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Konjunkturumfrage

Norddeutsche Metallbranche denkt über Abwanderung nach

Schlechte Konjunkturaussichten in der Metallindustrie im Norden. (Symbolbild)

Schlechte Konjunkturaussichten in der Metallindustrie im Norden. (Symbolbild) Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Nur 17 Prozent der norddeutschen Metall- und Elektrofirmen gehen derzeit von einer künftig besseren Geschäftslage aus. Wie viele Unternehmen über Produktionsverlagerungen ins Ausland nachdenken.

Von dpa Dienstag, 18.11.2025, 11:30 Uhr

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Hamburg. Nur vergleichsweise wenige Unternehmen in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie rechnen laut Herbstumfrage der Arbeitgeberverbände mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage. „Die Lage ist nach wie vor sehr kritisch, die Standort-Sklerose ist nicht geheilt“, sagt der Nordmetall-Vizepräsident für Schleswig-Holstein, Robert Focke. Die Hoffnung auf ein Ende der Krise sei nicht nur wegen der volatilen internationalen Situation schwach, sondern auch wegen der unverändert schlechten nationalen Rahmenbedingungen.

An der Herbst-Konjunkturumfrage von Nordmetall, AGV Nord und den Arbeitgeberverbänden Oldenburg, Ostfriesland und Bremen nahmen den Angaben zufolge 141 Betriebe mit rund 84.000 Beschäftigten teil. Die befragten Firmen haben ihren Sitz in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, im nordwestlichen Niedersachsen und in Bremen.

Negative Entwicklung

Von einer Verbesserung der Geschäftslage im kommenden halben Jahr gehen nur 17 Prozent der Unternehmen aus, im Frühjahr waren es noch 21 Prozent. Mehr als die Hälfte (60 Prozent) rechnet mit gleicher Geschäftslage, 23 Prozent mit einer Verschlechterung. Von einer negativen Entwicklung gehen in Schleswig-Holstein 28 Prozent aus. In Hamburg beträgt deren Anteil 21 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern dagegen nur 14 Prozent.

Unter Auftragsmangel leiden laut Umfrage 40 Prozent der Firmen. Dies ist den Angaben zufolge der höchste Wert seit der Corona-Pandemie Anfang 2021. Nur im Schiffbau sowie im Luft- und Raumfahrzeugbau bewerteten die Firmen die Lage durchweg mit gut oder befriedigend.

Insbesondere unter Metallerzeugern und Gießereien, aber auch im Maschinenbau stelle sich immer öfter die Existenz- und Standortfrage, sagte Focke. „Aber selbst die Werften und Luft- sowie Raumfahrzeugbauer mit vollen Auftragsbüchern können dem Kostendruck und den schlechten Rahmenbedingungen kaum noch Stand halten: Noch nie planten so viele Betriebe der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie Produktionsverlagerungen ins Ausland wie heute.“

Nach Ansicht von 52 Prozent der Unternehmen ist der Wirtschaftsstandort Deutschland weniger attraktiv als vor sechs Monaten. Jeder vierte Betrieb plant Produktionsverlagerungen ins Ausland (Frühjahr 21 Prozent). Unter den Maschinenbauer und Luft- oder Raumfahrzeugbauern tun dies sogar rund zwei Drittel. 28 Prozent der Firmen insgesamt wollen in den kommenden drei Monaten Stellen streichen (Frühjahr 21 Prozent). 51 Prozent wollen die Zahl ihrer Beschäftigten nicht verändern, 21 Prozent deren Zahl erhöhen.

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