Das dicke Ding von Nauen erzielt den Spitzenpreis

Forstamtsleiter Detlef Tolzmann begutachtet den Rekord-Eichenstamm aus dem Revier von Försterin Patricia Biniara. Sie schätzt, dass die Eiche zwischen 250 und 300 Jahre alt war. Sie sei sozusagen ein Familienmitglied von Oma und Opa gewesen, das ist ein Baumdenkmal, das zwei Eichen zwischen Nauen und Bodenstein bilden. Foto: Gereke
Es ist das Beste, was die Forsten zu bieten haben, das Sahnestücke des Waldes: Jetzt sind die Umschläge geöffnet, jetzt steht fest, was bei der Wertholz-Submission in Liebenburg die besten Preise erzielte. Ganz vorn: das dicke Ding von Nauen.
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Liebenburg. „Nachdem wir im vergangenen Jahr beim Preis für die Eiche schon ein Plus von 20 Prozent beobachten konnten, kamen in diesem Jahr noch einmal rund 20 Prozent oben drauf“, berichtet Detlef Tolzmann, Leiter des Forstamtes Liebenburg. An der Revierförsterei des Ortes befindet sich der Wertholzlagerplatz, der jetzt im Winter wieder einmal zum Ziel von Interessierten aus ganz Deutschland, Frankreich oder Dänemark geworden war.
Interessantes Schimmern
„2022 lag bei der Submission der Durchschnittspreis für einen Festmeter bei knapp 1000 Euro, in diesem Jahr kommen wir auf 1200 Euro“, so Tolzmann. Den Spitzenpreis erzielte ein Eichenstamm aus dem Revier Braune Heide bei Lutter, das dicke Ding von Nauen: Er kommt auf rund 6,5 Festmeter bei einem Durchmesser von rund 1,20 Metern und erlöste rund 20.000 Euro. „Das macht einen Festmeterpreis von etwa 3700 Euro“, so Tolzmann.

Sooo groß ist das dicke Ding von Nauen: Lucas Prescher (li.) und Alexander Ahrenhold scheinen hinter dem Eichenstamm aus dem Wald bei Nauen zu verschwinden. Foto: Gereke
Einen noch höheren Festmeterpreis erzielte nur ein Riegelahorn, der lag bei ihm bei 3800 Euro. Dieser Baum zeichnet sich durch eine seltene Wuchsanomalie aus, einen welligen Faserverlauf. „Das sorgt für ein Schimmern und eine interessante Maserung“, so Tolzmann.
Ob ein Stamm auch innen das hält, was er von außen verspricht – das sieht man erst, wenn er aufgeschnitten wird. Reklamationen sind ausgeschlossen. „Grundsätzlich gilt: Ein Wald ist keine Schraubenfabrik, bei der alles, was rausgeht, eine Norm erfüllt“, betont Liebenburgs Revierförster Lucas Prescher. „Aber die Vertreter der Firmen sind Profis. Wir sehen nicht die Qualitäten einfach, aber die haben einen Röntgenblick. Manche haben einen ganz speziellen Auftrag in der Tasche und suchen gezielt“, ergänzt Tolzmann.

An der Stelle, an der die Rinde fehlt, wird deutlich, was einen Riegelahorn auszeichnet: Zu erkennen ist eine wellige Struktur des Holzes. Foto: Gereke
Einmal hatte ein Interessent sein Angebot mit einer Null zu viel versehen – aber auch das hatte Gültigkeit. „Er musste dann das zehnfach höhere des eigentlichen Stammwerts zahlen. Alle Seiten hatten diesen Fall prüfen lassen“, erzählt Tolzmann.
Qualität aus dem Wald
Nach Liebenburg kommen vor allem Furnierholzhersteller, aber auch Fassbauer, Instrumentenfertiger oder Hersteller von hochwertigen Möbeln. „Im vergangenen Jahr kaufte ein Hersteller Eichenstämme, um daraus sogenannte Schlossdielen zu fertigen. Sie waren für die Sanierung eines Schlosses oder Gutshauses gedacht.“
Preise, wie sie in Liebenburg erzielt werden, sind natürlich nicht die Regel. „Sie machen vielleicht ein Prozent aus. In Liebenburg lagerten 672 Festmeter. Der Normalhiebsatz seitens der Landesforsten liegt pro Jahr bei 1,7 Millionen Festmetern“, unterstreicht Tolzmann.

Aus diesem Eichenstamm werden Fässer gefertigt. Der neue Besitzer hat ihn mit Paraffin eingeschmiert, damit er nicht unkontrolliert Feuchtigkeit verliert. Foto: Gereke
Für Alexander Ahrenhold, regionaler Pressesprecher Mitte der Landesforsten, sind die Stämme vor allem ein Zeugnis für die Qualität, die dank guter Betreuung aus den heimischen Wäldern kommt.
Übrigens: Gefällt worden wäre die Rekord-Eiche aus der Nähe von Nauen niemals. Orkanböen hatten sie vor einem Jahr umgehauen – ein Stammteil kam nach Liebenburg, die Krone blieb als Totholz im Wald.