Harzburgs Wirte in Sorge: Kostet ein Schnitzel bald 28 Euro?

Die Kosten für das beliebte Wiener Schnitzel explodieren. Foto: Christian Bruna
Muss ein Schnitzel bald 28 Euro kosten? Bad Harzburgs Gastronomen jedenfalls malten so ein düsteres Szenario an die Wand, als sie sich neulich zu einer Mitgliederversammlung des Dehoga trafen. Denn die Kosten explodieren auch für sie.
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Bad Harzburg. Die Gastronomen und Hoteliers, die im Bad Harzburger Dehoga zusammengeschlossen sind, haben sich mit den Tourismusbetrieben der Stadt versöhnt. Das jedenfalls wurde während der Dezember-Mitgliederversammlung des Hotel- und Gaststättenverbandes deutlich. Friede, Freude, Eierkuchen bestimmen dennoch nicht die Atmosphäre in der Branche. Denn nun plagen die Unternehmer angesichts der wirtschaftlichen Lage Zukunftsängste.
Der Zoff mit den KTW
Es ist noch nicht so lange her, da standen sich der Bad Harzburger Dehoga um seinen Vorsitzender Mathias Wieczorek und die Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe (KTW) garstig mit sprichwörtlich hochgekrempelten Ärmeln gegenüber. Die Gastronomen waren unzufrieden mit der Tourismuspolitik, wollten aber in erster Linie auch ein Mitspracherecht bei der Verwendung der Fremdenverkehrsabgabe. Am liebsten in Form eines ^Gremiums, das darüber entscheidet. Natürlich unter ihrer Mitwirkung. Ratsmitglieder wurde um Unterstützung gebeten und die Emotionen kochten hoch.
Photovoltaik als Lösung?
Herausgekommen ist wenig, aber mittlerweile hat sich die Lage offenkundig beruhigt. Bei einem gemeinsamen Termin mit den KTW, von dem Dehoga-Chef Wieczorek berichtete, habe man sich geeinigt, gemeinschaftlich in die Zukunft zu gehen und besser zusammenzuarbeiten. „Das Gespräch war angenehm und sehr positiv“.
Diese Kuh ist also vom Eis. Aber nun stehen wirtschaftliche Probleme ins Haus. Beispielsweise die hohen Energiepreise, die gerade in großen Hotels oder auch in Restaurantküchen ein Schlag ins Kontor sind. „Wir werden alle überlegen müssen wie wir Energie sparen“, so Wieczorek. Eine gute Idee wäre der Umstieg auf Photovoltaik war jedenfalls die Botschaft von Chantal Messchendorp, die zur Dehoga-Sitzung eingeladen worden war. Aber diese Botschaft war von ihr auch zu erwarten und sollte so ja auch rüberkommen. Die Dame ist Vertriebs- und Marketingleiterin einer Firma, die sich auf Photovoltaik-Anlagen spezialisiert hat. Und wie gesagt: Egal ob für Privathäuser oder Hotels: Es rechne sich über kurz oder lang immer.

Blicken nicht unbedingt hoffnungsfroh in die Zukunft: Die Dehoga-Vorstandsmitglieder Tom Rösgen (l.), Jochen Borchers (r.), Sophie Junicke (2.v.r.) und Mathias Wieczorek. Neben Rösgen Mark Alexander Krack vom Dehoga-Bezirksverband Braunschweig-Harz. Im Hintergrund Chantal Messchendorp von der BüLo-Group, die Photovoltaik-Anlagen installiert. Foto: Schlegel
Auch müssen die Mitarbeiter sensibilisiert werden, so Dehoga-Vorstandsmitglied Tom Rösgen. Muss wirklich jeden Morgen jedes Gerät in der Küche hochgefahren werden? Muss immer jedes Licht an sein? Müssen drei Brötchen in einem stromfressenden Ofen aufgebacken werden? „Angesichts der aktuellen Energiepreise wäre es da ja fast schon günstiger, die Brötchen mit dem Taxi vom nächsten Bäcker holen zu lassen“, so Wieczorek ironisch. Über kurz oder lang müsse man wahrscheinlich sogar das Speisenangebot nach den Energiekosten, die beim Zubereiten anfallen, planen. Und dabei, so Wieczorek, kämen die richtig schweren Zeiten wohl erst noch. „Wie wird der Winter 23/24?“ Wenn man jetzt nicht reagiere, „haben wir im nächsten Jahr Probleme“.
Die hohe Gewerbesteuer
Und ausgerechnet in solchen Zeiten erhöhe die Stadt die Gewerbesteuer. Der Dehoga hatte im Vporfeld der entscheidenden Ratssitzung extra noch Stadt und Rat angeschriebene, aber ohne großen Effekt. Wieczorek sagte, er verstehe die Ratsmitglieder ja sogar in gewisser Weise, auch sie müssten aufs Geld achten. Aber für die Gastronomen sind Gewerbesteuer und Energie nicht die einzigen Problemfelder. Inflation ist ein weiteres Stichwort, die Preise steigen. Auch die Personalkosten gehen wegen des gestiegenen Mindestlohnes nach oben. Eigentlich müssten die Preise massiv angepasst werden, aber möchte der Kunde für ein Schnitzel 28 Euro zahlen? Wo doch die Gäste ebenfalls steigende Kosten haben. Die große Frage: Bleibt es beim Konsumverhalten der Menschen aus den Zeit vor oder kurz nach Corona? Da hatte die Branche in Bad Harzburg einen gigantischen Ansturm,, „Es lief nach der Pandemie so gut an“, erinnert sich Wieczorek.
Und doch gibt es einen Hoffnungsschimmer: Es mag ja sein, dass die Menschen sich nicht mehr so viele lange teure Urlaube gönnen –wohl aber Kurzreisen von zwei oder drei Tage. Und genau dieser Trend sei eine Chance für Bad Harzburg, so Vorstandsmitglied Sophie Junicke.