Zähl Pixel
Steinway-Festival in Wolfshagen

Klarinettist Thorsten Johanns: „Ein Zusammensein unter Freunden“

Klarinettist Thomas Johanns konzertiert mit dem Aris Quartett am 10. Mai in der Wolfshäger Festhalle.

Klarinettist Thomas Johanns konzertiert mit dem Aris Quartett am 10. Mai in der Wolfshäger Festhalle. Foto: Guido Werner

Der Klarinettist Thorsten Johanns wird am Muttertagswochenende eines der drei Steinway-Konzerte in Wolfshagen gemeinsam mit dem Aris Quartett gestalten. Im GZ-Interview verrät er mehr über seine Arbeit mit der Formation.

Von Redaktion Sonntag, 20.04.2025, 12:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Wolfshagen. Klarinettist Thorsten Johanns gestaltet gemeinsam mit dem Aris Quartett das zweite von insgesamt drei Konzerten beim diesjährigen Steinway-Festival des Wolfshäger Steinway-Vereins. Unter dem Titel „Brahms zum Geburtstag“ tritt er am Samstag, 10. Mai, um 18 Uhr in der Festhalle auf. Im GZ-Interview spricht er unter anderem über das Quintett von Brahms, das an diesem Abend erklingen wird, und seine Liebe zur Kammermusik.

Sie kommen mit dem Aris Quartett nach Wolfshagen, einem Ensemble, mit dem Sie schon sehr lange zusammenspielen. Was zeichnet Ihre kammermusikalische Freundschaft aus?

Ja, das ist eine wirklich über Jahre gewachsene Freundschaft und Zusammenarbeit. Das Besondere daran ist, dass ich die vier noch aus ihrer ganz frühen Anfangsphase kenne und ihren Weg so wirklich mitverfolgen konnte. Quartettmusiker spielen manchmal ja wie in einer alten, nicht besonders guten Ehe zusammen. Wenn man da als Fünfter dazukommt, habe ich nicht selten auch schon mal gedacht, dass hier der Haussegen gerade eher schiefhängt. Das Aris Quartett ist da einfach ganz anders. Die Frische eines jungen Ensembles, das ja mittlerweile auch längst ganz oben mitspielt, die spürt man bei denen einfach durch und durch. Wir schätzen uns alle sehr, und ich freue mich, dass ich als der deutlich Ältere immer wieder an der Reife dieser ja immer noch jungen Musikerinnen und Musiker teilhaben darf und sich unsere Erfahrungen aber auch einfach ganz wunderbar ergänzen.

Beim Steinway-Festival wird von Ihnen gemeinsam das Klarinettenquintett von Johannes Brahms zu hören sein. Wie würden Sie diese Musik beschreiben?

Es ist ein sehr intimes Werk. Eigentlich hatte Brahms bereits aufgehört zu komponieren. Für den Klarinettisten Richard Mühlfeld fing er aber noch mal an, Stücke zu schreiben. Dieses Quintett ist also ein absolutes Sahnehäubchen auf Brahms‘ Gesamtwerk. Man hört darin die ganze Erfahrung, gewissermaßen ein ganzes Leben dieses unglaublichen Komponisten. Es ist auf jeden Fall ein sehr persönliches Stück. Dass man von diesem Großmeister der romantischen Musik durch Mühlfeld noch Werke dazubekommen hat, ist ein großes Geschenk.

Haben Sie eine Lieblingsstelle oder einen Lieblingssatz in dem Quintett?

Das ist ganz klar der zweite Satz, das Adagio. Der langsame Rahmen dieses Satzes ist einfach wie der Himmel. Und dann gibt es da aber auch den etwas wilderen Mittelteil, der an die ungarische Musiktradition, der Brahms ja sehr zugetan war, anknüpft. Da steckt einfach ganz viel Österreich-Ungarn und somit auch wienerische Volksmusik mit drin. Mich erinnert das immer an die sogenannten Bandas in Budapest, die in Cafés und Restaurants an die Tische kommen, eine unglaubliche Lebensfreude ausstrahlen und genau solche Musik spielen.

Für mich ist die Kammermusik die Keimzelle des Musikertums. Natürlich kann man solistisch unterwegs sein, aber es ist so schön, wenn man dann mal gemeinsam als Gruppe spielt.
Sie sind mit Anfang 20, also wahnsinnig jung, Soloklarinettist des WDR-Sinfonieorchesters geworden, Sie spielen regelmäßig als Solist mit den größten Orchestern, lehren als Professor und machen viel Kammermusik. Kurzum: Sie sind viel und schon lange „on tour“. Kennen Sie trotzdem noch Lampenfieber?

Auf jeden Fall. Das gehört auch dazu, finde ich. Ich glaube, wenn man sich ehrlich macht, müssten das auch alle Kolleginnen und Kollegen sagen. Es ist natürlich immer die Frage, wie man das für sich nutzt. Und Lampenfieber würde ich insofern auch von Auftrittsangst unterscheiden. Aber es ist einfach gut, wenn so ein Konzert spontan bleibt und man den Verlauf eben nicht vorhersehen kann. Das hält einen selbst wach und die Musik frisch.

Welchen Platz hat die Kammermusik zwischen all den Formationen, in denen Sie spielen, in Ihrem Herzen?

Für mich ist die Kammermusik die Keimzelle des Musikertums. Natürlich kann man solistisch unterwegs sein, aber es ist so schön, wenn man dann mal gemeinsam als Gruppe spielt. So bin ich auch zur Musik gekommen. Musik machen war für mich einfach immer Kammermusik. Das ist dann ein bisschen, wie in einem Mini-Orchester zu spielen, wo ja auch jeder und jede aufeinander hören muss. Es ist ein Zusammensein auf der Bühne unter Freunden. Besser geht‘s nicht.

Zu guter Letzt: Was macht ein Thorsten Johanns, wenn er nicht gerade übt, probt, unterrichtet oder konzertiert?

Dann ist das Familienleben in Weimar und Stockholm dran. Unsere jüngste Tochter hat gerade ihre erste Rolle in der Oper, und ich versuche, so oft wie möglich dabei zu sein. Und sonst trifft man mich meistens mit unserem Hund Boogie im Park an. Er ist auch oft auf meinen Reisen dabei und mittlerweile ein richtiger Konzerthund. Ich genieße es, dass er mich zu Pausen zwingt und ich mit ihm bei jedem Wetter raus muss. Da bekomme ich den Kopf frei.

Tickets und Pässe

Tickets für das Festival sowie einen Festivalpass, der für alle drei Konzerte gilt, gibt es bei der Goslarschen Zeitung und den Tourist-Infos Wolfshagen und Goslar sowie online unter www.steinway-wolfshagen.com

Zur Person

Thorsten Johanns wurde 1977 in Krefeld geboren und ist dort aufgewachsen. Viele Jahre nahm er Klarinetten- und Saxophonunterricht bei seinem ungarischen Lehrer László Dömötör. Er bekam schon früh Preise beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Es folgte ein Klarinettenstudium bei Prof. Ralph Manno an der Musikhochschule Köln, das er mit Diplom abschloss.

Bevor Johanns 2002 im Alter von 25 Jahren Soloklarinettist des WDR-Sinfonieorchesters Köln wurde, war er drei Jahre stellvertretender Soloklarinettist der Essener Philharmoniker. Als erster und bis heute einziger deutscher Klarinettist wurde Thorsten Johanns persönlich vom Chefdirigenten Alan Gilbert wiederholt nach New York eingeladen, um dort als Solo-Klarinettist mit dem New York Philharmonic Orchestra zu spielen.

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region