Cannabis-Freigabe: Ein erster Schritt zur Abhängigkeit?

Bald könnte der tiefe Zug an einem Joint kein Problem mehr sein. Foto: Gentsch/dpa
Eigentlich soll die kontrollierte Freigabe von Cannabis vom 1. April an in Deutschland legalisiert werden. Wir haben uns in Schladen umgehört, wie die Bürger zu den Plänen der Ampelkoalition stehen. Ergebnis: Die Meinungen sind gespalten.
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Schladen. Eigentlich soll die kontrollierte Freigabe von Cannabis vom1. April an in Deutschland legalisiert werden. Doch die Gesetzesinitiative droht nun an den Bedenken mehrerer Bundesländer zu scheitern. Der Bundestagsbeschluss droht im Bundesrat, der am 22. März tagt, zu kippen. Wir haben uns im umgehört, wie die Bürger zu den Plänen der Ampelkoalition stehen.

Vanessa Fricke
So sind Ilona Fricke (47), Vanessa Fricke (14) und Jeanette Mennecke (37) nicht allzu überzeugt von der geplanten Freigabe. „Ich glaube, wir sind zu alt, um das gut zu finden“, witzeln die beiden älteren Frauen. Doch auch Vanessa äußert Bedenken. Obwohl sie sich nicht groß mit dem Thema auskenne, findet sie, dass mehr Interesse am Ausprobieren der Droge bei jungen Menschen aufkommen könnte, und somit die Zahl der Konsumenten erheblich steigen würde.

Tim Blume Foto: Rennwanz
Auch die beiden anderen Frauen stufen Cannabis als mögliche „Einstiegsdroge“ ein. Jeannette Mennecke erzählt allerdings von ihrer Cousine, die unter MS leidet. Sie benutze Cannabis seit geraumer Zeit als Medikament in Form eines Öles und sei jetzt gespannt auf die Erfahrung, die Pflanze auch zu rauchen. Die beabsichtigte Minimierung des Schwarzmarkts finden die drei Frauen positiv. Dennoch sind sie nicht für die Legalisierung.

Lena Päsler Foto: Rennwanz
Tim Blume (18) ist da anderer Meinung. Er schätzt das Gesetz als sinnvoll ein. Freunde von ihm sollen auch schon Cannabis geraucht haben und dadurch in Schwierigkeiten mit der Polizei gekommen sein. Das findet er nicht plausibel, da sie damit „niemandem wehtun würden“ und trotzdem bestraft werden. Daher findet er, die mit der Legalisierung einhergehende niedrigere Kriminalisierungsrate positiv und sinnvoll. Auch der Vergleich mit Alkohol beschäftigt ihn. Es sei ein „schwieriges Thema“, doch trotzdem sieht er den Konsum von Alkohol als ein größeres Problem an, um das sich mehr gekümmert werden müsse.

Jeanette Mennecke Foto: Rennwanz
Ebenso ist Florian Schrader (21) von der Legalisierung überzeugt. Er selbst warte schon länger auf den Beschluss und findet: „Es wird Zeit“. Das einzige Problem sei der Umgang mit Verkehr und Führerschein. Seiner Meinung nach werde dies zu sehr vernachlässigt. Es betreffe die meisten Leute und doch gebe es noch keine genauen Angaben dazu. Abgesehen davon sieht er das Gesetz aber als Fortschritt.

Florian Schrader Foto: Rennwanz
Doch einige der Befragten sind noch unsicher: Lena Päsler (15) sieht positive und negative Punkte, die sie von einer klaren Meinung abhalten würden. Wie Tim Blume denkt sie an die Gefahren durch Alkoholkonsum in Deutschland, welche sie im Gegensatz zu Cannabis als unterschätzt sieht. Der Aspekt der Bekämpfung des Schwarzmarktes sei positiv zu bewerten – denn künftig verringere die Legalisierung vielleicht das Risiko, dass einige auch chemische Drogen konsumieren. Andererseits bestünde in einer Verharmlosung von Drogen grundsätzlich, auch in den sozialen Medien, bei jungen Menschen die Gefahr, dass die sich negativ beeinflussen lassen und auch andere Drogen probieren. Die Cannabis-Legalisierung scheint in aller Munde zu sein – einige haben bereits eine klare Meinung dazu – andere halten sich lieber zurück.

Ilona Fricke Foto: Rennwanz
Die Diskussion wird weiter geführt und wird wohl noch eine ganze Weile ein großes Thema im Nordharz, der Region und weit darüber hinaus sein. Ob es dann im April wirklich so weit ist, wird sich noch zeigen, wenn der Bundesrat möglicherweise nicht noch einen Aufschub bewirkt.