Peter Urban liest im Kulturmarktplatz aus seinem Buch „On Air“

Musikjournalist Peter Urban liest im Kulturmarktplatz aus seiner Biografie Foto: Kammer
Peter Urban hat im Goslarer Kulturmarktplatz aus seiner Biografie gelesen. Rund 100 Zuhörer lauschten den Geschichten aus seiner Kindheit, seiner Zeit in Großbritannien und seinen Bekanntschaften mit bekannten Musikern.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Goslar. „Schräge Klänge langhaariger Briten, ja, Rockmusik hatte früher etwas Befreiendes“, stellte Peter Urban unter Beifall fest. „Heute dagegen ist Rock Mainstream“. Das kann man bedauern oder der neuen Entwicklung offen gegenüberstehen. Wie gut das gehen kann, zeigte Peter Urban in einer Lesung seines Buches „On Air: Erinnerungen an mein Leben mit der Musik“. Rund 100 Zuhörer im Kulturmarktplatz verfolgten fasziniert, wie der bekannte Radiomoderator die Musikgeschichte seit den 1960er mitverfolgt und miterlebt hat: „Der hat die ja alle gekannt“, so ein begeisterter Pausenkommentar. In der Tat, egal ob Elton John, Udo Lindenberg oder Pink Floyd – Urban hat sie alle getroffen.
Und so hat er viele Anekdoten zu berichten, etwa die, als er bei Stromausfall Joe Cocker am Klavier begleiten durfte: „Hinterher taten mir die Hände weh, so stark musste ich in die Tasten hämmern“. Cocker sang einfach zu laut, man hätte sonst das Klavier nicht gehört. Die Zuhörer schmunzelten amüsiert, stellten aber auch überrascht fest, dass Urban selbst Musiker ist. Wie es dazu kam, beschreibt er in den ersten Passagen seines Buches.
Samthose und Batikshirt
Aus einem sehr konservativen, katholischen Lehrerhaushalt stammend, erhielt er natürlich Klavierunterricht. Doch früh entdeckte er seine Passion für die Beatles und damit die Stadt London. Die britische Hauptstadt wurde für viele Jahre Urbans Lebensmittelpunkt durch Studium und Doktorarbeit. Auch modisch entwickelte er sich dort weiter, beispielsweise mit Bell Bottom Samthose, Batikshirt und Plateauschuhen. Kichernd konnte man sich im Saal die Reaktion der Mutter im heimischen Quakenbrück vorstellen: „Lass das bloß nicht die Nachbarn sehen“. Doch dieses Outfit und vor allem Urbans Persönlichkeit öffneten die Türen der angesagten Clubs.
So kam es, dass Urban den ersten Auftritt des noch unbekannten Jimi Hendrix in London erlebte, mitten in einem Eric-Clapton-Konzert. Und irgendwann, „endlich“, gab es auch in Deutschland Zugang zur Rockmusik, beispielsweise im Beatclub. Doch nicht immer wurde dort alles richtig erklärt, Grund genug für einen Hörerbrief. Daraufhin wurde Urban zum NDR eingeladen und eine große Karriere als Radiomoderator startete.
Bekannte Stimme
Urban wurde bekannt, durch Fachwissen, Begeisterung und natürlich seine äußerst angenehme Radiostimme. Selbst, wer diese nicht aus dem Radio, kennt, hat Urban schon gehört. 25 Jahre moderierte er den ESC, eine Veranstaltung, die er offensichtlich stets sehr genossen hat. Zwar ging nicht immer alles glatt, aber Probleme wurden mit Humor gemeistert: Polizei im Studio, fehlende Sitzgelegenheiten, ausfallende Mikrofone … das reale Leben eben. Doch die Freude an der Musik in unterschiedlichen Stilen überwog, die Vielfalt der Künstler, die ausgefallenen Outfits, das gesamte bunte Treiben – „einfach großartig“. Schön sei es natürlich, wenn deutsche Künstler vorn lägen, „denn das zuletzt schwache Abschneiden Deutschlands ist schwer zu kommentieren“. So mahnte Urban unter Beifall mehr Mut bei den für die Musikauswahl Verantwortlichen an.
Der ESC sei eine Unterhaltungsshow, sei auch nicht demokratisch. Man solle ihn sportlich sehen. Sein Geheimtipp für das Publikum: „Das Halbfinale ansehen, das ist viel lustiger als die eigentliche Show.“ Eine Supershow hat Urban mit seiner Lesung auch der Stadt Goslar geboten, die er gut kennt. Immerhin gehört er hier einer Jury an, deren Namen er nicht nennen wollte. Und die Anwesenden feierten ihn mit Applaus und zahlreichen Wünschen nach Autogrammen, am besten im Buch selbst.