1000 Gäste sehen aufregend Schönes und Nachdenkliches

Die Skulpturen „Wölfe“ nehmen in der Rathausscheune reichlich Raum ein. Doch lassen sie die anderen Werken noch ihre Wirkung. Fotos: Potthast(3)/Archivfoto: Schlegel
Rund 1000 Besucher haben sich bislang die Ausstellung „Natur – Mensch“ angeschaut. Bis zum 28. Oktober läuft sie noch. Und bis dahin können Gäste auf einer Werkliste ankreuzen, wer ihrer Meinung nach den Publikumspreis verdient.
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St. Andreasberg. Drei Orte mit 42 Kunstwerken, die sechs Wochen lang zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema „Natur – Mensch“ anregen: Das offeriert die gleichnamige Ausstellung, die ein Projekt der Stadt Braunlage und des Nationalparks Harz ist. Sie hat dieses Jahr die Auflagennummer 29. 1000 Besucher sollen nach Aufzeichnung des Bergstadtvereins, der sich mit Ehrenamtlichen unter anderem in das Hüten der Kunst einbringt, bereits da gewesen sein. Wie sich Gäste bislang zu Ausstellung und Objekten äußern, danach hat sich die GZ erkundigt.
Erinnerungen mitnehmen
Auch wenn sie sich gar nicht so gerne auf eine Arbeit festlegen lassen wollte, die Tuschezeichnung „Gras“ beeindruckte Agnes Schulz aus Schönebeck schon. Sie mag das Filigrane. Und sie mag Fotografien, von denen einige zu sehen sind. Denn sie fotografiert selbst seit mehr als 50 Jahren und stellte ihre Bilder bereits aus. „Schrott ist mein Thema.“ Am Samstag hatte sie ihre Kamera dabei, um Erinnerungen an die Ausstellung und Anregungen für eigene Bilder nach Hause mitzunehmen. Sie und ihr Ehemann haben nach der Wende oft ihren Urlaub in St. Andreasberg verbracht. Darüber ergab sich irgendwann, dass sie in die Kunstausstellung „Natur – Mensch“ gingen. Die aktuelle hatte sie sich vorab im Internet angeschaut. Nicht ganz so gut dargestellt fand sie die „Wölfe“ von Thomas Groehling, die Köpfe seien ihr einfach zu rund.

So einige Skulpturen sind in der Rathausscheune, im alten Rathaus sowie in der Martinikirche aufgestellt.
Eine Dame aus Herzberg am Harz, die, wie sie mitteilte, fast jede „Natur – Mensch“-Ausstellung besucht habe, fotografiere und male, wollte sich zunächst nicht festlegen. „Es sind so unterschiedliche Sachen, es wäre vermessen zu sagen, das sei das Beste.“ Aber über eine negative Kritik an der Arbeit von Nanja Heid – Derartiges habe sie früher ihre Schüler als Nähübung machen lassen – kam sie auf „In den Schutz der Nacht verschwinden“, das blaue Bild von Roswitha Prahl, sowie auf „Zeitzeugen“, den Foto-Triptychon von Kai Hillebrand. Beide Arbeiten gefielen ihr. Nachdem sie erwähnte, der ersten Begehung eine zweite folgen zu lassen – erstmal verschaffe sie sich einen Überblick, dann komme die genauere Betrachtung –, nannte sie zwei weitere für sie positive Arbeiten. Die seien auch handwerklich gut gemacht: „Drei Kakerlaken“ von Euiyoung Hwang – und die „Wölfe“.
Positive Gästebuch-Einträge
Im Gästebuch ist zu lesen, dass es eine großartige Ausstellung zu einem aktuellen Thema sei. Dass sie interessant, sehr sehenswert, schön, wunderschön, aufregend schön, toll, spannend sei. Jemand notierte, zum zweiten Mal dort und „wieder begeistert“ gewesen zu sein und „Gehe nachdenklich…“ Die Klanginstallation „Platte des Lebens“ von Tom Kretschmer im Obergeschoss der Martinikirche hatte es offenbar einem der Gästebuchschreiber angetan. Er oder sie nominierte das Werk für den Wettbewerb um den Publikumspreis. Der Favorit eines anderen Besuchers: „Auch Fische weinen“ (Fischsterben in der Oder 2022) von Claudia Irene Carmen Simon.

Im Rathaus hängt das Bild, für das Viktoria Diehn den Andreaspreis bekam.
Nicht jedem gefällt alles. Jeder hat seinen eigenen Blickwinkel, geprägt durch eigene Erfahrungen und Emotionen. Braunlages Bürgermeister Wolfgang Langer, er war einer der Juroren bei der Auswahl der Werke, formulierte für das Grußwort, das im Ausstellungs-Katalog abgedruckt ist: 42 Arbeiten von insgesamt 367 hätten die Jury beeindruckt. Dabei habe es durchaus unterschiedliche Bewertungen gegeben, „da jeder der Juroren eine andere, individuelle Sicht und einen anderen Zugang zu einem Kunstwerk hat“. Einer der 1000 Besucher fasste für sich zusammen und trug das ins Gästebuch ein: „Bunte Farben, verschiedene Materialien, Leben, Kampf, Natur.“
Publikumspreis zu vergeben
Der Andreaspreis ist bereits vergeben an Viktoria Diehn für ihr Bild „Norddeutsche Landschaften“. Der Publikumspreis ist noch auszuloben. Jeder Besucher kann die Arbeit wählen, die für ihn besonders ist. Auf der Werkliste kann er ein Kreuz setzen. Die Ausstellung ist täglich von 11 bis 17Uhr geöffnet, ihr Ende am 28. Oktober. Danach werden die Stimmen ausgezählt, Anfang November der Publikumspreis festgelegt, wie von der Nationalparkverwaltung zu hören ist. Eine Woche vor dem letzten Tag, am 21. Oktober, führt Ausstellungsgestalter Detlef Kiep ab 15Uhr Kinder durch die Räumlichkeiten.
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