Es gibt immer weniger Buchfinkenfreunde im Harz

Die platzierten Harzmeister: (v.li) Karl-Heinz Ehrenberg, Volker Jung, Jürgen Alke, Horst Rieche, vorn Frank-Rainer Pluschke. Foto: Privat
Ganze 20 Buchfinkenhalter im Harz halten mit der Zucht und dem Training der Vögel eine Tradition am Leben. Im Frühsommer treffen sie sich wie eh und je zu den Finkenmanövern, deren Sieger wurden nun bekannt gegeben und die Harzmeister 2024 gekürt.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
St. Andreasberg. Im Frühsommer haben die noch verbliebenen Finkenhalter im Harz mit ihren Buchfinken die traditionellen Finkenmanöver ausgetragen. Die Gesangswettstreite fanden in Wieda, Altenau, Hasselfelde, Benneckenstein, St. Andreasberg und Rothesütte statt. Alle Vereine sind in der Buchfinkengilde Harz zusammengeschlossen. Deren Vorsitzender Volker Jung freute sich, nun die Sieger ehren zu dürfen.
In die Wertung flossen alle Wettstreite in 2024 ein. Den 1. Platz in der sogenannten Kampfklasse erreichte Vorsitzender Volker Jung mit 1836 Schlägen. In dieser Klasse singen die Buchfinken eine halbe Stunde um die Wette, dabei wird die Anzahl der Schläge gezählt. Das Buchfinkenlied hat einen Anfang und jeweils ein Ende. Ein Buchfink kann rund 400 Mal in einer halben Stunde singen und jedes Lied wird auch Schlag genannt. Den 2. Platz erreichte Helmut Ehrenberg aus Altenau vor Karl-Heinz Ehrenberg, ebenfalls aus Altenau.
Gesang und Schönheit
Sieger im sogenannten Starksingen wurde ebenfalls Volker Jung mit 258 Schlägen. In dieser Klasse stehen die älteren und stärksten Vögel fünf Minuten Bauer an Bauer, während die Anzahl der Schläge gezählt wird. In dieser Zeit erreicht ein guter Fink rund 50 Schläge. Den 2. Platz sicherte sich Karl-Heinz Ehrenberg vor seinem Bruder Helmut Ehrenberg.
Die Schönheit der Buchfinkengesänge wird in der dritten Klasse bewertet. Für den ordnungsgemäßen melodischen Gesang erhält der Buchfink Punkte. In dieser Bewertung erreichte Frank-Rainer Pluschke aus Benneckenstein den Meistertitel. Den 2. Platz sicherte sich Jürgen Alke aus Bad Grund gefolgt von Horst Rieche aus Hasselfelde.
Tradition reicht weit zurück
Der früheste Hinweis für eine Beschäftigung der Harzer Bevölkerung mit den Buchfinken bezieht sich auf St. Andreasberg um 1720. Berg- und Hüttenleute, Holzhauer, Köhler und Fuhrleute beschäftigten sich nach einem langem Arbeitstag mit ihren Singvögeln. Sie brachten Freude, Unterhaltung und Entspannung in das kurze, mühselige und anstrengende Leben. Das Brauchtum der Finkenmanöver hat sich bis heute gehalten, allerdings mit immer weniger Teilnehmern. In den 1980-er Jahren nahmen rund 160 Finkenhalter an den Veranstaltungen teil, heute sind noch 20 Buchfinkenhalter im gesamten Harz übrig geblieben. „Wir finden heutzutage keinen Nachwuchs mehr“, schildert Vorsitzender Volker Jung.
Die Zeiten hätten sich gewaltig geändert. Sich stets um das Wohl der Vögel zu kümmern, mit allen Konsequenzen, sei für viele nicht mehr denkbar. „Geschweige denn, in der Gesangszeit morgens um fünf die Vögel zu trainieren, übrigens jeden Tag“, sagt Jung. „Dennoch, wir lieben unsere Vögel und auch, wenn wir immer weniger werden, wollen wir unser Brauchtum weiter pflegen“.