Stimmen zum WM-Aus: „Wir haben keine Weltklasse mehr“

Mit gesenkten Köpfen und betroffenen Blickes verlassen die Nationalspieler den Rasen im Al-Bait Stadion nach dem erneuten WM-Aus in der Vorrunde. Foto: dpa
Unterirdisches Abwehrverhalten, fehlende Nachwuchsförderung und immer wieder Japan - das nehmen die Harzer nach dem Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar mit. Aber es gibt auch lobende Worte über das Team.
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Seit Donnerstagabend steht es fest. Zum zweiten Mal in Folge ist die Deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde einer Fußball-Weltmeisterschaft gescheitert. War das Team zu schwach? Tragen Bundestrainer Hansi Flick und DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff die Verantwortung? Oder war es einfach nur Pech? Wir haben in der Harzer Fußballszene ein Meinungsbild gesammelt.
Ingo Vandreike (Trainer des Goslarer SC 08): „Aus Trainersicht würde ich sagen, dass es nicht an dem Spiel gegen Costa Rica gelegen hat. Auch gegen Spanien hat die Mannschaft eine gute Leistung gezeigt. Das Spiel gegen Japan war ausschlaggebend, und insgesamt hat es sicherlich der eine oder andere an Leistung vermissen lassen. Wegen der äußeren Umstände in Katar hat der DFB mit den Spielern viele Dinge versucht, alles in die richtigen Bahnen zu lenken, aber als Trainer kannst du den Spielern nicht in die Köpfe gucken. Und am Ende sind das Profis, die bei einer Weltmeisterschaft spielen.“
Ricardo Herrmann (sportlicher Leiter des TSV Gielde): „Mein Empfinden ist, dass wir verdient ausgeschieden sind. Wir haben nichts aus der WM 2018 gelernt und sind wieder am Mauerfußball der Gegner gescheitert. Es wurde in der Vergangenheit versäumt, den Nachwuchs zu fördern, insbesondere auf der Position des Mittelstürmers und bei den Außenverteidigern mangelt es. Füllkrug war da ein Glücksfall, aber der ist eben auch schon 29.“
Andrea Ostermann (Kreisfrauenreferentin): „Im Prinzip ist es schade, dass die Mannschaft ausgeschieden ist. Sie hat es im ersten Spiel gegen Japan vergeigt, weil sie die Partie zu schlampig zu Ende gebracht hat. Am Turnier sieht man aber wieder, dass es keine kleinen Gegner mehr gibt – es geht von Beginn an um alles und manchmal entscheidet ein Wimpernschlag. Die Mannschaft war insgesamt zu instabil, obwohl sie nach meinem Gefühl 2018 deutlich schlechter war. Man muss sich aber auch hinterfragen, warum es immer wieder passiert.“
Hans-Jürgen Bergmaier (Schiedsrichter des SV Klein Döhren): „Insgesamt war das Abwehrverhalten unterirdisch. Es kann nicht sein, dass wir zwei Konter kriegen und dabei zwei Tore fallen. Unser Fußball hat das strukturelle Problem, dass uns die Jugend wegbricht, das wird sich auf die Zukunft auswirken. Schon jetzt bekommen deutsche Nachwuchsspieler aufgrund der vielen internationalen Akteure in der Bundesliga kaum Spielzeit. Für engagierte Jugendtrainer ist es durch die heutige zeitliche Belastung in der Schule wiederum schwierig, Kinder zu vernünftigen Zeiten auf den Fußballplatz zu bekommen.“
Jens Bergmann (Vorsitzender desFC Zellerfeld): „Ich würde einmal mit Japan anfangen: Wer Deutschland und Spanien schlägt, hat es verdient weiterzukommen. Wir haben gegen Costa Rica unseren Job gemacht. Ich hätte vor dem Spiel nicht gedacht, dass das nicht reicht, weil ich mir 1000-prozentig sicher war, dass Spanien nicht verliert. Insgesamt haben wir auf vielen Positionen internationale Klasse, aber keine Weltklasse mehr.“
Jens Göttling (Fußballobmann desSC 18 Harlingerode): „Die Zusammenstellung des Kaders war meines Erachtens nicht optimal. Wenn ich zur WM fahre, zählen keine Namen, dann muss ich die Spieler mitnehmen, die in der Liga die besten Leistungen gebracht haben. Ich würde Flick aber auf jeden Fall die Chance geben, weiterzumachen.“
Julian Moser (Torwart des SV Rammelsberg): „Am Ende ist es mega bitter, dass man so ausscheidet. Es ist aber mit dem Spiel Spanien gegen Costa Rica auch viel gegen einen gelaufen. So schlecht, wie alle sagen, finde ich unsere Mannschaft nicht. Unsere Topaufstellung, insbesondere mit dem Bayern-Block und Musiala, gehört zu den besten der Welt, ebenso Neuer, der nach wie vor auf Topniveau spielt. Bis zur Heim-EM würde ich Flick und Bierhoff noch geben.“