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Theater-Werkstatt am Ratsgymnasium

Ein Stück mit wenig Überlebenden

Premieren-Lohn: Das Ensemble der Theater-Werkstatt nimmt den tosenden Applaus des Publikums für seine bühnenreife Leistung in der RG-Aula entgegen.  Fotos: Heine

Premieren-Lohn: Das Ensemble der Theater-Werkstatt nimmt den tosenden Applaus des Publikums für seine bühnenreife Leistung in der RG-Aula entgegen. Fotos: Heine

Mit der Krimi-Komödie „(St-)Erben ist tödlich“ meldet sich die Theater-Werkstatt des Ratsgymnasiums aus der Corona-Pause zurück. Zwölf junge Talente beweisen in 13 Rollen ihre Bühnenreife vor vollem Haus – in einem Stück mit wenig Überlebenden.

Von Frank Heine Donnerstag, 23.06.2022, 08:30 Uhr

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Goslar. Wenn nur die lästige Verwandtschaft nicht wäre: Just als sich die reiche Witwe Josefa Bichlmeier alias Merle Bothe eine schöne neue Yacht zulegen will, schlagen Neffe und Nichten zum Absahnen auf – in der Gruppe, aber jede(r) knallhart für sich allein. Plötzlich sterben die Erben in spe aber wie die Fliegen. Mord oder doch nur Zufall? Da gibt es durchaus originelle Außenseiter-Meinungen. Endlich wieder Theater von und mit der Werkstatt des Ratsgymnasiums (RG): „Mein Freund Harvey“ war am 23. März 2019 die letzte Aufführung, bevor Corona die Kultur überall in eine Warteschleife zwang. Mit einem Dutzend junger Talente aus den Jahrgängen neun bis zwölf melden sich jetzt Leiterin Anette Steinberg und Dramaturg Axel Dücker zurück.

Spaß in schwerer Zeit

Im Duo zeichnen beide seit 2005 fürs RG-Theater verantwortlich – und entschieden sich deshalb für die Krimi-Komödie „(St-)Erben ist tödlich“ von Christine Steinwasser, weil ein neues Stück auch Spaß machen sollte in immer noch schwieriger (Proben-)Zeit. Der erste Corona-Lockdown 2020 hatte mit dem „Volksfeind“ von Hendrik Ibsen einen Klassiker des Gesellschaftsdramas fürs RG verhindert.

Assistentin Lisa Pham (li.) kann’s nicht fassen: Ihr Chef Tim Burmester möchte ein Mordkommissariat am liebsten ohne Morde leiten.

Assistentin Lisa Pham (li.) kann’s nicht fassen: Ihr Chef Tim Burmester möchte ein Mordkommissariat am liebsten ohne Morde leiten.

Szenenwechsel: Am Dienstagabend wurde in der proppenvollen Aula zur Premiere viel gelacht – mehr nach der Pause als im langen ersten Akt, als sich Darstellerin für Darsteller erst mit ihrer/seiner Figur ins Stück einführen musste. Nach dem ersten Badewannen-Tod setzte das Sterben der Möchtegern-Erben in mehreren kurzen Akten aber fast stakkatoartig ein.

Wie einst Jacques Clouseau

Herrlich, wie jetzt Tim Burmester mit seinem Kommissar Orlando Persger eine Art Inspektor Jacques Clouseau auf die Bretter zaubert, der partout nur Unfälle sehen will. Was wiederum seine nicht weniger beeindruckende Assistentin Lisa Pham prompt zum Flaschen-Kind mutieren lässt. Und immer noch wollte Antonia Schlüter als ebenso diskretes wie doch oft Szenen dominierendes Dienstmädchen Wiebke „nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“, als alles schon lange nicht mehr so „easy peasy“ war, wie es die „Peace,LoveandRock’n Roll“-Nichte Tamara alias Sofie Reuter gern gewollt hätte.

Weibliche Bühnendominanz (v. li.): In der Krimikomödie „(St-)Erben ist tödlich“ warten Antonia Schlüter, Sofie Reuter, Julia Keiber, Mara Capuci und Lara Bogisch eigentlich auf das Zahlkraft verheißende Ende von Tante Josefa.

Weibliche Bühnendominanz (v. li.): In der Krimikomödie „(St-)Erben ist tödlich“ warten Antonia Schlüter, Sofie Reuter, Julia Keiber, Mara Capuci und Lara Bogisch eigentlich auf das Zahlkraft verheißende Ende von Tante Josefa.

Aber Blumenmädchen können Kohle – mit Nichten – ebenso nicht ablehnen wie die toughe Tanja (Lara Bogisch) und die selbstverliebte Tatjana (Nina Sumerauer). Neffe Tobias verabschiedet sich übrigens als erster von dieser Welt, was Fabian Fricke später nicht hindert, in einer neuen Rolle aufzutauchen.

Lang hingelegt

Seine Ehe-Liebste Evelyn, von Mara Capuci schön schrill gespielt, ist da schon längst Geschichte. Emil Walenta und Efe Yildiz – wahlweise als Auftragskiller oder Bestattungsunternehmer wahrgenommen – legen sich und andere lang hin. Und Tante Josefa? Merle Bothe überlebt das (St-)Erben routiniert und in stützenden Strümpfen. Und Julia Keiber? Ja, was treibt eigentlich Josefas Gesellschafterin Adelgunde die ganze heimliche Zeit über zwischen Tee-Brauen und Glocken-Bimmeln? Die Antwort in einem Stück mit wenig Überlebenden gibt es noch dreimal in der RG-Aula.

Merle Bothe und Julia Keiber (re.) sind ziemlich beste Freundinnen.

Merle Bothe und Julia Keiber (re.) sind ziemlich beste Freundinnen.

Drei weitere Aufführungen beginnen am Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils um 19.30 Uhr in der RG-Aula. Karten gibt es für vier und sechs Euro bei Opus 57 (Petersilienstraße 32), in den großen Pausen im unteren Flur sowie an der Abendkasse.

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