Rasen-Konzert: Nackt und ohne Fahrplan im Goslarer Kulturkraftwerk

Die Gruppe Rasen spielt am Freitag im Kulturkraftwerk. Foto: Privat
Der Goslarer Schlagzeuger Jan Burkamp spielt seit 20 Jahren für die Blue Man Group. Jetzt will er mit der Band Rasen zurück zu seinen Wurzeln. Am Freitag gibt es ein Konzert im Kulturkraftwerk. Versprochen wird echte, offene Musik ohne Stream und KI.
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Goslar. „Rasen“, so nennt Schlagzeuger Jan Burkamp seine neue Band in schöner Doppeldeutigkeit. Das hat etwas von Graswurzelbewegung, und zurück zu seinen Wurzeln will der ehemalige Ratsgymnasiast tatsächlich. Aber er will auch rasen, toben, wüten mit seiner Band, und im Kulturkraftwerk am Freitag, 14. Juni, ein unvergessliches Konzert gestalten.
Der passionierte Perkussionist, der inzwischen in Berlin lebt und seit 20 Jahren für die Blue Man Group spielt, ist seit seiner Zeit an der Goslarer Musikschule in unterschiedlichen Formationen unterwegs. Außer bei den blauen Männern ist er mit dem Berliner Kollektiv Jazzanova und der Crucchi Gang auf Tour, hier unter anderem an der Seite von Sven Regener. Er stand mit Seed und deren Sänger Demba Nabé auf der Bühne und spielte in Goslar mit den Deutschen Jazzpreisträgern Uli Kempendor und Heidi Bayer.
Ein Jahr Blockflöten-Unterricht
Burkamp kam im Alter von vier Jahren nach Goslar. Die große Liebe zum Schlagzeug brachte der gebürtige Verdener schon mit, immerhin hatte er schon als kleiner Junge mit seiner Mutter einen Jazzclub in Harsewinkel besucht und fasziniert vor den Musikern gestanden, die sich die Bewunderung ihres kleinen Maskottchens gern gefallen ließen. Als Sechsjähriger kam er dann zur Goslarer Musikschule, lernte bei Jürgen Mallwitz und Michael Pillinger und bekam ab dem neunten Lebensjahr Unterricht im Fach „klassisches Schlagzeug“. In der musikalischen Früherziehung hatte er zunächst ein Jahr Blockflöte lernen müssen. „Aus dem Dienst wurde ich freundlicherweise entlassen und durfte Schlagzeug spielen“, sagt der inzwischen 48-Jährige.

Aus dem Archiv der Goslarschen Zeitung: Im Jahr 2007 war es das GZ-Bild des Jahres: Jan Burkamp bei der Blue Man Group, fotografiert von Uwe Epping . Foto: Uwe Epping
Als Schlagzeuger im Jugendorchester
Pauke und Trommel, Xylophon und Marimbaphon gehörten zu seinen Instrumenten. Er spielte im niedersächsischen Jugendorchester und im Bundesjugendorchester. Im Trio mit zwei weiteren Schlagzeugern - Csaba Pillinger und Daniela Schneider - begeisterte er die Jury bei „Jugend musiziert“.
Begeistern konnte er sich für zeitgenössische Kammermusik, Bach-Transkripte auf Marimbaphon, moderne Stücke von Siegfried Fink und Werke des brasilianischen Komponisten Ney Rosauro. Aber auch für „Die Planeten“ von Gustav Holst oder Paul Hindemiths „Mathis der Maler“, die er mit seinen beiden Kollegen einstudierte.
Ethnologie statt Schlagzeug
Einmal entschied er sich gegen die Musik: Er wählte als Studienfach Ethnologie, ließ Schlagzeug Schlagzeug sein und konzentrierte sich vollständig auf die Uni. Allerdings: Ganz ließ ihn das Thema Musik dann doch nicht los. Seine Magisterarbeit, in der er sich mit der Ethnologie von Claude Levi-Strauss auseinandersetzte, trug den Titel „Auf der Suche nach der verlorenen Harmonie“.
Seit 2004 ist er inzwischen bei der Blue Man Group unter Vertrag. Eigentlich war es mehr Zufall, wie Burkamp erzählt: „Ein Freund hat gesagt, ich bewerbe mich jetzt da, bewirb dich doch auch.“ Er spielte vor als einer von 300 Schlagzeugern und bekam die Stelle. Eine Anstellung, die ihm eine gewisse Sicherheit gibt, aber auch genug Freiheit für seine anderen Projekte. Mit Jazzanova ist er seit 2009 international auf Tour - ob Korea oder Südafrika, Georgien, Indonesien oder Aserbaidschan. In ganz Europa war er mit Jazzanova schon, sagt er. Und in Goslar war er zuletzt vor rund zwei Jahren in der Aula des Ratsgymnasiums zu hören.
Zurück zu den Wurzeln
Doch nun will er zurück zu den Wurzeln. „Rasen“ ist eine Jam-Band, die sich vor rund einem Jahr gründete. Dazu gehört Christoph Bernewitz an der Gitarre, der lange in der Band von Clueso gespielt hat, mit Annett Louisan und Niels Frevert spielte, der aber auch bei Jazzanova und der Crucchi-Gang mit dabei ist. Am Bass wird Jörg Holdinghausen zu hören sein, der bereits mit Judith Holofernes und „Wir sind Helden“ auftrat. Keyboarder Eren Solak ist sowohl im Jazz als auch in der elektronischen Musik zu Hause und ist außer am Keyboard auch als Musikproduzent tätig.
Nackt und ohne Fahrplan
Bei den meisten Projekten und Auftritten habe er einen relativ klaren „Fahrplan“, sagt Burkamp. „Aber mit diesem Projekt wollen wir uns davon befreien und wollen uns ganz nackt machen - wir gehen auf die Bühne fangen einfach an.“ Bei dem Konzert gehe es darum, etwas zu schaffen auf der Basis dessen, „was im Augenblick da ist“, so der Ansatz von Rasen. In Zeiten von Streams und KI wolle die Gruppe sich ganz offen zeigen. „Das ist alles echt“, verspricht der Schlagzeuger. „Man muss nichts erwarten, außer ein paar hochkarätige Musiker - ich spreche von meinen Kollegen.“ Die Gruppe sei auch nicht auf Jazz festgelegt, insgesamt sei wohl eine „jazzige, groovige Note“ zu erwarten. Grundsätzlich: Jedes Rasen-Konzert ist anders. „In Erlangen haben wir vor stehendem Publikum gespielt, es konnte auch getanzt werden. Das würde ich jetzt im Kulturkraftwerk nicht erwarten.“
Am Freitag, 14. Juni, können sich die Goslarer also überraschen lassen: Die Gruppe Rasen tritt um 19 Uhr im Kulturkraftwerk auf. Das Konzert ist Teil der Reihe „Music meets Art“ des Internationalen Musikfests Goslar - Harz. Die Eintrittskarten kosten 20 Euro, ermäßigt 15 Euro. Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 16 Jahren dürfen kostenlos teilnehmen.