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Hans-Joachim Heist

Chef-Choleriker schaut als Heinz Erhardt auf der Laga vorbei

Die Brille macht den Unterschied: eben noch Hans-Joachim Heist – jetzt verkörpert er Heinz Erhardt.

Die Brille macht den Unterschied: eben noch Hans-Joachim Heist – jetzt verkörpert er Heinz Erhardt.

Da kann man wohl sagen: Genau den Nerv getroffen. Drangvolle Enge herrschte am Donnerstag rund um die Parkbühne der Landesgartenschau in Bad Gandersheim. Rund 700 Neugierige hatten Lust auf einen Heinz-Erhardt-Abend mit einem Chef-Choleriker.

Von Andreas Gereke Sonntag, 23.07.2023, 11:00 Uhr

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Bad Gandersheim. Zu einem Heinz-Erhardt-Abend hatte am Donnerstagabend Hans-Joachim Heist eingeladen – besser bekannt ist er als Chef-Choleriker „Gernot Hassknecht“ aus der „Heute-Show“ des ZDF. Rund 700 Neugierige wollten sich das nicht entgehen lassen. Sie standen oder ließen sich auf Decken nieder, denn Sitzplätze waren Mangelware.

„Von den heutigen Comedians wird später keiner Kult sein“

Der Choleriker macht auf Kalauer? Zu Beginn ein Aufwärmprogramm, das mehr an Hassknecht erinnert: „Haben Sie schon die Löwin gesehen“, spielt er auf die Raubtiersichtung bei Berlin an. „Sie würde sich hier wohlfühlen: viel Grün, viel zu fressen.“ Mit einigen Eckdaten zur Vita des Kalauer-Königs Heinz Erhardt (1909-1979) leitet er dann zum eigentlichen Thema des Abends über – und legt sich fest: „Heinz Erhardt ist Kult. Heute würde man ihn als Comedian bezeichnen, aber von den heutigen Comedians wird später keiner Kult sein.“

Dann die Verwandlung: Heist dreht sich vom Publikum weg, holt die Hornbrille aus der Tasche, aufgesetzt – und da ist er wiederauferstanden: Heinz Erhardt. Der Körperbau der beiden ist ähnlich – und so bedarf es tatsächlich nicht mehr als der Brille. Nahezu perfekt wird der Legendenabend dann, wenn noch die passenden Worte folgen.

Klassiker gibt es am laufenden Band

„Ich fuhr mit der Eisenbahn hierher, obwohl ich gar keinen Zug vertrage“, legt er los. Das Publikum, in der Mehrzahl Menschen, die schon Film und Fernsehen sehen konnten, als Erhardt noch lebte, hat er sofort auf seiner Seite. Ein paar charakteristische Gesten, die Lache und natürlich das obligatorische „Ach, was bin ich wieder für ein Schelm heute“ – und die Zeitreise in die 1950er und 60er Jahre ist in vollem Gange. Auf die Frage einer Fee, was er einmal werden wolle, antwortete der kleine Heinz angesichts seiner vollgemachten Windel: „dichter“, um trocken zu bleiben. Das muss die Fee wohl anders verstanden haben. Dazwischen Klassiker wie die „Made“ oder die für ihn typischen Wort-Verdrehungen, die in der Feststellung gipfeln: „Ich bin so zerstreut wie ein Sandsack.“

Insgesamt zählen die Laga-Verantwortlichen bis Mitte Oktober rund 425.000 Besuche auf dem Areal. Einer der Publikumsmagneten: der Heinz-Erhardt-Abend.

Insgesamt zählen die Laga-Verantwortlichen bis Mitte Oktober rund 425.000 Besuche auf dem Areal. Einer der Publikumsmagneten: der Heinz-Erhardt-Abend.

In seinen Rezitationen wird deutlich, dass manches, was Erhardt vor Jahrzehnten aufs Korn nahm, heute immer noch gültig ist – wie der Blick zum obersten olympischen Gott zeigt: „Im Himmel machte er die Blitze, auf Erden aber lieber Witze. So hatte er, als Tier verwandelt, sehr oft mit Damen angebandelt! Einst näherte er sich als Stier – Europa und sprach keck zu ihr: „Ich bin der Zeus! Macht keine Zicken und setzt Euch hier auf meinen Rücken! Halt’t Euch am Horne fest und flieht mit mir dorthin, wo’s keiner sieht!‘ Erst zierte sich das Mädchen sehr... dann weniger, dann wieder mehr – da wurde es selbst Zeus ganz klar, wie uneinig Europa war! Und es ist gar nicht übertrieben, zu sagen, es sei so geblieben!“

„Regierung spricht eine andere Sprache als das Volk“

Immer wieder Beifall. Heist alias Erhardt bedankt sich artig: „Danke für dieses Geräusch.“ Applaus auch für seine Geschichte vom Scheich, den er im Zug traf und der ein Volk regiert, aber gar nicht dessen Sprache beherrscht, was Erhardt fassungslos machte. Darauf wandte der Scheich ein: „Das gibt es doch woanders auch, dass eine Regierung eine andere Sprache spricht als das Volk.“ Heists Kommentar: „An dieser Stelle gibt es immer Beifall.“

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