Diagnose Darmkrebs: Von der Weltreise in den Überlebenskampf

Gertrud Hahnemann bei der Chemotherapie. Foto: Zinram
Die 68-jährige Gertrud Hahnenmann, die früher in Vienenburg arbeitete, kämpft gegen den Krebs. Wegen ihrer Krankheit musste sie eine Weltreise abbrechen. Mittlerweile sammelt sie Spenden, um ihre teure Behandlung bezahlen zu können.
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Von Tom Zinram
Harz. Die Weltreise von Gertrud (68) und Hartmut (69) Hahnemann nahm eine dramatische Wendung, als die Ärzte bei Gertrud, die früher in Vienenburg arbeitete, Krebs feststellten. Das Ende ihrer Auslandskrankenversicherung zwang das Paar zum Abbruch der Behandlung und der Reise. Nun wenden sich die beiden mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit.
Mit einem selbst gebauten Wohnmobil startete das bei Wernigerode lebende Ehepaar Hahnemann Anfang 2018 seine lang ersehnte Weltreise. „Drei Jahre dauerte es, bis das Fahrzeug reisefertig war. Mit 400 Liter Trinkwasser, einer kleinen Küche zum Brotbacken und einer Schlafmöglichkeit an Bord waren wir unterwegs“, erinnert sich Hartmut Hahnemann.
Doch die Reise entwickelte sich zu einem Albtraum. Während ihres Aufenthalts in Australien im August 2021 litt Gertrud Hahnemann, die viele Jahre als Steuerfachangestellte in Vienenburg arbeitete, plötzlich an Blut- und Gewichtsverlust, Schwächeanfällen sowie „unerträglichen Schmerzen“. Die Diagnose: Darmkrebs.
Die 68-Jährige sagt: „Ich wollte es immer jedem recht machen, hatte mein ganzes Leben Angst vor dem Versagen. Bei der Diagnose hatte ich dann das Gefühl und die Bestätigung, versagt zu haben.“ Notoperationen im Oktober und Dezember 2021 sowie eine anschließende Chemo- und Radiologie-Therapie retteten sie vor einem lebensbedrohlichen Darmverschluss.
Versicherung weg
Der fünfmonatige ungeplante Krankenhausaufenthalt im Ausland, die zwei Notoperationen (Kosten: 22.000 australische Dollar), Chemo, Radiologie und Körper-Scans (38.000 Dollar) brauchten die Ersparnisse komplett auf. Doch der Tumor ging zurück. Mit einer Operation sollte der restliche Tumor entfernt und der künstliche Darmausgang zurückgelegt werden. Das Problem: Gertrud Hahnemanns Auslandskrankenversicherung verlängerte im April 2022 nicht ihre Mitgliedschaft. „Dadurch konnte die letzte Operation nicht in Australien vorgenommen werden, und wir mussten unsere Reise abbrechen. Unser Traum, weiter nach Südamerika zu reisen, platzte“, bedauert Gertrud Hahnemann. Während der gesamten Zeit übernahm ihr Mann liebevoll die Pflege und organisatorischen Angelegenheiten.
Nachdem Gertrud Hahnemann sich noch ein paar Monate erholen musste, kehrten sie im Herbst 2022 nach Deutschland zurück. Statt eines PET-Scans führte der konsultierte Arzt lediglich ein Blutbild durch, das unauffällig war, berichtet das Ehepaar. Doch nach mehreren Monaten litt Gertrud Hahnemann erneut unter starken Schmerzen. Im Frühjahr 2023 der Schock: Darmkrebs im Endstadium. Eine weitere OP wäre zu riskant. Die einzige Überlebenschance: Eine leichte Langzeit-Chemotherapie per Tabletteneinnahme, begleitet von mehrwöchigen Vitamin C- und Aspirin-Infusionen.
Danach folgt eine Immuntherapie – das Blut wird aufbereitet, Tumorzellen separiert und alle drei Wochen als Impfstoffpräparat unter die Haut gespritzt. Damit soll das Immunsystem lernen, Tumorzellen eigenständig abzutöten. Ihre Krankenkasse lehnte die Kosten von 55.000 Euro jedoch ab, weil es sich um eine Alternativtherapie handelt.
Ein Spendenkonto
Doch die Familie kämpft, errichtet ein Spendenkonto. Rund 7000 Euro kamen schon auf „GoFoundMe“ (https://gofund.me/8e9919ad) zusammen. Insgesamt werden aber 55 000 Euro benötigt. Für die Therapie selbst und die anschließenden Aufbaupräparate. Carolin Schrock (36), die jüngste Tochter des Paares, sagt: „Mit ihrer kleinen Rente kann sich meine Mutti diese Therapie nicht leisten. Doch sie braucht die Therapie, um eine Chance zu haben, den Krebs zu besiegen.“
„Mein größter Wunsch wäre, wenn ich mit 99 Jahren noch meine goldene Hochzeit feiern und auf der Hochzeit meiner Enkel tanzen zu können. Und wenn ich dann noch einen Wunsch frei hätte, dann würde ich gern noch nach Griechenland – mir die weiß-blauen Häuser anschauen.“