Zähl Pixel
Ankommen, Austauschen, Aufwachsen

Politische Debatten und Bewegungsspiele im Jugendzentrum

In diesem Raum heißen Jens Fiebig (l.) und Lars Weitsch alle Jugendlichen willkommen.

In diesem Raum heißen Jens Fiebig (l.) und Lars Weitsch alle Jugendlichen willkommen. Foto: Müller

Das Jugendzentrum ist ein offener Treffpunkt für alle jungen Menschen – ob aus der Herkunftsfamilie oder dem betreuten Wohnen, mit oder ohne ausländische Wurzeln. Hier finden sie Raum zum Austausch und erleben gemeinsame Ausflüge.

author
Von Friederike Julia Müller
Sonntag, 10.11.2024, 10:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Langelsheim. Neben dem Harzstadion und dem Freibad verbirgt sich ein Treffpunkt für junge Menschen: das Jugendzentrum Langelsheim. Es gibt mehrere Jugendräume in der Region und diesen leiten Jugendpfleger Jens Fiebig und sein Mitarbeiter Lars Weitsch gemeinsam. Fiebig ist in der Verwaltung der örtlichen Berufsschule tätig und arbeitet mit einer Drittelstelle im Jugendzentrum. Weitsch hat eine Vollzeitstelle in dieser Einrichtung. Zusammen bieten sie Interessierten – von Grundschulkindern bis zu jungen Erwachsenen – einen geschützten Raum. Die meisten sind jedoch 9 bis 13 Jahre alt, erklärt Weitsch. Warum, weiß er selbst nicht genau. „Vor ein paar Jahren waren die meisten um die 16“, erinnert er sich.

Philosophieren am Feuer

Den typischen Jugendlichen gibt es hier nicht, wie der Jugendpfleger erklärt. Laut ihm haben nicht alle Probleme zu Hause und „alle sozialen Schichten sind vertreten.“ Gibt es Streitereien in der Schule, sind die hier schnell vergessen. Im Jugendzentrum entstehen auch spontane Gespräche über Politik oder Zukunftspläne, wie er erzählt. Beide erinnern sich gern an die Grillabende im Sommer. „Wir haben hier gegrillt und es war ein bisschen wie in einer großen Familie“, wirft Weitsch ein. Die älteren Jugendlichen standen am Feuer und passten dabei auf die Jüngeren auf. In gemütlicher Atmosphäre sprach ein Junge davon, dass er Polizist werden wollte, aber keinen deutschen Pass hätte. Daraufhin philosophierten die Jugendlichen über die politische Lage und ihre persönlichen Träume.

Das Jugendzentrum ist unter der Woche offen für alle, die sich nach der Schule treffen, gemeinsam Fußball spielen oder an der Spielkonsole entspannen wollen. Am Wochenende organisieren Fiebig und Weitsch regelmäßig Ausflüge: Ob zum Laser-Tag, ins Kino oder zum Schwimmen, es soll für alle etwas dabei sein. Erschwert wird ihnen das manchmal durch bürokratische Prozesse. Jugendliche haben sich einmal ein neues Gerät für ihren Skatepark gewünscht. Doch bis das genehmigt und installiert wurde, verging ein Dreivierteljahr. „Bis dahin sind die Jugendlichen teilweise schon weg“, so Fiebig.

Von der Kita in die Jugendarbeit

Trotzdem wissen beide genau, warum sie diese Arbeit machen. Der Jugendpfleger war hier als Jugendlicher selbst regelmäßig zu Gast. Er engagierte sich 17 Jahre lang ehrenamtlich, bevor er seine heutige Stelle bekam. „Ich mache das nicht wegen des Geldes“, betont er. Weitsch hat seine Berufung im Jugendzentrum auf einem Umweg gefunden. Seine Mutter arbeitete in einer Mutter-Kind-Einrichtung, und er half ihr. Nach dem Schulabschluss wollte er zunächst viel Geld verdienen und versuchte es in der freien Wirtschaft. Da ihn diese Arbeit nicht erfüllte, absolvierte er ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Kita, was ihm die Freude an sozialer Arbeit zeigte. Er merkte jedoch, dass er lieber mit Jugendlichen arbeiten wollte. Fiebig arbeitete in seiner Berufsschule und wurde dort auf seinen jetzigen Mitarbeiter aufmerksam. „Ich möchte mittendrin sein, oder nebenbei. Je nachdem, ob jemand meine Hilfe oder seine Ruhe möchte“, erläutert Weitsch.

Schere, Kleber, Papier

Auch Andrea Schütte, die die Astfelder Jugendräume betreut, kam von der Kita-Tätigkeit zur Arbeit mit Grundschülern und Jugendlichen. Im Gebäude der Astfelder Grundschule tobt das Leben, als sie mit 17 Teilnehmern aus Klasse eins bis fünf Laternen bastelt.

Der Martinstag rückt näher und die Gruppe bastelt Laternen.

Der Martinstag rückt näher und die Gruppe bastelt Laternen. Foto: Müller

Schütte betreut auch AGs sowie Hausaufgabenhilfe an verschiedenen Schulen. „Mir macht diese Arbeit einfach Spaß. Ich bin Erzieherin, seitdem ich 16 bin“, erklärt sie. Mit der Jugendarbeit begann sie erst etwas später. Auch die ehrenamtliche Helferin Tanja Huge ist mit dabei. Sie hat in der gleichen Kita gearbeitet und unterstützt ihre frühere Vertretung bei dieser Aktion. Daher sind ihr auch viele Gesichter im Raum vertraut. „Ich möchte auch einfach in Kontakt bleiben“, erklärt sie. „Und mir macht es auch Spaß.“ Dass die Kinder selbstständiger werden, wenn sie älter sind, erleichtert ihr die Arbeit. Sie verstehen mehr und können Schritt für Schritt etwas mit ihren eigenen Händen erschaffen. Die Kinder haben sichtlich Freude daran, was auch den Leiterinnen wichtig ist. Gemeinsam organisieren sie verschiedenste Aktionen, um die Kinder und Jugendlichen aus dem Alltag zu holen.

Basteleien und Bewegung

Huge nennt die Bewegungsspiele in den Sommerferien als Beispiel für Spiel und Spaß an der frischen Luft. Schütte erinnert sich gern an die Kinoabende. Teilnehmerin Emma ist vor allem eine Aktion mit einem kleinen Missgeschick im Gedächtnis geblieben. „Wir haben versucht, Schleim selbst zu machen“, erzählt die Zehnjährige. Bei einem Versuch blieb es dann auch, denn sie und die anderen Teilnehmer hatten zu viel Farbe in der Rezeptur. „Der war eher wie Wasser“. Emma muss lächeln, während sie sich daran erinnert, wie die Masse über dem Tisch auslief und sich überall verteilte. Solche Unfälle passieren, aber die Leiterinnen nehmen es mit Humor.

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region