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Projekt im Großen Bruch

Moorflächen östlich von Hornburg sollen wieder feucht werden

Das Projekt des Landkreises Wolfenbüttel prüft die Wiedervernässung von Teilen des Großen Bruchs.

Das Projekt des Landkreises Wolfenbüttel prüft die Wiedervernässung von Teilen des Großen Bruchs. Foto: Gereke

Das Projekt des Landkreises Wolfenbüttel soll das Hochwasserrisiko minimieren, den Naturschutz stärken und alternative Bewirtschaftungsformen der Flächen aufzeigen, in dem im Großen Bruch östlich von Hornburg alte Moorflächen wieder feucht werden.

Von Andreas Gereke Montag, 22.07.2024, 18:00 Uhr

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Nordharz. Ein Moor soll wieder feucht werden: Ein Projekt des Landkreis Wolfenbüttel ist die Wiedervernässung von Teilen des Großen Bruchs. Das Moorprojekt soll neben dem Vernässen noch vorhandener Moorböden auch das Hochwasserrisiko verringern, den Naturschutz stärken sowie Alternativen für die Bewirtschaftung der Flächen aufzeigen.

Das landkreisübergreifende Gebiet des Großen Bruches erstreckt sich entlang der südöstlichen Grenze des Landkreises von Hornburg bis nach Oschersleben. Innerhalb des Landkreises befinden sich unter anderem Teilbereiche in der Gemeinde Schladen-Werla.

Viele Gräben durchziehen das Große Bruch, die feuchte Niederung östlich von Hornburg, um sie zu entwässern.

Viele Gräben durchziehen das Große Bruch, die feuchte Niederung östlich von Hornburg, um sie zu entwässern. Foto: Gereke

Anlass für das Projekt ist ein Wolfenbütteler Kreistagsbeschluss vom September 2022, mit dem die Kreisverwaltung beauftragt wurde, die naturschutz- und klimaschutzfachlichen Entwicklungspotenziale der Niedermoorstandorte im Großen Bruch zu prüfen und daraus Umsetzungsmaßnahmen mit den Landbesitzenden und Landbewirtschaftenden zu entwickeln. „Dabei soll auch geklärt werden, ob und wo es sinnvolle Standorte für Photovoltaik-Freiflächenanlagen gibt, die mit den Zielen der Moorrenaturierung vereinbar sind“, ergänzt Wolfenbüttels Kreissprecher Andree Wilhelm.

Zustand des Moorbodens ermittelt

Der erste Schritt im Rahmen des Projekts bestand jetzt darin, den Zustand des Moorbodens zu ermitteln – dazu gehören unter anderem die Torfmächtigkeit und der Anteil der organischen Substanz. Das Untersuchungsgebiet beginnt östlich von Hornburg und erstreckt sich bis nach Mattierzoll. „Die Ergebnisse der ersten Untersuchung zeigen, dass direkt östlich von Hornburg kein Torf mehr vorhanden ist“, teilt der Kreissprecher mit.

Zwischen Seinstedt und Mattierzoll nimmt die Torfmächtigkeit von Westen nach Osten zu und liegt überwiegend zwischen 4 und 8 Dezimeter. In einigen Gebieten südlich von Hedeper und im östlichen Teil des Untersuchungsgebiets übersteigen die Torfmächtigkeiten 10 Dezimeter. „Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Erhaltung des Niedermoores im Großen Bruch nur durch die Umsetzung von Wiedervernässungsmaßnahmen möglich ist“, so Wolfenbüttels Kreissprecher.

Im Frühjahr 2022 liefen die Bauarbeiten, um zwei kleine Flächen am alten Hornburger Torfstich wiederzuvernässen.

Im Frühjahr 2022 liefen die Bauarbeiten, um zwei kleine Flächen am alten Hornburger Torfstich wiederzuvernässen. Foto: Gereke

Wie könnte denn ein „Nassmachen“ ablaufen? „Das Kappen von Drainagen, Abstellen von Pumpwerken oder das Schließen von Gräben sind wirksame Maßnahmen zur Wiedervernässung eines Moores und könnten in den Plan integriert werden, doch sind aktuell weder das konkrete Projektgebiet noch irgendwelche Maßnahmen geplant“, informiert Wilhelm. Das Projekt Wiedervernässung beim alten Hornburger Torfstich, das vor einigen Jahren im Auftrag der Gemeinde Schladen-Werla der Wasserverband Peine östlich von Hornburg ausführte, sei auf zwei kleinen Grundstücken realisiert worden und sei im Vergleich zu diesem Projekt sehr klein, fügt er an.

Ein multifunktionales Moor soll her

Wie genau alles aussehen wird, ist derzeit also noch offen. „Die lokalen und regionalen Akteure sollen einbezogen werden, da das Gebiet seit Langem bewirtschaftet wird und immer noch eine wichtige landwirtschaftliche Region ist. Ziel dieses Projekts ist es, eng mit Landbesitzern, Landwirten und anderen Akteuren zusammenzuarbeiten, um ein multifunktionales Moor zu schaffen, mit dem die Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, bewältigt werden können, während gleichzeitig die künftige Existenzgrundlage derjenigen, die das Land bewirtschaften, gesichert wird“, so der Kreissprecher.

Wilhelm weiter: „Das bedeutet, dass unser Hauptziel zwar die Wiedervernässung des Niedermoors ist, aber auch andere Komponenten einbezogen werden. Dies schließt die Option der Photovoltaik in einigen Gebieten nicht aus, aber wo dies geschehen soll, muss genauer untersucht werden, um das Moor nicht weiter zu schädigen.“ Inhalt des Projektes sei nicht der Entzug von Ackerflächen, sondern alternative Nutzungsformen, die zusammen mit den Bewirtschaftern und Eigentümern erarbeitet werden sollen, die auch dem Moorschutz dienen können, betont er.

Das Projekt soll unter anderem den Naturschutz stärken. Auf dieser Fläche des ehemaligen Hornburger Torfstichs kann sie sich bereits frei entwickeln.

Das Projekt soll unter anderem den Naturschutz stärken. Auf dieser Fläche des ehemaligen Hornburger Torfstichs kann sie sich bereits frei entwickeln. Foto: Gereke

Neben der bodenkundlichen Untersuchung laufen derzeit zwei weitere Untersuchungen: eine zur Hydrologie des Moores durch den Wasserverband Hornburger Bruch sowie eine Bewertung des Landschaftsbildes durch die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Wolfenbüttel. Die Ergebnisse dieser Studien dürften gegen Ende des Jahres vorliegen und ergänzen die ersten Erkenntnisse der bodenkundlichen Kartierung.

„Derzeit ist das Projekt bis Ende März 2026 finanziert. Weitere Fördermittel müssen noch akquiriert werden, da die Umsetzung von Maßnahmen und Fertigstellung aufgrund der Komplexität des Projekts viele Jahre dauern wird“, so Wilhelm.

Geomorphologie hat sich erheblich verändert

Bislang ist im Großen Bruch auch ein Überschwemmungsgebiet ausgewiesen. „Der Landkreis Wolfenbüttel ist in Abstimmung mit dem NLWKN dabei, dieses Überschwemmungsgebiet aufzuheben, da es aus der Zeit vor Inkrafttreten des preußischen Wassergesetzes 1914 und den großen Meliorationsmaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg stammt und nicht mehr anwendbar ist, da sich die Geomorphologie durch die Kultivierung und Entwässerung des Landes seither erheblich verändert hat“, ergänzt Wilhelm.

Einst teilte der Eiserne Vorhang das Große Bruch – heute gehören Teile von ihm in Sachsen-Anhalt zum Nationalen Naturmonument.

Einst teilte der Eiserne Vorhang das Große Bruch – heute gehören Teile von ihm in Sachsen-Anhalt zum Nationalen Naturmonument. Foto: Gereke

Hintergrund: Der Landkreis will mit dem Projekt den Torfverlust reduzieren und somit den Kohlenstoff im Boden lassen, um weitere CO2-Emissionen zu reduzieren sowie naturräumliche Entwicklungen zu ermöglichen. Niedersachsen ist das moorreichste Bundesland. Das neue Ziel der niedersächsischen Landesregierung steht seit der Anpassung des Klimagesetzes fest: Bis 2030 sollen die jährlichen Treibhausgasemissionen aus kohlenstoffreichen Böden um 1,65 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verringert werden.

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