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Polizei klärt auf und warnt

„Quishing“: Harzklub Schulenberg wird Opfer neuer Betrugsmasche

Ein Unbekannter hat einen QR-Code auf eine Spendendose des Harzklubs Schulenberg geklebt, die GZ hat den Code extra unkenntlich gemacht.

Ein Unbekannter hat einen QR-Code auf eine Spendendose des Harzklubs Schulenberg geklebt, die GZ hat den Code extra unkenntlich gemacht. Foto: Privat

Der Harzklub Schulenberg hat auf einer Spendendose im Wald einen QR-Code entdeckt, der Wanderern im Internet das Geld aus der Taschen ziehen sollte. Wer den Sticker geklebt hat, ist nicht bekannt. Die Polizei warnt vor einer neuen Betrugsmasche.

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Von Corinna Knoke
Donnerstag, 17.10.2024, 18:00 Uhr

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Schulenberg. Die Gefahr von betrügerischen Mails ist inzwischen hinreichend bekannt. Auch von dem Enkeltrick und sogenannten Schockanrufen hat mittlerweile bestimmt jeder schon einmal etwas gehört. Betrüger lassen sich aber immer wieder etwas Neues einfallen, um Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Der Harzklub Schulenberg ist nun Opfer des sogenannten Quishings geworden: Auf eine Spendendose des Vereins hat ein Unbekannter einen QR-Code geklebt, der auf eine ominöse Internetseite führt und so womöglich den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen sollte.

Der Goslarer Polizeisprecher Thorsten Ehlers erläutert, dass sich dieses Kriminalitätsphänomen aus den Worten QR-Code und Phising zusammensetzt. Beim Phishing-Betrug werden Betroffene über gefälschte E-Mails oder persönliche Anschreiben zur Preisgabe von persönlichen Daten verleitet. QR-Codes wiederum sind zweidimensionale Codes, die von Handys eingescannt und ausgelesen werden können. Sie führen den Nutzer beispielsweise auf Internetseiten. Im Falle des Harzklubs Schulenberg führte das Scannen des QR-Codes zu einer Internetseite, auf der der Nutzer aufgefordert wird, einen Betrag in Bitcoins zu überweisen. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Währung.

Verein ist auf Spenden angewiesen

Mathias und Petra Dimsat vom Harzklub Schulenberg haben diesen ominösen Aufkleber bei einem Spaziergang entdeckt und sich mit einem Foto an die GZ gewandt. Es zeigt einen Spendenstock, der am Skulpturenpfad angebracht ist. Konkret steht er bei der Hexe, die von Wanderern ein gern genutztes Fotomotiv ist. Dort spenden die Wanderer gern mal etwas Kleingeld, um die Arbeit des Harzklubs zu honorieren und weiterhin zu fördern, sagt Petra Dimsat. Das Perfide: Auf dem dort angebrachten Sticker stand „Vielen Dank für Ihre Spende.“ Der Verein hat jedoch nicht diesen Sticker aufgeklebt, wie die beiden und der Wegewart Detlef Ehrenberg versichern. Stattdessen war es ein Unbekannter, der Wanderer auf seine eigene Spendenseite leiten wollte. Wer den Aufkleber unwissend gescannt hat, mag vielleicht noch gedacht haben, dem Harzklub Schulenberg etwas Gutes zu tun. Und Ehrenberg bestätigt, wie sehr der Verein auf Spenden angewiesen sei. Schließlich befänden sich im Betreuungsgebiet seines Zweigvereins etwa 300 Schilder, 60 Bänke und vier Schutzhütten. Für die Reparatur dieser Anlagen könne der Harzklub die finanzielle Unterstützung von Wanderern gut gebrauchen.

Irgendwann am Wochenende scheint dieser ominöse QR-Code aufgehängt worden zu sein, sagt Ehrenberg: Am Freitag hat er den Spendenstock noch geleert, und da war noch nichts Auffälliges zu sehen. Am Sonntag wiederum haben die Dimsats den Code entdeckt. Noch am selben Tag hat der Wegewart diesen Aufkleber von der Spendendose entfernt, nicht dass noch jemand auf den Betrugsversuch hereinfällt. Der Fund an der Schulenberger Dose ist laut den Dimsats bisher der erste und einzige. Aktuell gibt es auch keine durch den Verein erstellten QR-Codes, die auf etwaige Spendenseiten führen. Der Harzklub arbeitet nur mit den regulären Spendendosen oder gibt bei Interesse seine Bankverbindung heraus. Darum sollten Wanderer künftig misstrauisch sein, wenn sie an irgendwelchen Spendendosen des Harzklubs QR-Codes sehen. Diese Vorsicht sollte aber natürlich auch darüber hinaus gehen.

Gefälschte Briefe von Banken

Die Verbraucherschutzzentrale und die Polizei warnen davor, dass Kriminelle gefälschte Schreiben mit einem QR-Code auch per Post verschicken. Dabei handelt es sich häufig um Fake-Briefe von Banken, bei denen man noch nicht einmal Kunde ist. Darum ist auch am eigenen Briefkasten Vorsicht geboten. Bei den gefälschten Schreiben werden die Opfer oft mit „Sehr geehrte Kontoinhaberin, sehr geehrter Kontoinhaber“ angesprochen, nicht aber mit ihrem richtigen Namen. Im Zweifelsfall raten Polizei und Verbraucherzentrale, sich mit der eigenen Hausbank in Verbindung zu setzen.

Es gibt aber noch weitere Quishing-Möglichkeiten: Betrüger überkleben beispielsweise an E-Ladesäulen für Autos die echten QR-Codes mit gefälschten, die auf täuschend echte Webseiten führen. Fahrer von Elektroautos, die ihren Ladevorgang nun vor Ort bezahlen wollen, geben so unwissentlich ihre Kontodaten preis. Kriminelle nutzen diese Masche auch, indem sie gefälschte Strafzettel mit falschen QR-Codes unter den Scheibenwischern von Autos befestigen. In einigen Städten ist es nämlich möglich, die Knöllchen direkt über das Internet zu bezahlen. Wer sein Bußgeld überweisen will, landet in dem Fall dann aber nicht beim Ordnungsamt, sondern bei den Betrügern.

Unbekannte beschmieren Schilder

Der Harzklub Schulenberg hat nach dem Vorfall keine Anzeige bei der Polizei erstattet. Gegenüber der GZ sagt Polizeisprecher Ehlers, dass sich das zuständige Fachkommissariat der Polizei Goslar mit dem Harzklub in Verbindung setzen wolle. Ein ähnlicher Fall von Quishing sei auf dem Polizeikommissariat bislang noch nicht bekannt geworden.

Es ist übrigens nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass sich der Zweigverein mit unschönen Vorfällen herumärgern muss. Zu Himmelfahrt war der Harzklub Schulenberg bereits Opfer von Vandalen geworden. Unbekannte haben wie berichtet sämtliche Schilder des Zweigvereins mit Parolen des Braunschweiger Fußballvereins beschmiert.

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