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Bad Harzburger Grundschule will Freude am Lesen vermitteln

Helga Krück, Susanne Herweg und Karl Heinz Nothdurft (v.l) mit lesebegeisterten Schülern und ihren Lieblingsbüchern. Foto: Jenzora

Helga Krück, Susanne Herweg und Karl Heinz Nothdurft (v.l) mit lesebegeisterten Schülern und ihren Lieblingsbüchern. Foto: Jenzora

Das neue Projekt Grundschule Harlingerode und Bücherheimat aus Bad Harzburg soll die Motivation der Kinder für Bücher erhöhen. Lesemotivatoren nehmen sich die Zeit um Geschichten zu lesen und zu besprechen, dabei geht es aber nicht um Leistungsförderung.

Von Emely Jenzora Freitag, 09.02.2024, 15:00 Uhr

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Die Lesekompetenz und das Interesse an Büchern sinken – laut Studien lesen Kinder immer seltener und schlechter. Das Leseprojekt der Grundschule Harlingerode soll dem entgegenwirken. Dabei wird vor allem auf Spaß und Motivation gesetzt.

„Uns geht es hauptsächlich um die Freude am Lesen“, sagt Schulleiterin Swenja Niemeyer. Pro Woche können mehrere Schülerinnen und Schüler des dritten Jahrgangs am Projekt teilnehmen. Sie treffen sich dazu zu zweit oder alleine für 20 Minuten mit einem Lesemotivator (Lemo), um vorgelesen zu bekommen, selber vorzulesen oder über die Bücher zu sprechen. „Die Lesemotivatoren sind keine Lesepaten, denn die fokussieren sich auf die Förderung der Lesekompetenz“, erklärt Niemeyer. Und das liege ihrer Meinung nach ausschließlich in der Verantwortung der Lehrkräfte. Die Teilnahme sei bei dem Projekt nicht abhängig von der Leseleistung der Kinder. Die Lemos würden sich individuell auf jedes Kind und Buch einstellen.

Kein Kompetenzaufbau

Karl Heinz Nothdurft von der Bücherheimat hat das Projekt im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. „Unsere größte Sorge ist, dass die Kinder verlernen zu lesen“, verrät er. Es habe einige Zeit gedauert, bis er die Schulleiterin davon überzeugen konnte, dass es bei dem Projekt nicht um eine Leistungsförderung gehe. „Ich bin da einfach vorsichtig, den Kompetenzaufbau möchte ich nicht in andere Hände legen“, gibt Niemeyer zu. Als sie jedoch einen gemeinsamen Weg gefunden haben, habe sie dem Projekt mit gutem Gewissen zugestimmt.

Projekt auf Probe

Zunächst habe Nothdurft sich in der Bücherheimat auf die Suche nach Interessierten gemacht. Es hätte zwar viele Freiwillige gegeben, übergeblieben sind aber nur drei: Susanne Herweg und Hans-Joachim Stehr sowie Helga Krück, die in Kitas und Altenheimen vorliest. „Wir mussten erst einmal ausprobieren, wie unser Projekt überhaupt ankommt“, sagt Nothdurft. „Und ob wir überhaupt ankommen“, ergänzt Herweg. Schließlich kommen die Lesemotivatoren von außerhalb und sind für die Kinder fremd. „Darum bieten wir immer Zweiergruppen an. Erfahrungsgemäß fühlen sich die Schüler so wohler und können sich leichter öffnen“, erklärt die Schulleiterin. „Dass wir nicht zur Schule gehören, ist ein Vorteil. Die Kinder spüren, dass wir nicht auf ihre Leistung achten“, vermutet Herweg.

„Wir wollen die Freude am Lesen vermitteln“, erzählt Niemeyer. Aber dafür brauche man Zeit, die im Schulalltag nicht immer vorhanden sei. Natürlich würden die Lehrkräfte das Lesen Tag für Tag fördern, die Interessen und Fragen eines jeden Einzelnen könnten dabei allerdings nicht immer beachtet werden.

Geschichten verstehen

„Oft lesen die Kinder nur einzelne Silben oder Buchstaben und reimen sich den Rest zusammen“, so Herweg. Das liege zum Beispiel an Faulheit oder fehlender Konzentration. Einer der Gründe, warum das Projekt nur jeweils 20 Minuten läuft. In der Zeit würden sich die Lemos nicht nur darauf konzentrieren, dass die Kinder die Geschichte lesen, sondern sie auch verstehen. Dazu würden sie zwischendurch auch Wörter und Bilder erklären. „Der Austausch ist den Kindern sehr wichtig“, ergänzt Niemeyer. Die Bücher suchen sich die Kinder selber aus, bringen sie entweder von Zuhause mit oder leihen sie aus der Bücherei aus.

„Wenig Zugang zu Literatur“

„Das Problem ist nur, dass die Kinder wenig Zugang zu Literatur haben“, sagt die Schulleiterin. Leidenschaft für ein bestimmtes Buch gebe es bei Kindern nicht. Daher sei Neugier eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme. Zudem müsse die Scheu vor Buchstaben abgelegt werden. Am beliebtesten seien jedenfalls Bücher mit wenig Text und viel Bilder, so falle es den Schülern leichter, die Verbindungen einzelner Passagen zu verstehen. Susanne Herweg beschreibt das Projekt als „interaktives Zusammenkommen, das von den Kindern gesteuert wird“. Und das wird nun seit sechs Monaten gerne genutzt. Schüler würden sich dafür sogar gegen den beliebten Textil- oder Sportunterricht entscheiden. Daher würde sich die Bücherheimat über weitere Lemos freuen.

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