Aufklärung in Goslar: Über sexualisierte Gewalt an Kindern

Die Hauptorganisatorinnen der Präventionswoche (v. l.): Erna Lemke (Verein Wild und Stark), Landkreismitarbeiterin Linda Zepezauer und Kristine Sterzer von der Awo. Foto: Nadine Lemke/Lemke-Design
Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aufzuklären, ist aus vielen Gründen schwer, unter anderem, weil die Symptome schwer zu erkennen sind. Derzeit läuft in Goslar eine Präventionswoche, die für das Thema sensibilisieren soll.
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Goslar. Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aufzuklären, ist aus mehreren Gründen schwierig: Die Symptome bei Betroffenen sind schwer zu deuten. Außerdem sind viele Menschen vorsichtig mit Verdachtsmeldungen, weil eine Lawine in Gang kommt, wenn möglichen Übergriffen nachgegangen wird. Zudem gebe es Ängste, jemanden irrtümlich zu verdächtigen.
So beschreiben die Mitglieder des Anfang 2023 gegründeten Runden Tisches, der sich mit sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen beschäftigt, einen wichtigen Aspekt ihrer Arbeit. Derzeit läuft die zweite Präventionswoche, die der Runde Tisch veranstaltet. An diesem Donnerstag informieren die Beteiligten von 11.30 bis 16 Uhr am alten Standesamt in der Rosentorstraße in Goslar über ihre Arbeit. Am Freitag geht die Aktionswoche mit einem Kinderfest von 14 bis 18 Uhr vor der Kaiserpfalz zu Ende.
Im Mittelpunkt stand der Fachtag am Dienstag im Kreishaus, der sich an Pädagogen unter anderem aus Schulen und Kindertagesstätten sowie an die breite Öffentlichkeit richtete. Sehr zufrieden zeigten sich die Hauptakteure hinterher. Das berichteten Erna Lemke vom Verein „Wild und Stark“ aus Wolfshagen, der sich mit Präventionsfragen beschäftigt, und Kristine Sterzer von der Awo-Koordinierungs- und Fachstelle bei häuslicher Gewalt sowie die beim Landkreis beschäftigte Kinderschutzfachkraft Linda Zepezauer.
100 Besucher hätten sich beim Fachtag informiert, darunter angehende Erzieherinnen und Erzieher einer Berufsbildenden Schule. Froh sind die Veranstalterinnen zudem, dass einige Lehrer die Veranstaltung genutzt haben, um sich über die Akteure und deren Präventionsangebote zu informieren.
Denn eines der Hauptprobleme sei nach wie vor, dass sexualisierte Gewalt selbst von Pädagogen nur schwer erkannt wird. Das liege auch daran, weil es den betroffenen Kindern und Jugendlichen schwerfalle, darüber zu reden. Grundsätzlich sei „viel Scham bei den Opfern“ zu spüren. Landkreismitarbeiterin Lina Zepezauer sagt, zudem gebe es Missbrauchsfälle, die weniger direkt seien, etwa wenn ein Erwachsener vor einem Kind masturbiere.
So befasste sich der Vortrag der Sexualwissenschaftlerin Peggy Bellmann am Dienstag mit sexueller Bildung als Baustein der Prävention. In einem weiteren Beitrag befasste sich die Interventionsfachkraft und Sozialpädagogin Ulrike Hennies mit dem Thema „Sport – ja sicher“.
Für die Zukunft wünschen sich die Beteiligten, dass sie ihre Arbeit auf feste Füße stellen können und dass die befristete Stelle von Kristina Sterzer bei der Awo nicht nur weiterläuft, sondern auch eine Vollzeitstelle wird, erklärt Erna Lemke von „Wild und Stark“. Ansonsten ist etwa Landkreismitarbeiterin Linda Zepezauer froh, „dass wir so viele Menschen mit der Präventionswoche erreichen können“.
Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche bleibt ein wichtiges Thema, das zeigt auch die Polizeistatistik. Die Anzahl der Sexualdelikte insgesamt stieg im Landkreis Goslar von 244 auf 309 im vergangenen Jahr.