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Vorstand gesucht

Droht dem Harlingeröder Harzklub die Auflösung?

Stolz tragen sie die Harzer Tracht und das seit 1958: Die Harzer Roller sind das folkloristische Aushängeschild des Harzklub Zweigvereins Harlingerode. Wie lange noch? Fotos: GZ-Archiv

Stolz tragen sie die Harzer Tracht und das seit 1958: Die Harzer Roller sind das folkloristische Aushängeschild des Harzklub Zweigvereins Harlingerode. Wie lange noch? Fotos: GZ-Archiv

Der Harzklub Zweigverein Harlingerode steht vor dem Aus. Wenn sich zur Jahreshauptversammlung am 22. März kein neuer Vorstand findet, stehen eine Auflösung oder eine Verschmelzung im Raum. Was passiert mit der Vereinshütte und der Folkloregruppe?

Von Holger Schlegel Mittwoch, 06.03.2024, 05:58 Uhr

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Harlingerode. Der Harzklub Zweigverein Harlingerode ist wohl am Ende. „Wohl“, weil sich ja vielleicht doch noch ein neuer Vorstand findet. Falls aber nicht, und danach sieht es aus, werden die Harlingeröder unter die Decke des Zweigvereins Bad Harzburg schlüpfen. Die Weichen dafür werden am 22. März bei der Jahreshauptversammlung gestellt.

Der Zweigverein aus Harlingerode ist Leid gewöhnt. Vor einigen Jahren brannte das Vereinsheim an der Landstraße ab, jemand hatte es angezündet. Die Mitglieder bauten es mit vereinten Kräften wieder auf. Dann, im April 2012, die nächste Nagelprobe: Es gab mächtigen Streit zwischen Vorstand und der Folkloregruppe „Harzer Roller“, die seit Gründung des Zweigvereins 1958 ein kulturelles Aushängeschild des ganzen Harzes ist. Auch aus dieser Misere befreite sich der Harzklub Harlingerode durch die Wahl eines neuen Vorstandes um Waltraud Dreßler.

Aber dieser Vorstand ist nun kräfte- und altersmäßig an seine Grenzen gestoßen. Waltraud Dreßler zum Beispiel ist 77. Schon während der Jahreshauptversammlung 2023 hatte sie angekündigt, dass es ohne Unterstützung beziehungsweise neue Kräfte nicht weitergehen könne. Seither dürfte sich nichts Weltbewegendes geändert haben. Denn auf der Einladung zur Jahreshauptversammlung 2024 – sie ist für den 22. März angesetzt – steht als Tagesordnungspunkt auch die „Erläuterung einer Vereinsverschmelzung und einer Vereinsauflösung“. Gemeint ist damit die Fusion des Zweigvereins Harlingerode, seiner Mitglieder, seiner Brauchtumsgruppe, seiner Vereinshütte und seines Betreuungsgebiets mit dem Zweigverein Bad Harzburg.

Noch 160 Mitglieder

Soweit würde es natürlich nur kommen, falls sich an diesem Abend kein neuer Vorstand finden sollte. Was – jedenfalls aus Waltraud Dreßlers Sicht – sehr wahrscheinlich ist. Es sei ja nicht so, dass man nicht gesucht hätte. Und auch sonst: „Das lässt sich alles personell nicht mehr stemmen“, erklärt sie gegenüber der GZ. Denn der kleine Zweigverein könne die Arbeit nicht mehr leisten. Die Harlingeröder haben noch 160 Mitglieder in ihren Reihen. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es noch rund 300. Und der Bad Harzburger Zweigverein hat laut seines Vorsitzenden Uwe Siebels gut 530 Mitglieder.

Gespräche sind geführt

Falls sich am 22. März kein neuer Vorstand in Harlingerode findet, bleibt laut Dreßler die amtierende Führungsriege im Amt „bis es zu einer Lösung kommt“. Und diese Lösung wäre die Verschmelzung, so denn die Mitglieder dem Noch-Vorstand den Auftrag erteilen, sie in die Wege zu leiten.

Es werde dann mit dem Bad Harzburger Zweigverein das entsprechende Prozedere in die Wege geleitet. Gespräche, das bestätigen Dreßler und Siebels, habe es schon einige gegeben. Und die Bad Harzburger stünden bereit, für den Fall, dass eine Verschmelzung nötig werde, so Siebels. Es gehe hier aber nicht um eine Übernahme auf Biegen und Brechen. Können die Bad Harzburger die zusätzliche Arbeit leisten? „Es ist machbar, wir haben ja auch Leute“, sagt Siebels mit Blick beispielsweise auf das sogenannte Betreuungsgebiet des Harlingeröder Harzklubs. Zur Erklärung: Ein Zweigverein hat immer auch ein nicht gerade kleines Stückchen Harz in seinem direkten Umfeld, in dem er sich um die Wegebeschilderung kümmert, Bänke aufstellt, Schutzhütten betreut. Das Harlingeröder Betreuungsgebiet umfasst beispielsweise den Wald bei Göttingerode bis zum Elfenstein und nach Oker.

 

Das Vereinsheim des Harlingeröder Harzklubs, die Harzer-Roller-Hütte.

Das Vereinsheim des Harlingeröder Harzklubs, die Harzer-Roller-Hütte.

„Das Gebiet kann und soll ja auch weiter von uns betreut werden“, sagt Waltraud Dreßler. In erster Linie sei die Verantwortung für die Vereinsarbeit das personelle Problem der Harlingeröder, so Uwe Siebels.

Folkloregruppe bleibt

Und auch die Harzer Roller sollen weiter existieren, dann eben als Folkloregruppe des Harzklub Zweigvereins Bad Harzburg. Das, sagen Dreßler und Siebels, könnte für das Ensemble sogar eine Chance sein. Denn es könnte mit interessierten Mitgliedern aus dem Bad Harzburger Zweigverein sogar wachsen. Immerhin hatte es da ja auch mal einen Chor gegeben, die Remise-Sänger.

Der größte Zweigverein

Die Harlingeröder Harzklub-Arbeit würde also weitergehen, auch die Harzer Roller Hütte an der Landstraße bliebe eine Harzklub-Hütte. Wobei – Kuriosum am Rande: Das würde sie auch bleiben, wenn es zu keiner Verschmelzung käme und der Harzklub Zweigverein Harlingerode sich schlichtweg auflösen würde. Denn in der Satzung des Vereins steht laut Dreßler, dass in diesem Falle das Vereinsvermögen an den Harzklub Zweigverein Bad Harzburg ginge.

Und der Bad Harzburger Zweigverein wäre, nach einer Verschmelzung, eine echte Nummer im Reigen der Zweigvereine. Jetzt, mit 530 Mitgliedern, ist er schon der größte im Hauptverein, mit dann fast 700 wäre er sozusagen der allergrößte. Dazu kämen neben den eigenen Objekten –Remise-Museum, Wanderhütte am Butterberg und Betreuungsgebiet – die der Harlingeröder inklusive einer Folkloregruppe. Der Bad Harzburger Zweigverein wäre dann eine echte Bank.

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