Sportgericht ist so beschäftigt wie selten

Das Kreissportgericht im Fußballgericht hat derzeit ungewöhnlich viel Arbeit. Kreisvorsitzender Rüdiger Nowak und Sportgerichtsvorsitzender Nico Stolzen (v. li.) bedauern die Entwicklung. Fotos: Pixabay/NFV-Kreis
Im Fußballkreis Nordharz häufen sich die Verfahren. In kürzester Zeit sind 24 Verfahren aufgelaufen. Selbst Geldstrafen scheinen die Vereine nicht mehr zu schrecken. Der Kreisvorsitzende blickt mit Sorge auf die Entwicklung, er hat aber auch Hoffnung.
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Der spektakuläre Prozess nach den Ausschreitungen in Dorstadt ist nur die Spitze des Eisbergs. Das Sportgericht des Fußballkreises Nordharz hat in dieser Saison so viel zu tun, wie selten. Inzwischen sind 24 Verfahren aufgelaufen – so viele, wie sonst in einer Saison, wie Spielausschuss-Obmann Peter Finselberger sagt.
Viel Arbeit also für die ehrenamtlichen Sportrichter, die seit dieser Saison unter dem Vorsitz von Nico Stolzen tagen. Mitte September hatte der Clausthal-Zellerfelder vier Verfahren auf dem Tisch, ehe die Zahl innerhalb von zwei Wochen auf 24 hochschnellte. Drei Fälle erledigten sich, weil Stolzen den Vereinen im Vorfeld aufzeigte, dass sie keine Chance auf einen Erfolg haben würden. Dennoch, an Arbeit mangelt es nicht.
Damit kein falsches Bild entsteht: Es handelt sich in den wenigsten Fällen um Gewalt auf dem Sportplatz, die die Nordharzer Sportrichter zu behandeln haben. Häufig geht es darum, dass zum Beispiel Jugendspieler unter falschem Namen eingesetzt werden, auch die neue Wechselregelung verschaffte dem Gremium Arbeit.
Und dennoch sagt der Kreisvorsitzende Rüdiger Nowak: „Das Thema Gewalt erfüllt mich schon mit Sorge.“ Er nahm daher bewusst am vergangenen Samstag an der Verhandlung über die Ausschreitungen im Anschluss an die Partie zwischen SG Bohrstadt und dem KSC Wolfenbüttel teil, um sich selbst ein Bild zu machen. In seiner Zeit als Schiedsrichter habe er selbst erlebt, dass es auf manchen Plätzen besonders hitzig zugegangen sei. Nach dem Schlusspfiff aber sei das Thema meist gegessen gewesen. Gewaltausbrüche, wie es sie jetzt immer wieder gebe, nennt Nowak „unfassbar“.
Der Kreis Nordharz steht damit nicht allein. Während einer Tagung des Verbandsbeirates hätten auch die Vertreter anderer Kreise über ähnliche Erfahrungen berichtet, erzählt Nowak. Als einen Grund sieht er die lange Corona-Pause. „Die hat den respektvollen Umgang nach unten gezogen. Aber das sieht man ja auch in anderen Bereichen der Gesellschaft.“
Der Kreis beschäftigt sich damit, wie gegenzusteuern ist. „Appellieren, Strafen anziehen, notfalls aussortieren“, zeigt Nowak als mögliche Maßnahmen auf. Das Strafmaß gegen den KSC Wolfenbüttel, der bis zum 31. März 2022 für sämtliche Aktivitäten gesperrt wurde, kann da schon als Fingerzeig gewertet werden. Stolzen spricht von „einem Urteil mit Außenwirkung“.
Erstaunt zeigt sich der Oberharzer, dass Geldstrafen die Vereine augenscheinlich „nicht mehr jucken. Die scheinen in Geld zu schwimmen.“ Das hat auch der Kreisvorsitzende beobachtet. „Allein bis Ende Oktober haben wir 2000 Euro für fehlende Passbilder kassieren müssen. Ich verstehe die Vereine nicht.“
Was ihnen blühen kann, will der Kreisverband in Zukunft noch transparenter machen. Die offizielle Mitteilung, die er nach der Verhandlung um das Skandalspiel in Dorstadt veröffentlichte, war dazu ein erster Schritt.
Einiges verspricht sich Nowak auch von den neuen Konfliktlotsen Jan-Christof Lachnit (Lutter) und Özcan Irkan (Salzgitter), die in einem Pilotprojekt vom Niedersächsischen Fußballverband ausgebildet wurden. Die Hoffnung: Kann das Duo etwas bewegen, dann hätte auch das Sportgericht weniger zu tun.