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Harz-Classix-Festival

Mehr als 80 Künstler bei Konzert in der Marktkirche

Die Musiker des Rias-Kammerchors und der Akademie für Alte Musik Berlin unter Leitung von Łukasz Borowicz spielen in der Marktkirche in Clausthal-Zellerfeld ein sensationelles Konzert.

Die Musiker des Rias-Kammerchors und der Akademie für Alte Musik Berlin unter Leitung von Łukasz Borowicz spielen in der Marktkirche in Clausthal-Zellerfeld ein sensationelles Konzert. Foto: Neuendorf

Mehr als 80 Künstler haben am Freitagabend in der Marktkirche Werke des Komponisten Anton Bruckner gespielt. Unter dem Dirigat von Łukasz Borowicz trugen sie meist Kompositionen vor, die der Linzer Domorganist in jungen Jahren schrieb.

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Von Michael Eggers
Montag, 23.09.2024, 04:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. Was haben die Clausthal-Zellerfelder in ihrer Marktkirche doch für ein feines Instrument. Der „Shootingstar unter den Organisten“, Sebastian Heindl, spielte zur Eröffnung des Harz-Classix-Festivals auf der am ersten Advent 2022 eingeweihten Goll-Orgel und zeigte Beachtliches. Das Konzert, das live bei Deutschlandfunk-Kultur im Radio übertragen wurde, stand unter der der Überschrift „Zum 200. Geburtstag von Anton Bruckner“. Weitere Akzente setzten der Rias-Kammerchor und die Akademie für Alte Musik Berlin, beide unter der Leitung von Łukasz Borowicz.

Warum Sebastian Heindl als "Shootingstar unter den Organisten" gilt, zeigt er am Freitagabend. Der 27-Jährige bringt den Besuchern eindrucksvoll zu Gehör, welche Töne mit der Goll-Orgel möglich sind.

Warum Sebastian Heindl als "Shootingstar unter den Organisten" gilt, zeigt er am Freitagabend. Der 27-Jährige bringt den Besuchern eindrucksvoll zu Gehör, welche Töne mit der Goll-Orgel möglich sind. Foto: Neuendorf

Der langjährige Linzer Domorganist Anton Bruckner galt als der Orgelvirtuose seiner Zeit, und der erst 27-jährige Sebastian Heindl tat es ihm in der Marktkirche nach. Es war schier beeindruckend, was der Organist der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche aus dem mit vier Manualen, 74 Registern und insgesamt 4291 Pfeifen ausgestatteten Instrument herausholte. In der Pause war diese Virtuosität das Gesprächsthema unter den Besuchern in dem fast vollen Kirchenschiff.

Gefühlvoll geleitet

Vor allem die Bässe und die leisen Passagen spielte Heindl mit einer Leichtigkeit, und das auch bei den Improvisationen über Themen aus dem Psalm 112 von Bruckner. Dieses Stück, das ein Loblied auf die Gottesfürchtigen und Barmherzigen ist und eigentlich den deutschen Psalm 113 meint, interpretierte der junge Organist mit einer Komplexität, wie sie nur auf wenigen Orgeln möglich ist. Kein Wunder, dass die Zuschauer lang anhaltend applaudierten.

Die Stimmen der Solisten Arttu Kataja (Bass), Martin Mitterrutzner (Tenor) Johanna Winkel (Sopran) und Catriona Morison (Mezzosopran) werden besonders hervorgehoben.

Die Stimmen der Solisten Arttu Kataja (Bass), Martin Mitterrutzner (Tenor) Johanna Winkel (Sopran) und Catriona Morison (Mezzosopran) werden besonders hervorgehoben. Foto: Neuendorf

Mit Beifall geizte das nahezu volle Kirchenschiff ohnehin bei dem Konzert nicht. Immer wieder klatschten die Hunderte von Besuchern den mehr als 80 Künstlern zu, die der Dirigent Łukasz Borowicz gefühlvoll leitete. Wie sehr Borowicz den österreichischen Komponisten Anton Bruckner schätzt, hatte er vielen Konzertbesuchern bereits vor dem eigentlichen Beginn im Interview mit der NDR-Kulturjournalistin Raliza Nikolov gesagt.
Vor dem Konzert können sich die Besucher bei einem Interview, das die NDR-Kulturjournalistin Raliza Nikolov mit Dirigent Łukasz Borowicz (rechts) führt, über die Musik Anton Bruckners informieren. Der künstlerische Kurator Professor Dr. Hans-Christian Wille übersetzt und ergänzt.

Vor dem Konzert können sich die Besucher bei einem Interview, das die NDR-Kulturjournalistin Raliza Nikolov mit Dirigent Łukasz Borowicz (rechts) führt, über die Musik Anton Bruckners informieren. Der künstlerische Kurator Professor Dr. Hans-Christian Wille übersetzt und ergänzt. Foto: Neuendorf

Und diese Bewunderung für den Komponisten, die schon in jungen Jahren bei dem Dirigenten geweckt wurde, war auch während des Konzerts immer zu spüren. Borowicz verstand es vor allem, die bei Bruckner häufig anzutreffende so genannte Terrassendynamik an Orchester und Chor weiterzugeben. Dabei wechselten sich die Lautstärken immer wieder unvermittelt ab. Und diese unterschiedlichen Lautstärken beherrschten die Musiker unter Borowiczs Dirigat meisterhaft. Es war immer wieder bemerkenswert, wie leise doch beispielsweise eine Trommel gespielt werden kann oder auch wie laut Frauengesang sein kann – die Männer im Chor schafften diese Lautstärke jedenfalls gefühlt nicht.

Ganz viel Stolz

Doch gerade die leisen Passagen dürften auch für die Zuhörer am Radio zu Hause oder im Auto faszinierend gewesen sein. Gerade bei ihnen sind ja bei einer Live-Übertragung jedes Gehüstel oder auch Niesen zu hören. Die gab es aber zumindest gefühlt kaum.

Vor dem Konzert können sich die Besucher bei einem Interview, das die NDR-Kulturjournalistin Raliza Nikolov mit Dirigent Łukasz Borowicz (rechts) führt, über die Musik Anton Bruckners informieren. Der künstlerische Kurator Professor Dr. Hans-Christian Wille übersetzt und ergänzt.

Vor dem Konzert können sich die Besucher bei einem Interview, das die NDR-Kulturjournalistin Raliza Nikolov mit Dirigent Łukasz Borowicz (rechts) führt, über die Musik Anton Bruckners informieren. Der künstlerische Kurator Professor Dr. Hans-Christian Wille übersetzt und ergänzt. Foto: Neuendorf

Ohnehin waren die Einschränkungen für das Publikum durch die Live-Übertragung kaum spürbar. Die Besucher mussten pünktlich sein, weil das Konzert um 20.03 Uhr beginnen sollte – und auch begann – das war es aber auch. Und so schwang zumindest bei den Einheimischen ganz viel Stolz mit, dass ein Konzert aus ihrer Kirche live im Radio übertragen wurde.
Dafür, dass die richtigen Klänge aus der Marktkirche auch richtig über den Äther gehen, dafür sorgen die Techniker von Deutschlandfunk-Kultur.

Dafür, dass die richtigen Klänge aus der Marktkirche auch richtig über den Äther gehen, dafür sorgen die Techniker von Deutschlandfunk-Kultur. Foto: Neuendorf

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