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Streit um Buslinien-Ausschreibung

Braunlage: „Hahne-Reisen sollte ausgebootet werden“

Endstation: Die Haltestelle Schulzentrum Braunlage ist je nach Betrachtung Start- oder Zielpunkt der Buslinie 470, die noch bis 31. Juli von der Firma Hahne-Reisen gefahren wird.  Archivfoto: Eggers

Endstation: Die Haltestelle Schulzentrum Braunlage ist je nach Betrachtung Start- oder Zielpunkt der Buslinie 470, die noch bis 31. Juli von der Firma Hahne-Reisen gefahren wird. Archivfoto: Eggers

Ist die Ausschreibung der Buslinien vom Südharz nach Braunlage mit rechten Dingen abgelaufen. Walkenrieds Ortsbürgermeister Michael Reinboth glaubt, die Firma Hahne-Reisen sollte ausgebootet werden. Dem Unternehmen droht mitterweile das Aus.

Von Michael Eggers Sonntag, 11.02.2024, 08:00 Uhr

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Braunlage/Walkenried. Die Vergabe der Buslinien zwischen Braunlage und Bad Sachsa sowie Braunlage und Herzberg sorgt weiter für Kontroversen. Der Walkenrieder Ortsbürgermeister Michael Reinboth erhebt dabei schwere Vorwürfe gegen den Zweckverband Verkehrsverbund Südniedersachsen (ZVSN) und die Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen. Beide weisen die Vorwürfe auf GZ-Anfrage zurück.

Wie berichtet hat die Firma Hahne-Reisen aus Hohegeiß, die jahrzehntelang Buslinien im Südharz gefahren ist, die Ausschreibung um die Linien 470 und 472 verloren. Beide Linien übernimmt die Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen, zu der sich die Busunternehmen Weihrauch Uhlendorff aus Northeim und Pülm-Reisen aus Seesen zusammengeschlossen haben. Und auch die Linie 450 von Herzberg nach Braunlage beziehungsweise St. Andreasberg, die noch bis 31. Juli die Firma Regionalbus Braunschweig (RBB) betreut, übernimmt die Verkehrsgesellschaft.

Jahrzehntelang zufrieden

Unglücklich mit der Vergabe ist Walkenrieds Ortsbürgermeister Michael Reinboth. Für ihn steht fest, dass der Zweckverband die Firma Hahne-Reisen ausgebootet hat, in dem er die Ausschreibungen dieser Linien 450, 470 und 472 sowie auch 471 (Bad Sachsa-Bad Lauterberg) einfach zusammengelegt bewertet habe. Dadurch habe die Firma Hahne-Reisen nicht mehr das günstigste Angebot abgeben können, erklärt er.

Michael Reinboth bezweifelt zudem, dass die Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen in der Lage sein wird, die Linien zwischen Bad Sachsa und Braunlage zu fahren. Seinen Informationen zufolge habe das Unternehmen nicht genügend Personal, zudem sei es nicht vor Ort, sodass es bei Linienantritt zu kilometerlangen Leerfahrten komme. Er betont, im Südharz seien sie jahrzehntelang zufrieden mit Hahne-Reisen gewesen, auch wenn es zuletzt den Notfahrplan gegeben hätte.

ZVSN-Geschäftsführer Stephan Börger weist auf GZ-Anfrage die Vorwürfe zurück und unterstreicht, die Linien seien europaweit ausgeschrieben worden. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, und um Synergien zu schaffen, seien bei dieser Ausschreibung aber auch vier Kombiangebote zugelassen worden. Eines davon sei das auf die sogenannten Teilnetze 21 (Herzberg) und 22 (Bad Sachsa) der Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen. Die Firma Hahne hingegen hatte sich nur auf das Teilnetz 22 beworben und sei diesmal nicht berücksichtigt worden.

W-Lan und Klimaanlage

Auch Geschäftsführer Carsten Pülm von der Verkehrsgesellschaft Südniedersachsen stuft die Vorwürfe des Ortsbürgermeisters als haltlos ein. „Wir fahren seit Jahren Linien im Südharz, beispielsweise im Raum Osterode, und werden uns da doch nicht auf ein Himmelsfahrtskommando einlassen“, sagt er. Das Angebot sei durchdacht, und er sei zuversichtlich das Personal für die Linien bis zum Start am 1. August zu haben.

Weiter führt der Busunternehmer aus, dass es bereits Gespräche für einen Standort im Raum Bad Sachsa und Walkenried gebe, um lange Leerfahrten zu vermeiden. „Wir investieren aber auch“, betont Carsten Pülm. Für 4,7 Millionen Euro wolle das Unternehmen neue Busse kaufen, um die Linien im Südharz bedienen zu können. Für die Fahrgäste sei das ein großer Vorteil meint er. „Diese Busse haben alle W-Lan und Klimaanlage.“

Nicht gut sieht es hingegen für die Firma Hahne-Reisen aus, der laut Christian Hahne, dem Sohn des 89-jährigen Inhabers Wolfgang Hahne, das Aus droht. Das kleine Unternehmen beschäftigt acht Mitarbeiter und besitzt acht Linienbusse. Es existiert seit 1928 und ist von dem Vater des Inhabers, Curt Hahne, gegründet worden. Wolfgang Hahne führt den Betrieb seit 1974, also seit 50 Jahren.

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