Braunlager feiern sich als Tourismus-Spitzenreiter

1,405 Millionen Übernachtungen zählten Braunlage (Foto), Hohegeiß und St. Andreasberg im vergangenen Jahr. Mehr als jeder andere Ort im Harz. Archivfoto: Eggers
1,405 Millionen Gästeübernachtungen verzeichnete Braunlage im vergangenen Jahr. Das sei das beste Ergebnis im Harz, freuen sich die Oberharzer. Die Frageist: Wie kommt dieses gute Ergebnis zustande? Ohne Schnee? Und in einem sterbenden Wald?
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Braunlage. Braunlage feiert sich als erneut „übernachtungsstärkste Kommune im Harz“. In Zahlen ausgedrückt: Im vergangenen Jahr zählten die drei Ortsteile zusammen 1,405 Millionen Touristen-Übernachtungen. Das wurde während der Sitzung des Ausschusses für Bau, Verkehr, Umwelt, Wirtschaft und Tourismus glücklich verkündet und tags darauf von der Braunlage- Tourismus-Marketing-Gesellschaft (BTMG) noch einmal in einer Pressemitteilung nachgeschärft.
Schon vor Jahresfrist hatte sich Cathleen Hensel, Geschäftsführer der BTMG, darüber gefreut, dass bei den Übernachtungszahlen nicht nur das Vor-Corona-Niveau erreicht, sondern sogar übertroffen worden war. 1,409 Millionen Übernachtungen waren 2022 gezählt worden, 2,3 Prozent mehr als im bis dato als Rekordjahr gehandelten 2019.
Noch weiter nach oben ging es nun im vergangenen Jahr zwar nicht. Aber auch nicht nennenswert nach unten. 1,405 Millionen Übernachtungen, 4000 weniger als 2022, ein Verlust von gerade einmal 0,3 Prozent – für Cathleen Hensel sind das „zuverlässig hohe Übernachtungszahlen“. Die hohe touristische Nachfrage sei also keine Eintagsfliege.
Was sind die Gründe? Vielleicht nicht zwingend die Tatsache, das Braunlage beziehungsweise der Harz Deutschlands nördlichstes Skigebiet sind, auch wenn der Wurmberg laut Hensel auch 2023 ein wertvolles touristisches Pfund gewesen sei. Aber Schneesicherheit sieht anders aus.
Doch „auch wenn der Winter nach wie vor wichtig ist, haben wir uns zu einer Ganzjahresdestination entwickelt“, so Hensel. So ist zum Beispiel das Wandern nach wie vor sehr beliebt. Auf der Online-Buchungsplattform „booking.com“ habe es Braunlage im Oktober auf Platz zwei der am häufigsten empfohlenen Wanderziele Deutschlands geschafft. „Stressgeplagte Gäste aus der Großstadt suchen unsere drei Orte auf, um der Natur näher zu sein.“
Der sterbende Wald
Natur? Auch ein schwieriges Thema. Hensel spricht selbst von „streichholzartigen Baumgerippen, die Endzeitstimmung verbreiten“. In Kombination mit dem Klimawandel sei dieses Absterben der Fichten die Kehrseite der Medaille „Montanhistorie“. Vom Bergbau profitiere der Harz einerseits noch heute durch kulturelle und historische Schwergewichte wie die Grube Samson.
Andererseits stirbt den Harzern halt der Wald weg, weil er eine Monokultur ist – auch das ein Erbe aus der Bergbau-Ära. Aber mit diesen Brachflächen werde der Tourismus im ganzen Harz offensiv umgehen. Statt zu resignieren, solle den Besuchern ein optimistischer Blick auf die Kraft der lebendigen Natur vermittelt werden. „Wir glauben nicht, dass sich das Baumsterben dauerhaft negativ auf den Tourismus in unseren Orten auswirken wird.“ Dafür passiere zu viel im positiven Bereich und die Gäste würden lernen, die Entwicklung des Waldes zu verstehen, und zu sehen, dass viel Neues entstehe.

BTMG-Chefin Cathleen Hensel bei einer der traditionellen Braunlager Walpurgisfeiern. Archivfoto: Eggers
Wie sieht es 2024 aus?
Ebenfalls ins Thema Lifestyle passt das Mountainbiken. Das bleibe weiterhin ein Wachstumsbereich, die Angebote rund ums Biken würden stark nachgefragt. „Von den zuverlässig hohen Übernachtungszahlen leite ich ab, dass zum einen das Angebot vor Ort stimmt und wir in der Lage sind, mit unseren drei Orten und deren unterschiedlicher Positionierung eine sehr breite Zielgruppe anzusprechen.“, so Hensel. Aber, ob das auch so bleibt? Der Start ins Jahr 2024 war jedenfalls nicht erfolgreich. Die Monate Januar und Februar litten unter Schneemangel. Doch das hatte durchaus auch positive Effekte (Bericht folgt).
HINTERGRUND
-Mit über 360.000 zeichnete sich der Ortsteil St. Andreasberg für rund 26 Prozent der Übernachtungen verantwortlich.
-In Hohegeiß wurden 187.000 Übernachtungen gezählt. Das sind rund 13 Prozent der Gesamtübernachtungen im Jahr 2023.
-Braunlage selbst hatte im vergangenen Jahr 857.000 Übernachtungen, das sind 61 Prozent.
-Während in Braunlage und St. Andreasberg die Zahlen leicht rückläufig waren, zeigte Hohegeiß ein Wachstum von über 10 Prozent.
-In allen drei Orten hat sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer leicht verringert, im Rückschluss wurden fast drei Prozent mehr Gäste beherbergt. Quelle: BTMG