Apotheker im Landkreis Goslar schlagen Alarm

Die Apotheker Jens Kloppenburg (links) und Dr. Christian Braem-Neuwald organisieren den Protesttag im Landkreis Goslar. Foto: Roß
Bundesweit bleiben am 14. Juni die Türen vieler Apotheken geschlossen. Auch die Pharmazeuten im Landkreis Goslar beteiligen sich an dem Protest. Die GZ erläutert, worum es dabei geht.
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Harz. Dr. Christian Braem-Neuwald aus Braunlage, der den Landesapothekerverband im Landkreis Goslar vertritt, und Bezirksapotheker Jens Kloppenburg aus Oker erläutern im Gespräch mit der GZ, worum es geht. Kloppenburg wird deutlich: „Es geht um die Missachtung der apothekerlichen Leistung durch den Bundesgesundheitsminister.“ Ja, der Ärger sitzt so tief, dass der Sozialdemokrat Kloppenburg auch vor seinem SPD-Parteifreund Karl Lauterbach nicht haltmacht. Auslöser für seinen Frust sei vor allem der Entwurf des sogenannten Lieferengpass-Gesetzes aus dem Gesundheitsministerium. Den Apotheken soll damit ermöglicht werden, bei Lieferengpässen bestimmter Medikamente Alternativen anzubieten – eine Regelung, die während der Corona-Pandemie per Verordnung eingeführt wurde und nun in ein Gesetz münden soll.
Viel Arbeit für 50 Cent
Kloppenburg gibt zu bedenken, dass dafür viel Recherchearbeit nötig sei, dazu Gespräche mit Ärzten und Patienten. Zum Teil würden die Apotheken Arzneien auch selbst wieder herstellen. Lauterbachs Entwurf sieht pro Fall eine Vergütung von 50 Cent vor, worüber beide Apotheker nur den Kopf schütteln können. Man bekomme den Eindruck „der weiß gar nicht, was wir tun“. Als „schamlosen Betrag“ bezeichnete Gabriele Regina Overwiening den halben Euro Vergütung. Sie ist Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), die den deutschlandweiten Protesttag kommenden Mittwoch organisiert.
Protest ist selten
Dass Apothekerinnen und Apotheker protestieren, komme äußerst selten vor. Kloppenburg und Braem-Neuwald legen Wert darauf, dass sich der Unmut der Branche nicht gegen die Patienten richtet. Der Notdienst sowie die Notversorgung mit wichtigen Medikamenten werde auch am 14. Juni laufen. „In der Gesundheitspolitik muss sich dringend etwas ändern“, fordert Bezirksapotheker Braem-Neuwald. Die Engpässe bei den Medikamentenlieferungen hätten sich nach der Corona-Pandemie noch verschlimmert. Das zeige, wie kaputt das System sei, in dem nur noch der Preis zähle und nicht die Qualität. Jede Woche würden in Deutschland ein bis zwei Apotheken schließen. Laut ABDA ist die Zahl der Apotheken 2022 auf knapp 18.000 gefallen – die geringste Zahl seit40 Jahren. Und der Trend gehe weiter nach unten. Ein weiteres Problem seien sogenannte Retaxationen: Dabei verweigert die Krankenkasse die Erstattung eines Medikaments, das bereits an Patienten ausgegeben wurde.
Was fordern die Pharmazeutiker? Kloppenburg fasst zusammen: „Wir wollen ernst genommen werden.“ Dazu gehöre eine vernünftige Vergütung. Schließlich müssten von dem Geld auch die Angestellten bezahlt werden – und der Fachkräftemangel sei allgegenwärtig. Wie wichtig die Apotheke vor Ort ist, hätten die vergangenen Pandemie-Jahre eindrucksvoll gezeigt.
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