Schüsse in München: Am Jahrestag des Olympia-Attentats 1972

Das Archivbild vom 5. September 1972 zeigt einen bewaffneten Polizeibeamten im Trainingsanzug, der den Block im Olympischen Dorf in München abschirmt, in dem Terroristen israelische Sportler der Sommerspiele festhielten. Foto: picture-alliance / dpa
Wiederholung nach 52 Jahren? Zahlreiche Polizisten sind seit heute Morgen in der Nähe des israelischen Generalkonsulats in München im Einsatz. Es wurden Schüsse abgegeben, ein Verdächtiger wurde erschossen. Hintergründe zum 5. September 1972.
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Berlin. Die Nachricht verbreitet sich heute Morgen wie ein Lauffeuer: In der Nähe des israelischen Generalkonsulats in München fallen Schüsse. Videos kursieren bereits im Netz. Mindestens eine Person wurde angeschossen. Hintergründe sind bisher nicht bekannt – doch heute ist der Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972 in München.
Damals, am 5. September 1972, erschoss die palästinensische Terrorgruppe „Schwarzer September“ im Olympischen Dorf zwei Männer und nahm neun Geiseln. Der Fernsehsender ABC Sports übertrug die rund 21-stündige Geiselnahme live. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch am Flughafen Fürstenfeldbruck mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter. Die Terroristen wollten mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.
Was geschah am 5. September 1972?
Als „Fest des Friedens“ sollten die Spiele Offenheit und eine friedliche Atmosphäre transportieren, doch es kam anders. Palästinensische Terroristen stürmten das Quartier der israelischen Olympiamannschaft im Olympischen Dorf. Nur zwei israelische Sportler konnten fliehen. Ein Ringer sowie der Trainer wurden direkt erschossen, die anderen Sportler als Geiseln genommen.
Israel hatte es laut der Bundeszentrale für politische Bildung strikt abgelehnt, den Forderungen der Terroristen nachzukommen. Deutsche Medien berichteten derweil live aus dem Olympischen Dorf, wodurch die Geiselnehmer die Aktionen der Sicherheitskräfte im Fernsehen mitverfolgen konnten. Die Terroristen änderten ihre Strategie und forderten, ungehindert mit den Geiseln in die ägyptische Hauptstadt Kairo auszufliegen.
Rettungsaktion geht schief
Die Olympischen Spiele liefen derweil weiter. Erst am Nachmittag habe IOC-Präsident Avery Brundage die Sportveranstaltung unterbrochen. Am Abend eskalierten die Ereignisse. Gegen 21 Uhr verließen die Terroristen mit den Geiseln das Olympische Dorf. In zwei Helikoptern flogen sie zum Münchner Militärflughafen Fürstenfeldbruck, wo die geforderte Maschine zum Abflug nach Kairo bereitstand.
Kurz vor Eintreffen der Geiselnehmer flüchteten mehrere als Besatzungsmitglieder getarnte Polizisten aus dem Flugzeug. Eigentlich sollten sie die Attentäter nach dem Betreten des Flugzeugs überwältigen. Doch ihr Einsatz sei abgebrochen worden, weil die Situation zu gefährlich erschien. Fünf Scharfschützen waren in Stellung, sie galten jedoch als schlecht ausgerüstet und hielten keinen Kontakt über den Sprechfunk. Es kam zum Schusswechsel.
Ein Terrorist warf eine Handgranate in einen Hubschrauber, ein weiterer Terrorist schoss in den zweiten Hubschrauber hinein. Alle neun israelischen Geiseln wurden dabei getötet. Auch fünf der acht palästinensischen Terroristen und ein Polizist starben. Die Polizei nahm die verbleibenden drei Geiselnehmer fest. Sie kamen wenige Wochen später frei, als Sympathisanten des „Schwarzen Septembers“ die Lufthansa-Maschine „Kiel“ entführten. Sie wollten so die drei Geiselnehmer freipressen – und es hat geklappt. Die drei Freigepressten stiegen dem entführten Flugzeug in Zagreb zu und flogen anschließend nach Tripolis, wo alle Geiseln samt Geiselnehmer freigelassen wurden. Den Terroristen des Münchner Olympia-Attentats gewährte der damalige Staatschef Libyens dann Asyl.
Aktuelle Geschehnisse in München
Die Polizei hat laut Informationen der dpa in der Münchner Innenstadt bei einem größeren Einsatz in der Nähe des Israelischen Generalkonsulats eine verdächtige Person niedergeschossen. Beamten hätten dort am Vormittag mehrere Schüsse abgegeben, sagte ein Polizeisprecher. Hinweise auf weitere Verdächtige gebe es derzeit nicht. Ob es weitere Verletzte gab, blieb zunächst unklar.
Die Polizei ist demnach mit zahlreichen Kräften und einem Hubschrauber in dem Bereich rund um das Generalkonsulat und das NS-Dokuzentrum im Einsatz. Zeugen hatten von mehreren Schüssen in dem Areal berichtet. Die Polizei rief die Bevölkerung dazu auf, den Bereich zu meiden. Straßensperren wurden eingerichtet.
Über den Hintergrund des Polizeieinsatzes ist noch nichts bekannt. Ob neben der Polizei noch jemand Schüsse abgegeben hat, ist offen. Zeugen hatten von mehreren Schüssen in dem Areal berichtet.

Polizei sind in München im Einsatz. Zahlreiche Polizisten sind in der Münchner Innenstadt in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des Israelischen Generalkonsulats im Einsatz. Foto: picture alliance/dpa