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Lesewoche der Harzburger Aktion

Eine Reise auf die Insel, von der Kinder verschwinden

Die Autorin spricht mit den Schülern über verschiedene Weltanschauungen und Vorurteile.

Die Autorin spricht mit den Schülern über verschiedene Weltanschauungen und Vorurteile. Foto: Müller

Eine Autorin und ein Autor stellten ihre Bücher Jugendlichen in Bad Harzburg vor. Trotz unterschiedlicher Genres und Handlungen regen beide zum Nachdenken und Diskutieren an. Über menschliche Emotionen, die Gesellschaft und Zukunftsvisionen.

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Von Friederike Julia Müller
Donnerstag, 31.10.2024, 09:00 Uhr

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Bad Harzburg. Zum Ende der Jugendbuchwoche gab es noch einmal zwei Lesungen in Bad Harzburger Schulen. Autorin Aygen-Sibel Celik stellte ihren Roman „Seidenhaar“ am Werner-von-Siemens-Gymnasium vor. Sie veranstaltet gerne diese Lesungen, erzählte sie mit einem Lächeln. „Ich habe immer wieder schöne Begegnungen.“ Zuvor hat sie im Amtsgericht für straffällig gewordene Jugendliche gelesen (die GZ berichtete). Celik hat ihre Bücher den unterschiedlichsten Jugendlichen vorgestellt, von der Förderschule bis zum Gymnasium. Jedes Mal war es für sie „einzigartig und berührend“.

Genauso mag sie es, Menschen mit ihren Büchern zu berühren. Und das Thema, das „Seidenhaar“ behandelt, bietet viel sozialen Zündstoff: das Kopftuchverbot an Schulen. Die Autorin zeigt auf einfühlsame Art und Weise, wie die beiden Protagonistinnen einander und die Welt um sich herum wahrnehmen. „Jeder hat einen eigenen Zugang zu Religion“, sagte die Autorin am Ende ihrer Lesung. Sie selbst wurde in Istanbul geboren, wuchs in Frankfurt auf und lebte später wieder in der türkischen Großstadt. Vorurteile kenne sie daher nur zu gut, von beiden Seiten. Sie war selbst nie frei davon, wie sie erzählte.

Spannende Zeiten

Gesellschaftskritische Fragen wirft auch ein Buch namens „Projekt Mimesis – Die Insel der künstlichen Kinder“ auf. Das stellte Autor Simak Büchel in der Oberschule Bad Harzburg vor. Wie der Titel es vermuten lässt, findet die Geschichte in einem Sci-Fi-Rahmen statt. Robotik und künstliche Intelligenz sind zentrale Aspekte. Die Fünftklässler in der Lesung „wachsen in spannenden Zeiten auf“, wie der Autor meinte.

Mit verschiedenen Stimmlagen und Gesten erweckt der Autor seine Charaktere zum Leben.

Mit verschiedenen Stimmlagen und Gesten erweckt der Autor seine Charaktere zum Leben. Foto: Müller

Die Technik entwickle sich schnell und „bindet das Menschliche an sich“. Inspiriert hatte ihn der Fall von Hiroshi Ishiguro, einem japanischen Professor. Dieser baute einen Roboter, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah. „Ich wusste nicht, wer wer ist“, gab Büchel zu. Zuerst fragte er die Schüler nach ihren Erfahrungen mit Chat-GPT; Alexa und Co. Viele konnten spontan lustige bis gruselige Anekdoten erzählen. Sprachassistent Alexa mischte sich in Gespräche ein, verteilte Liebeserklärungen und verblüffte immer wieder. Der Autor fragte, wie man ihn als Menschen von einem Roboter unterscheiden konnte.

Undercover durch die Schule

So gab er einen ersten Eindruck zum Thema seines Buches. Darin geht es um den Waisenjungen Jorin, der alleine auf einem Friedhof um sein Überleben kämpft, bis er zwei mysteriöse Männer auftauchen. Der reiche Inselbesitzer und der Geheimagent versprechen ihm, ihn aus seiner Situation herauszuholen. Sie würden ihn auf eine Insel mitnehmen, dort könne er leben und zur Schule gehen – alles auf deren Kosten. Natürlich ist Jorin misstrauisch, aber es wird Winter und er hat weder ein Dach über dem Kopf noch Eltern. Als Gegenleistung muss er nur eine verschwundene Agentin finden. Angekommen wirkt es zu schön, um wahr zu sein. Ihm wird alles, was er braucht, gegeben. Doch wieso wird jemand, der zu viele Fragen stellt, plötzlich ausgegrenzt? Warum verschwinden nach und nach Schüler, wenn sie Dinge hinterfragen? Wie entwickelt ein Kind plötzlich übermenschliche Kräfte? Nach und nach bröckeln die menschlichen Fassaden.

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