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Kirche geht neue Wege

Kleine Kapelle in Schulenberg ist ein Ort der Begegnung

Die St.-Petrus-Kapelle in Schulenberg fungiert seit einem Jahr als Begegnungszentrum für den Ort.

Die St.-Petrus-Kapelle in Schulenberg fungiert seit einem Jahr als Begegnungszentrum für den Ort. Foto: Nachtweyh

St. Petrus ist Gotteshaus und Begegnungszentrum in einem. Seit einem Jahr geht die Kirchengemeinde Altenau-Schulenberg neue Wege und belebt die kleine Kapelle in Schulenberg mit Ideen. Die wichtigste: Einen Treffpunkt zu schaffen. Das funktioniert.

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Von Berit Nachtweyh
Donnerstag, 06.06.2024, 11:00 Uhr

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Schulenberg. Sollte Kirche nicht immer ein Ort für Begegnungen sein? Im Prinzip ja. Aber nicht selten verwaisen Gotteshäuser und werden angesichts sinkender Mitgliederzahlen für die Institution Kirche zu einem kostspieligen Ballast. Allein im Kirchenkreis Harzer Land gibt es 56 Kirchen und Kapellen, 45 Gemeinderäume und 15 Pfarrhäuser. Die kleine St.-Petrus-Kapelle in Schulenberg ist nur eine Immobilie unter vielen. Aber es ist eine, in der Leben herrscht: Seit einem Jahr geht die Kirchengemeinde Altenau-Schulenberg mit St. Petrus neue Wege. „Und das funktioniert gut“, sagt Pastor Jörg-Uwe Pehle, der diese Wege begleitet.

Ende Mai vorigen Jahres war die neue alte Kapelle nach mehrmonatiger Umbauzeit mit einem Festgottesdienst wieder eröffnet worden. Seitdem ist sie funktionell eine Versammlungsstätte für die Schulenberger – aber auch immer noch ein Ort, an dem einmal im Monat Gottesdienst gefeiert wird. Ob so ein Konzept in einem kleinen Ort wie Schulenberg aufgehen kann? Daran hatte vor, während und nach Abschluss der Bauarbeiten so mancher seine Zweifel. Rückblickend können die Initiatoren heute sagen: „Wir haben einen Ort und eine Möglichkeit geschaffen, wo Menschen sich treffen können“. Claudia Muhs, Schulenbergerin und Kirchenvorstandsmitglied, war eine der treibenden Kräfte und sie weiß, dass solch ein Ort dem Dorf gefehlt hat.

Immer gut besucht

„Es gab ja nichts mehr an Treffmöglichkeiten im Ort“, sagt Pastor Pehle. Keine Gastwirtschaft, kein Dorfgemeinschaftshaus. Insofern sei er ganz zuversichtlich gewesen, dass die Idee einer Begegnungsstätte in der Kirche funktionieren kann. Der Bistroabend an jedem dritten Mittwoch im Monat und das Nachmittagsformat „Wo wir uns begegnen“ an jedem zweiten Donnerstag sind von Beginn an das Gerüst des Veranstaltungskalenders. Eigentlich seien alle Veranstaltungen vom Start weg gut besucht gewesen, berichtet Claudia Muhs.

Zur Einweihung der neuen alten Kapelle kommen im Mai 2023 viele Gäste.

Zur Einweihung der neuen alten Kapelle kommen im Mai 2023 viele Gäste. Foto: Potthast

Richtig rappelvoll war die Kapelle natürlich, als darin die Info-Abende zur Zukunft der Bramkebrücke veranstaltet worden sind. In der Vorweihnachtszeit habe es sogar so viele Veranstaltungen gegeben, dass Claudia Muhs in Erwägung gezogen, den Bistroabend – für den sie organisatorisch verantwortlich ist – ausfallen zu lassen. Da gab es Proteste. Und tatsächlich sei auch im Weihnachtsbistro noch einmal gut Betrieb gewesen.

Nicht ohne Ehrenamtler

„Ohne ehrenamtliches Engagement wie bei den Schulenbergern geht es aber nicht“, stellt Pastor Pehle klar. Das neue Konzept lebt von den Menschen, die es beleben. Das war auch mit dem Kirchenvorstand von vornherein so vereinbart worden. Aktuell engagieren sich drei Damen und ein Herr im Kapellen-Team, sie kümmern sich um Organisation und Vorbereitung von Veranstaltungen. „Für das, was wir anbieten, reicht das aus“, sagt Claudia Muhs. Für neue Ideen und Formate bräuchte es auch neue Leute im Orga-Team. Ideen, „Kirche ins Leben zu holen“, gäbe es durchaus noch, verrät Muhs. Aber im Moment könne man mit dem Status quo gut leben.

Denn, auch das sei festzustellen, das Leben im Dorf habe sich mit der Sperrung der Bramkebrücke verändert. Der größere Aufwand für die längeren Fahrstrecken koste nicht nur Zeit sondern auf Dauer auch Energie, weiß Claudia Muhs von sich und anderen. Außerdem verbringen viele Schulenberger im Sommer mehr Zeit im Garten und es gibt Gelegenheiten sich „am Gartenzaun“ zu treffen. Kurzum: Momentan herrscht ein bisschen Sommerruhe im dörflichen Engagement.

Raum für Feiern

Pastor Jörg-Uwe Pehle sieht vor allem bei der „Vermarktung“ der Kapelle als Raum für Feiern noch Luft nach oben. Erlaubt sei alles, was nicht gegen kirchliche Grundsätze verstößt. Generell ausgeschlossen sind politische Veranstaltungen. „Das Marketing müssen wir uns noch auf die Fahnen schreiben“, weiß der Pastor. Doch ansonsten sieht er den neuen Weg von St. Petrus auf einem guten Weg. Allemal seien die Schulenberger anderen Gemeinden schon einen Schritt voraus. Denn die Diskussion um die Zukunft kirchlicher Gebäude hat im Kirchenkreis Harzer Land gerade erst begonnen und sie wird nicht leicht. Denn: „Ein Kirchengebäude prägt immer auch einen Ort“, sagt der Pastor.

Am Sonntag, 9. Juni, wird ab 11 Uhr im Kirchgarten der erste Oberharzer Gottesdienst „In Nachbars Garten“ veranstaltet.

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