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Fußball: Seltene Entscheidung

Sportgericht pfeift Schiedsrichter zurück

Symbolbild Fußball

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Wenn es auf dem Fußballplatz eskaliert, ist der Schiedsrichter gefragt. In einem aktuellen Fall hat ein Unparteiischer allerdings zu voreilig gehandelt, wie das Sportgericht unter Leitung von Nico Stolzen des Fußballkreises Nordharz jetzt entschieden hat.

Von Björn Gabel Sonntag, 11.12.2022, 07:58 Uhr

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Das kommt auch nicht alle Tage vor. Ein abgebrochenes Spiel, in diesem Fall zwischen den Senioren der FG Vienenburg/Wiedelah und dem VfL Oker, wird neu angesetzt, weil der Schiedsrichter nicht alle ihm zu Verfügung stehenden Mittel ausgereizt hatte. Das entschied jetzt das Sportgericht des Fußballkreises Nordharz.

Den Spielabbruch im Radaustadion sah das Gremium unter Leitung von Nico Stolzen (Clausthal-Zellerfeld) als „überzogen“ an, zumal der Unparteiische weder „bedroht noch bedrängt“ worden sei. Er hatte Anfang November zunächst mehrere Gelbe Karten an die Okeraner verteilt und dann überraschend kurz vor dem Ende die Partie abgebrochen. Eine „normale Spielleitung“ sei nicht mehr möglich gewesen, hatte er damals gegenüber der GZ zu Protokoll gegeben.

Eine Sichtweise, die das Sportgericht nicht teilte. Der Schiedsrichter habe nicht alle Eskalationsstufen genutzt, erklärte Stolzen, der selbst pfeift. Zunächst könne ein Unparteiischer ein vorzeitiges Ende androhen und in einem zweiten Schritt das Spiel unterbrechen, um die Gemüter zu beruhigen. Erst wenn auch das nicht helfe, sei ein Abbruch gerechtfertigt. Anders sei der Fall gelagert, wenn ein Schiedsrichter bedroht oder attackiert werde. Dann sei ein sofortiger Abbruch nötig.

Insgesamt weniger Verfahren

Insgesamt bekam das Sportgericht im ersten Halbjahr 19 Verfahren auf den Tisch – deutlich weniger als im vergangenen Jahr. Den Rückgang führte Stolzen unter anderem darauf zurück, dass der Spielausschuss seit dieser Saison nach Platzverweisen die Sünder bis zu acht Spiele sperren kann, nachdem bisher die Strafen in Wochen ausgesprochen wurden. „Wenn ein Spieler zum Beispiel Ende November acht Spiele bekommt, kann sich die Sperre bis in den März oder April hineinziehen. Das tut schon weh“, sagte Stolzen. Er sieht die neue Regelung als „zielführend“ an.

Sein subjektives Empfinden sei es auch, dass die in der vergangenen Saison angelegte härtere Gangart des Kreises Wirkung zeige. Dieser hatte zum Teil drakonische Entscheidungen getroffen, nachdem mehrere Spiele komplett aus dem Ruder gelaufen waren. Unter anderem war der KSC Wolfenbüttel mit einer mehrmonatigen Vereinssperre belegt und ein Salzgitteraner Spieler nach einem Faustschlag auf Lebenszeit gesperrt worden.

Solche „Kracherfälle“, so Stolzen, habe es seitdem zum Glück nicht gegeben. Seine Arbeit beschränkte sich vor allem auf Spielwertungen, Proteste und Verwaltungsbescheide. Und das könne gerne so bleiben.

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