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Live-Übertragung in der ARD

Goslarer Gottesdienst ist am Reformationstag bundesweit zu sehen

Musik spielt in der Marktkirche traditionell und stets eine große Rolle: Am 28. September gestaltet die Goslarer Kantorei gemeinsam mit dem Kammerorchester aus Wernigerode das Oratorium „Elias“. Damals wie am Donnerstag hat Propsteikantor Gerald de Vries die musikalische Leitung.

Musik spielt in der Marktkirche traditionell und stets eine große Rolle: Am 28. September gestaltet die Goslarer Kantorei gemeinsam mit dem Kammerorchester aus Wernigerode das Oratorium „Elias“. Damals wie am Donnerstag hat Propsteikantor Gerald de Vries die musikalische Leitung. Foto: Schenk (Archiv)

Wenn die Goslarer Marktkirche am 31. Oktober ihren Gottesdienst zum Reformationstag feiert, kann ganz Deutschland zuschauen. Die ARD überträgt ab 10 Uhr live. Die Vorbereitungen sind aufwendig, die Marktkirche ist deshalb ab Sonntag geschlossen.

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Von Frank Heine
Freitag, 25.10.2024, 14:00 Uhr

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Goslar. „Höre meine Stimme“ lautet das Motto, wenn am kommenden Donnerstag zum feierlichen Reformationsgottesdienst in die Marktkirche geladen ist. Wenn sich dort 160 Menschen ab 10 Uhr an Musik aus fünf Jahrhunderten erfreuen, kann nicht nur Goslar zuhören und vor allem zusehen, sondern ganz Deutschland. Der Gottesdienst wird eine Stunde lang live in der ARD übertragen.

Die technischen Vorbereitungen beginnen bereits am Sonntag, wenn die ersten Lkw entladen und Bühnenteile aufgebaut werden. Der NDR hat sich ein umfangreiches Programm verordnet, um am Feiertag am 31. Oktober aus Goslar senden zu können. Das Installieren der Lichttechnik samt Einleuchten ab Montag, das Einrichten eines Maskenraumes und sogenannte kalte Proben für Sänger und Sprecher am Dienstag sowie Voraufzeichnungen und eine Durchlaufprobe für alle Mitwirkenden am Mittwoch – kein Wunder, dass die Marktkirche schon ab Sonntag geschlossen ist.

Der Goslarer Schatz

Warum Goslar? Es mag sicherlich geholfen haben, dass Goslars Propst Thomas Gunkel seit geraumer Zeit in Radio-Andachten zu hören ist und über gute Kontakte zum NDR verfügt. Aber natürlich geht es in erster Linie um das Inhaltliche, wie Marktkirchen-Pfarrer Ralph Beims betont.

Die meisten Goslarer wissen es wohl, die GZ hat oft berichtet: Die Marktkirche birgt einen besonderen Schatz. In ihrer Bibliothek befindet sich das sogenannte Erfurter Enchiridion, das älteste erhaltene evangelische Gesangbuch. Doch warum ist Singen wichtig? Genau: Die Christen in der Welt mündig und sprachfähig zu machen, war eines der Kernanliegen der Reformation, erläutert Beims. Gott zu loben und vom Glauben zu erzählen, sollte nicht mehr nur Priestern vorbehalten sein. Reformator Martin Luther nutzte deshalb zur Vermittlung zentraler Glaubensinhalte Lieder mit bekannten Melodien und deutschen Texten. Die „singende Gemeinde“ wurde ein wichtiger Bestandteil protestantischer Gottesdienste.

Das einzige noch existierende Exemplar des ersten evangelischen Gesangbuchs: Ex-Propst Helmut Liersch hält das „Enchiridion“ aus dem Jahr 1524 in Händen.

Das einzige noch existierende Exemplar des ersten evangelischen Gesangbuchs: Ex-Propst Helmut Liersch hält das „Enchiridion“ aus dem Jahr 1524 in Händen. Foto: Hartmann (Archiv)

„Als vor 500 Jahren das erste Gesangbuch erschien, änderte sich der Gottesdienst“, erläutert Propst Gunkel, „die Gläubigen schauten nicht mehr bloß zu, sie wurden ein Teil davon – die Menschen bekamen eine Stimme“. Gunkel hält am Donnerstag zusammen mit Beims und Pfarrerin Karin Liebl die Predigt. Es geht um das eingangs erwähnte Motto „Höre meine Stimme“, um das sich die Predigtteile ranken.

Der Gottesdienst wird vom Auswahlchor der Goslarer Kantorei unter der Leitung von Franziska de Vries begleitet. Außerdem wirken Tine Wiechmann (Gesang) und Lars Quinke (Klavier) mit. Die Orgel spielt Propsteikantor Gerald de Vries, bei dem auch die musikalische Leitung liegt.

Karten sind schon vergriffen

Die Teilnahme am Gottesdienst ist in der Marktkirche nur für diejenigen möglich, die bereits eine entsprechende Teilnahmekarte besitzen; die Besucheranzahl ist aufgrund der aufwendigen technischen Ausstattung in der Kirche auf maximal 160 Personen begrenzt. Einlass ist von 9.15 bis 9.40 Uhr. Anschließend beginnt das Warm-up in der Kirche. Möglicherweise sind laut Beims um diese Uhrzeit noch einige Restkarten am Eingang der Marktkirche zu bekommen.

Alternativ besteht jedoch die Möglichkeit, die nur wenige hundert Meter entfernte St.-Stephani-Kirche zu besuchen. Dort wird der Gottesdienst ab 10 Uhr live auf einer Großleinwand gezeigt. Dadurch ist es möglich, den Gottesdienst singend, betend und in Gemeinschaft mitzuerleben.

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