Vienenburger Vicco-von-Bülow-Oberschule weiht Schulwald ein

Das „Grüne Klassenzimmer“ der Vicco-von-Bülow-Oberschule ist eröffnet. Außer Biologie, Deutsch und Religion könnten die Schüler hier vielleicht auch bald Mathematik lernen. Foto: Hartmann
Das „Grüne Klassenzimmer“ der Vienenburger Vicco-von-Bülow-Oberschule ist fertig für den Unterricht. Die Schüler haben rund 8000 Bäume gepflanzt, einen Container bemalt und einen Barfußpfad angelegt. Außerdem gibt es eine Allee der Bäume des Jahres.
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Vienenburg. Unterricht draußen in der freien Natur? Für die Schüler der Vicco-von-Bülow ist das keine Utopie. Am Dienstag haben sie ihren Schulwald offiziell eingeweiht. Ein paar Schulstunden – nicht nur Biologie – haben sie aber bereits im Grünen genossen.
Rund fünf Jahre Arbeit stecken in dem Areal, das kaum fünf Gehminuten vom Schulgelände entfernt liegt. Offiziell übergeben wurde das Landstück im Jahr 2019 an die Schule, damals noch vom Goslarer Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk. Die ersten Pläne stammen aus dem Jahr 2018. Die Idee hatte die Mathematik- und Biologie-Lehrerin Lina Hiersemann, die zu der Zeit noch Referendarin an der Schule war. Die Schulleitung und das Kollegium hatte sie schnell auf ihrer Seite, die Stadtforst war als Beraterin zu Stelle, und so konnten die Vicco-von-Bülow-Schüler im Jahr darauf die ersten Bäume pflanzen. Auch die Vienenburger Grundschule, die Förderschule am Harly und der Kindergarten packten mit an.
Stieleichen und Bergahorn gepflanzt
Inzwischen haben die Kinder und Jugendlichen rund 8000 Bäume gepflanzt. Die Arten, zu denen die Stadtforst ihnen riet, sind allesamt heimische Bäume, die mit dem steinigen Boden auf dem Gelände gut klarkommen. Darunter sind Stieleiche und Bergahorn, aber auch diverse Obstbäume und Hagebutten. Noch sind die meisten Pflänzchen sehr klein. Kraut und Gras überwuchern Teile des Waldes und sorgen dafür, dass die jungen Bäume einen etwas feuchteren Boden haben. Aber die Bülow-Schüler waren auch schon fleißig mit dem Freischneider unterwegs. „Der Freischneider war ein absolutes Highlight“, erzählt Silke Greve, didaktische Leiterin, über die ersten Erfahrungen vieler Schüler mit dem Gerät.
Nicht nur für den Biologie-Unterricht
Dass der Ort nicht nur für Biologie-Unterricht das richtige „Klassenzimmer“ ist, haben die Schüler und Lehrer bereits erfahren. So hat Konrektorin Beate Kegel, die Deutsch und Englisch unterrichtet, gerade mit ihrer Klasse das Aufnehmen von „Selfies“ im Schulgarten ausprobiert – der perfekte Start in die Social-Media-Karriere und für Schüler in Zeiten von Instagram und Tiktok eine interessante Verbindung von virtueller Welt und heimischer Natur.
Julius Päschke (10 b) öffnet den Container: Hier bewahrt die Schule Bänke, Tische und Gartengeräte auf. Foto: Hartmann
„Frau Hiersemann, können wir hier dann auch Mathe-Unterricht machen?“, fragen die Schüler denn auch gleich nach. Die Lehrerin reagiert erstmal zurückhaltend. Aktuell wird im Unterricht viel gezeichnet, Parabeln und andere Kurven stehen auf dem Plan, das geht nicht gut an den wackeligen Tischen und Bänken. Hiersemann stellt aber in Aussicht, dass die Schüler bald einmal die Größe von Baumkronen oder das Wachstum von Stämmen berechnen können. „Und wer hat Lust auf Herbstgedichte im Wald?“, fragt Beate Kegel. Alle sind mit dabei, wenn es um Lyrik über bunte fallende Blätter geht. Und Sport vielleicht? Na ja, das Aufstellen der Tische und Bänke sei ja auch schon Sport gewesen.
Kunstkurs gestaltet Container
Inzwischen haben sich die Schüler auf dem Gelände schon komfortabel eingerichtet. Gerade aufgestellt wurde ein Container, in dem sie die sechs Tische und zwölf Bänke, aber auch ihre Gartengeräte aufbewahren können. Farblich gestaltet haben ihn die Schülerinnen und Schüler des Kunstkurses.
Als zwei Bäume vor dem Schulgebäude „abgängig waren“, nutzten die Jugendlichen sie gleich, um eine Totholzecke zu gestalten. Die Vögel nahmen das Angebot sofort an und bauten ihre Nester in das tote Geäst.
Zwischen Flipchart und den Schülern verläuft der Barfußpfad. Ihn hatten die Schüler bereits im Jahr 2020 angelegt. Foto: Hartmann
Kein Teich im Schulwald
Einen Teich wird es nicht geben im Schulwald, stellen die Lehrer aber klar. Ein Teich braucht viel Pflege, und der Wald soll eigentlich irgendwann sich selbst überlassen werden und allein weiterwachsen. Bis dahin kümmert sich vor allem die achtköpfige Schulwald-AG um das Gelände.
Was sich die Schüler sonst noch für ihr grünes Klassenzimmer wünschen? „Wir können ja mal grillen“, schlägt einer von ihnen vor. Und fügt hinzu: „Mit Biofleisch.“