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Strategie für die Wiederaufforstung

Zukunft des Goslarer Waldes: Was kommt nach der Harzer Fichte?

Der Borkenkäfer hat laut Stadtforst rund 65 Prozent der Fichtenbestände zerstört – jetzt muss ein Plan für die Zukunft des Waldes her.  Archivfoto: Epping

Der Borkenkäfer hat laut Stadtforst rund 65 Prozent der Fichtenbestände zerstört – jetzt muss ein Plan für die Zukunft des Waldes her. Archivfoto: Epping

Der Borkenkäfer vernichtet immer mehr Fichten im Goslarer Stadtwald. Forstleiter Wolfgang Lebzien geht davon aus, dass 65 Prozent der Bestände verloren sind - Tendenz steigend. Umso wichtiger ist es für die Stadt, Strategien für die Zukunft des Waldes zu erarbeiten. Gesucht wird der richtige Mix aus Naturverjüngung und Aufforstung.

Von Hendrik Roß Freitag, 04.02.2022, 07:00 Uhr

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Goslar. Der Goslarer Stadtwald ist in Not. Laut Chef-Förster Wolfgang Lebzien sind bereits 65 Prozent der Fichtenbestände durch den Borkenkäfer vernichtet worden – Tendenz steigend. Das Zeitalter der Harzer Fichte geht also seinem Ende entgegen, doch was kommt danach? Die Stadt Goslar feilt an einem Plan, wie sie den größten kommunalen Wald Niedersachsens zukunftsfest bekommt.

Klar ist, dass die Forst ein wirtschaftliches Debakel erlebt. Seit 2014 schreibt sie rote Zahlen. Wegen der zuletzt stark gestiegenen Marktpreise und den enormen Mengen an Käferholz, die aus den Wäldern entfernt und verkauft wurden, kletterte der Betrieb 2021 zwar wieder in die Gewinnzone. Lebzien berichtete im November dem Forstausschuss jedoch, dass bei den aktuell enormen Einschlägen bald kein Holz mehr zum Verkaufen da ist. Ab 2023 werde das Angebot deutlich abnehmen. Das Fichtensterben bereitet auch ökologische Probleme: Durch die stark erhöhte Fällmenge im Kampf gegen den Borkenkäfer verringere sich die Funktion des Waldes als Luft-Reiniger erheblich, gibt die Stadt zu bedenken. Weil es immer weniger Bäume gibt, könne auch immer weniger CO² aufgenommen werden.

Was will die Stadtforst also tun, um den Goslarer Wald zukunftsfest zu machen? Eine Antwort lautet: gar nichts. Durch „natürliche Waldverjüngung“ soll praktisch ganz von selbst ein vielfältiger Mischwald entstehen. Mindestens 50 Prozent der Kahlflächen, im Moment sind das insgesamt etwa 350 Hektar, sollen in Zukunft sich selbst überlassen werden.

Doch an manchen Stellen will die Stadt der Natur durch Aufforstung unter die Arme greifen. Erst die Anpflanzung neuer Bäume ermögliche „eine möglichst große Vielfalt“, erklärt dazu die Stadtverwaltung. Ansonsten würden sich an einem Standort nur die Pflanzen vermehren, die es dort bereits gibt. Die Aufforstungs-Bereiche sollen jeweils nicht größer sein als ein Hektar. Zwischen Herbst 2021 und Frühjahr 2022 sollen 210.000 neue Pflanzen in den Waldboden gesetzt werden. Hinzu kommen etwa 20.000 Bäume, die Privatinitiativen oder Vereine zugesteuert haben. Längst ist das Thema Waldsterben in der Goslarer Stadtgesellschaft angekommen.

Für die Naturverjüngung sei es wichtig, nicht sämtliches Tot- und Schadholz aus dem Wald zu entfernen, weil es wichtige Funktionen für das Ökosystem habe, etwa als Schattenspender oder Nährstoffspeicher für junge Pflanzen.

Die richtige Strategie bei der Wiederaufforstung zu finden, sei schwierig, schreibt die Verwaltung. „Die dynamische Entwicklung des Klimas“ erschwere die Entscheidungen.

Wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Taktik bei der Wiederbewaldung verspricht sich die Stadt durch die Ergebnisse der sogenannten Forsteinrichtung, die derzeit stattfindet. Dabei handelt sich um eine Art Wald-Inventur mit wissenschaftlicher Begleitung, die alle zehn Jahre durchgeführt wird. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr vorliegen.

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