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Erlebnis-Bocksberg in der Kritik

Zoff um Schneekanonen in Hahnenklee

Zoff um Schneekanonen in Hahnenklee

In Hahnenklee fehlt der Schnee. Während in anderen Orten die Schneekanonen schon loslegten, steht Bocksberg-Betreiber Heiko Rataj in der Kritik, da er die Pisten noch immer nicht beschneit. Der wehrt sich gegen die Vorwürfe. Es sei zu warm.

Von Petra Hartmann Samstag, 28.01.2023, 08:00 Uhr

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Hahnenklee. Keine Schneekanonen am Bocksberg, dafür heftige Schimpfkanonaden: Heiko Rataj, dem Betreiber des Erlebnis-Bocksbergs müssen am Donnerstagabend die Ohren geklungen haben, als in der Hahnenkleer Ortsratssitzung das Thema „Beschneiung“ zur Sprache kam. Wo bleiben die Schneekanonen und warum tut Rataj nichts?, hieß es in der Einwohnerfragestunde. Immerhin bekomme der Erlebnis-Gastronom eine Menge Geld dafür.

Den Stein ins Rollen brachte Peter Pütz, ehemals Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins und HTM- Aufsichtsratsvorsitzender, mit seiner Anfrage nach Kunstschnee: „Wir haben Schnee, und was fehlt, ist die Ergänzung“, forderte er. Immerhin: „Wir unterstützen den Bocksberg mit einer fünfstelligen Summe“, sagte er und fragte den Ortsrat, ob es so akzeptiert werden könne, dass das Unternehmen den Berg nicht beschneie.

Früher war mehr Schnee

„Ich sehe das genau so wie Sie“, echauffierte sich Ortsbürgermeister Heinrich Wilgenbus (CDU). „Wir zahlen eine Summe von 192.000 Euro im Jahr“, betonte er, und darin sei auch die Beschneiung mit enthalten. Früher habe man bei -2 Grad mit dem Beschneien angefangen, jetzt erst bei -5 Grad.

Der Erste Stadtrat Dirk Becker als Geschäftsführer der Hahnenklee Tourismus Gesellschaft (HTG) meinte, er habe darüber mit Rataj gesprochen und deutlich gemacht, dass es sich um ein Vertragsverhältnis handele. Näheres wollte er jedoch lieber im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung besprechen. „Sie können sicher sein, dass wir das Thema nicht erst im Sommer klären werden“, sagte er.

Welche Beträge genau an den Betreiber fließen, dazu wollte Becker sich nicht äußern, er kommentierte auch die von Wilgenbus genannte Summe nicht. Es gebe drei verschiedene Verträge, erläuterte er auf GZ-Nachfrage, Geld fließe sowohl für den Mountainbike-Park und für das Rodeln als auch für die Beschneiung. Am Freitagmorgen habe es ein Gespräch mit Rataj gegeben. „Am Wochenende werden alle Pisten beschneit“, kündigte Becker an.

„Ich bin nicht Frau Holle“

Rataj selbst reagierte ausgesprochen ungehalten, als er von den Vorwürfen hörte. „Ich bin doch nicht Frau Holle“, grollte er, und die „Stammtischstrategen und Besserwisser“ hätten offenbar keine Ahnung. „Wir brauchen Frost im Boden und dauerhaft niedrige Temperaturen“, stellte er klar. Aber es habe in letzter Zeit immer wieder Tauwetter und Temperaturen über Null Grad gegeben. „Wenn ich irgendwie eine Chance gesehen hätte, mehr Umsatz zu generieren, dann hätte ich das gemacht“, betont der Bocksberg-Betreiber. „Ich kann die Physik doch nicht aushebeln.“

Grundsätzlich ließe sich Hahnenklee nicht mit Braunlage oder St. Andreasberg vergleichen. In der Hahnenkleer Südlage taue es eben schneller und Schnee halte sich nicht so lange. Auch für das nötige Wasser habe er in Hahnenklee ganz andere und schlechtere Voraussetzungen: Braunlage habe den Schneisee, das Wasser werde dort hochgepumpt und sei schließlich eiskalt, wenn es auf die Pisten geschossen wird. St. Andreasberg habe seinen Kühlturm. „Und wir haben nur das lauwarme Wasser aus dem Gumbacher Teich“, sagte er. Und es sei nicht nur viel zu warm, obendrein habe der Teich derzeit viel weniger Wasser als sonst.

6000 bis 7000 Euro pro Nacht

Zwischen 6000 und 7000 Euro koste es, den Berg eine Nacht lang zu beschneien, berechnet Rataj. „Aber wenn wir keinen Naturschnee haben, macht es überhaupt keinen Sinn. Optimal wären mindestens acht Tage mit Temperaturen unter 6 Grad. Je kälter es sei, desto mehr Schnee komme auch raus aus der Kanone.

In Zeiten der in die Höhe schießenden Energiepreise würden Hotels daran denken, „dem Bürger einen Euro mehr abzunehmen – aber von mir wird erwartet, dass ich hier alle Hebel in Bewegung setze“, ärgert sich Rataj. Nach drei Jahren Corona-Pandemie gehe es dem Tourismus in Hahnenklee nicht gut, und auch er wünsche sich mehr Besucher. „Wir reizen alles aus und machen, was wir tun können“, betonte er. „ Wir versuchen alles, was möglich ist.“

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