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Anekdoten aus drei Jahrzehnten

Orga-Trio verabschiedet sich von Frankenberger Winterabenden

Reinhard Guischard, Gerhard Stein, Ulrike Haacke und ehemalige Helfer der Frankenberger Winterabende.

Reinhard Guischard, Gerhard Stein, Ulrike Haacke und ehemalige Helfer der Frankenberger Winterabende. Foto: Schlimme

„Weißt du noch die Winterabende?“: Reinhard Guischard, Ulrike Haacke und Gerhard Stein verabschieden sich aus dem Orga-Team der Vortragsreihe. Anekdoten, unvergessliche Vorträge und ein Rückblick in die Gründungsgeschichte. Neue Organisatoren bereit.

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Von Hanna Schlimme
Freitag, 25.10.2024, 04:00 Uhr

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Goslar. Die diesjährige der Saison der Frankenberger Winterabende beginnt mit einem Abschied. Mit Reinhard Guischard und Gerhard Stein, die von Anfang an dabei waren, und Ulrike Haacke, die seit 2000 mitgemischt hat, verabschiedet sich das Orga-Team nach knapp drei Jahrzehnten der erfolgreichen Vortragsreihe. Aber nicht, ohne sich selber und auch einigen treuen Besuchern einen gemeinsamen Abend voller Anekdoten und Erinnerungen zu widmen.

Der Geruch von Suppe und Tee hängt in der Luft der Frankenberger Kirche, drei Ledersessel stehen in einem Halbkreis auf der Bühne – Zeit für einen Winterabend, in dem ausnahmsweise mal die ehemaligen Organisatoren selber im Mittelpunkt stehen.

Die wohl wichtigste Frage des Abends, nämlich ob Guischard, Stein und Haacke auch in Zukunft die Winterabende besuchen werden, eröffnet die lockere Gesprächsrunde. „Mir hat es ganz besonders gefallen, wenn ein Vortrag gegen den Strich ging und ketzerisch war“, erklärt Stein und erinnert sich an einen Vortrag von Klimaforscher Matthias Kuhle, bei dem der Redner vor der nächsten Eiszeit warnte, oder an den deutschen Publizisten und Verleger Heribert Illig, der die Existenz Karl des Großen infrage gestellt hatte. „Außerdem haben mich neue Themen und Sichtweisen fasziniert“, fährt Stein fort und denkt an den Vortrag von Janina Loh, die über Transhumanismus sprach. „Zum dritten mochte ich es, wenn Politiker wirklich ein eigenes Thema hatten“, erklärt Stein. Als Beispiel hierfür nennt er die Vorträge von Norbert Lammert, Gregor Gysi oder Wolfgang Kubicki. „Und wenn nur einer dieser drei Punkte erfüllt ist, komme ich gerne wieder und werde den Abend genießen“, klärt Stein die anfängliche Eröffnungsfrage des Abends.

Außergewöhnliche Vorträge und neue Sichtweisen gab es in den 28 Jahren der Frankenberger Winterabende immer wieder. Haacke erinnert sich beispielsweise an Fußballtrainer Hermann Gerland, der fast nur Männer mittleren Alters in die Kirche lockte, während viele ältere Gäste während des Vortrags gegangen waren.

Bassam Tibi, mit dem nach dem 9/11-Attentat ein spontaner Winterabend organisiert wurde, Sahra Wagenknecht, die das erste Mal in einer Kirche sprach, oder Norbert Lammert, der alle Talkshow Anfragen ablehnte, aber zu den Winterabenden kam, sind nur einige Beispiele aus den vielen besonderen Abenden.

Menschen zusammenbringen

Die Erinnerung an Gerland liefert die Überleitung zu der Frage, was überhaupt die Inspiration und Idee hinter den Winterabenden war. Guischard erklärt: „Es ging darum, die Menschen zusammenzubringen, der Einsamkeit entgegenzuwirken. Wir wollten die Menschen miteinander an einen Tisch bringen, deshalb spielte auch das Essen von Anfang an eine wichtige Rolle“. Und das Konzept ist aufgegangen, die Frankenberger Winterabende bringen nun seit 28 Jahren Menschen verschiedenen Alters und aus verschiedenen Berufen zusammen. „Einige sind auch nur des Essens wegen gekommen“, ergänzt Guischard lachend. Zu Anfang wurden für die Vorträge noch Referenten aus dem Bekanntenkreis gewählt. Sicherlich auch durch ein großes Netzwerk der Organisatoren wurden die Veranstaltungen immer populärer. „Ich erinnere mich, dass sich die Besucher manchmal schon 20 Minuten vorher auf dem Platz vor der Frankenberger Kirche versammelt hatten“, freut sich Guischard.

Trotzdem lief am Anfang noch nicht alles so reibungslos wie heute: „Der Tee war doch ekelhaft“, stellte Guischard fest und wird durch die lachenden Gäste unterstützt. Erst nach 15 Jahren wurde der Früchtetee, der an dem Abend immer wieder für Lacher sorgt, durch andere Sorten ergänzt.

„Die Frankenberger Winterabende sind etwas für Kopf, Herz und Bauch, ein ganzheitliches Paket“, fasst Stein zusammen. Nicht zuletzt deshalb, weil Haacke das Essen nicht nur mit viel Leidenschaft zubereitete, sondern sich sogar Gedanken machte, welches Gericht am besten zum Vortragenden und dem Thema passt. Und dann machten sich die drei auch noch regelmäßig Gedanken über die Farbe der Werbeplakate, denn auch diese sollte zum Abend passen – ein ganzheitliches Paket eben.

Fortsetzung folgt

Obwohl Reinhard Guischard, Gerhard Stein und Ulrike Haacke noch viel länger in Erinnerungen schwelgen könnten, müssen sie den Staffelstab zum Ende dieses Winterabends an die neuen Organisatoren übergeben. Neun Stück an der Zahl sind es, die die Zukunft der Frankenberger Winterabende gestalten wollen. Mit dem Abgang von Haacke gibt es dabei schon die erste bedeutende Änderung: Das Essen kommt nun von den angehenden Köchen der BBS Bad Harzburg.

Die neuen Organisatoren der Vortragsreihe sind: Anne Sagner, Sandra Keiber, Antonia Langlotz, Günter Eickhoff, Thorsten Hense, Andreas Jensen, Uwe Schmidt-Klie, Rolf Schütte und Frank Heine.

Zum nächsten Frankenberger Winterabend wird am 4. Dezember, in der Frankenberger Kirche eingeladen. Ron Prosor, Israels Botschafter in Deutschland, wird über „Die Lage in und um Israel“ sprechen. Zur Planung wird um eine Anmeldung über die Internetseite: www.frankenberg-goslar.de/wir-laden-ein/frankenberger-winterabende, gebeten.

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