgerissenen Trümmern schlugen immer wieder Flammen hoch, der Einsatz der Feuerwehr zog sich daher bis in den späten Nachmittag hin. Erst gegen 17 Uhr konnte die Feuerwehr abrücken und übergab die Brandstelle an die Polizei.

Erhöhte Brandgefahr hält Feuerwehren in Atem

Die erhöhte Brandgefahr angesichts anhaltender Trockenheit hält die Feuerwehren der Region weiter in Atem. In den trockenen Sommern steigt die Waldbrandgefahr deutlich. Im ersten Halbjahr 2022 verzeichnete das Landeszentrum Wald in Sachsen-Anhalt bereits mehr als doppelt so viele Waldbrände wie im gesamten vorigen Jahr.

Darauf bereiten sich die Einsatzkräfte vor. Mitte Juli hatte die Kreisfeuerwehr Goslar, die sich seit Jahren gegen die zunehmende Waldbrandgefahr wappnet, erstmals eine Brandbekämpfung mit dem Einsatz von Löschhubschraubern geprobt. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius verfolgte das Geschehen.

Wunsch nach Flugzeug

Der Nationalpark Harz hat vorige Woche im Revier Schierke Löschrucksäcke eingesetzt, um zu verhindern, dass ein Feuer wieder aufflammt. Für Einsätze gegen kleinere Waldbrände hat die Nationalparkverwaltung 40 Löschrucksäcke beschafft und elf Wärmebildkameras, teilt die Parkverwaltung mit. 20 Liter fasst ein Rucksack. Revierleiter Lukas Wachsmann hat bei seinem Einsatz vorige Woche mit einem solchen Rucksack fünf Glutnester nachgelöscht, dann füllte er ihn am Bahnhof Schierke auf.

Nationalpark-Revierleiter Lukas Wachsmann mit einem Löschrucksack im Revier Schierke.  Foto: Nationalpark

Nationalpark-Revierleiter Lukas Wachsmann mit einem Löschrucksack im Revier Schierke. Foto: Nationalpark

Eigene Überlegungen hat Landrat Thomas Balcerowski aus Halberstadt (CDU). Am Montag voriger Woche bekräftigte er den Wunsch nach einem eigenen Löschflugzeug. Bei der Finanzierung solle das Land Sachsen-Anhalt helfen. Am Dienstag brannte es im Harzkreis auf einem Feld zwischen Deersheim und Osterwieck, außerdem stand ein 10 Hektar großes Weizenfeld bei Hoppenstedt (siehe Nordharz-Seiten) in Flammen, die Polizei beziffert den Schaden auf 36.000 Euro.

In Derenburg kamen Förster vor 65 Jahren auf eine ungewöhnliche Idee, um die Fichte vor Feuer zu schützen, die als Flachwurzler besonders anfällig gegen Trockenheit sind und zum Opfer des Borkenkäfers werden. Auch im Stadtwald von Derenburg stehen viele Fichten. Doch eine Revierförsterin hat vor 65 Jahren einen Waldbrandriegel angelegt, erklärt Bürgermeister André Salomon. Er ist 1,5 Hektar groß. „Südlich von uns liegt ein Fichtenwald, der auf Felsen wächst, also sehr wenig Wasser bekommt. Wenn am Aussichtspunkt dort etwas passiert, würde sich das Feuer durch den Wald fressen.“ Salomon, der auch Feuerwehrmann ist, erklärt, Roteichen würden den Fichtenbestand schützen.

Roteichen sollen helfen

„Die Roteiche kommt aus Nordamerika“, erklärt Thomas Roßbach. Er leitet das Betreuungsforstamt, zu dem der Stadtwald von Derenburg gehört. Dicht an dicht stehen die riesigen Bäume. Unter ihnen ist es dunkel. Ähnlich wie bei Nussbäumen hat Bodenvegetation hier kaum eine Chance. Dadurch findet ein Feuer keine Nahrung. „Das Laub der Roteiche ist außerdem feuerhemmend. Dadurch wird auf natürliche Weise die Ausbreitung von Waldbränden verhindert.“

Bürgermeister Salomon in einem Wald aus Roteichen bei Derenburg. Sie sollen die Brandgefahr verringern.  Foto: Bein

Bürgermeister Salomon in einem Wald aus Roteichen bei Derenburg. Sie sollen die Brandgefahr verringern. Foto: Bein

Das Wissen der Vorfahren sei in Jahren mit mehr Niederschlägen in Vergessenheit geraten. André Salomon ist froh über die Weitsicht der Försterin und über ihr Experiment mit dem Waldbrandriegel. Heute würden die Förster ihrem Beispiel folgen und erneut junge Roteichenbestände an pflanzen, die in 35 Jahren ihre feuerhemmende Wirkung voll entfalten würden. Thomas Roßbach hält es angesichts zunehmender Trockenheit für sinnvoll, die Roteiche zu etablieren, um Waldbrände einzudämmen oder zu verhindern. „Ich bin mir sicher, dass sich das auszahlen wird“, sagt der Förster. oli/dpa

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