Zivilcourage in Lautenthal: Augen auf und nicht wegschauen

Die Polizei-Oberkommissarinnen Melanie Rost (li.) und Melanie Liebezeit (halb verdeckt) zeigen den Schülern aus Wolfshagen und Lautenthal, wie ein Polizeifahrzeug ausgestattet ist. Foto: Neddermeier
Polizeieinsatz an der Lautenthaler Schule: Allerdings kein Ernstfall - obwohl die Themen durchaus ernst sind. Zivilcourage und das Verhalten, wenn jemand bedroht oder angegriffen wird, waren die Themen mit dem sich die Grundschüler befassten.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Lautenthal. Am vergangenen Donnerstag klickten an der Grundschule in Lautenthal die Handschellen bei einigen Schülern. Die hatten sich allerdings sehr gerne freiwillig verhaften lassen. Anlass des „Einsatzes“ der beiden Polizei-Oberkommissarinnen Melanie Rost und Melanie Liebezeit von der Polizeistation Langelsheim war die Goslarer Zivilcouragekampagne (GZK) der Polizei und des Weißen Rings. Die Grundschulen Lautenthal und Wolfshagen sind schon länger Partnerschulen für „Zivilcourage – Notruf 110“. Die Viertklässler der Grundschule aus Wolfshagen waren extra in den Bus gestiegen, um am etwas anderen Unterricht in der Bergstadt teilzunehmen. Und als der silberblaue Polizeibully um die Ecke bog, ging es zunächst einmal auf den Pausenhof, um das Fahrzeug samt Inhalt in Augenschein zu nehmen.
Gut gerüstet im Ernstfall
Was da zum Vorschein kam, versetzte die Schülerschar in helle Aufregung. Besonders angetan waren sie von einem Spezialhelm für Paniklagen. Also in Fällen, wo Gefahr im Verzug ist – schusssicher und mit Gesichtsvisier. „Cool“, sagte der 11-jährige Finn aus Wolfshagen und ließ sich nur zu gern den Helm von Melanie Rost aufsetzen. Und die schusssichere Weste passte der neunjährigen Lotta Rieck ganz gut. Die Lautenthalerin kennt die Polizeiarbeit schon ziemlich gut. Denn bereits mit sieben Jahren hat sie mit ihrem Vater Marco Rieck-Assmann einen Erklärfilm für die Goslarer Zivilcourage-Kampagne aufgenommen und den Text dazu eingesprochen. „Der Film, der mit Playmobilfiguren anschaulich erklärt, was Zivilcourage bedeutet, ist so gut, dass er inzwischen bundesweit gezeigt wird“, lobt GZK-Projektleiter Günter Koschig. Die Schüler schauten sich diesen natürlich dann auch an und zeigten sich ziemlich angetan von den Ausführungen ihrer selbstbewussten Mitschülerin. „Gemeinsam sind wir bärenstark, ruf 110“, so das Motto von Polizeigewerkschaftler Martin Schilff, der mittlerweile pensioniert ist und als Fahrrad-Guide den Kids Tipps und Verhaltensregeln für den richtigen Umgang im Straßenverkehr vermittelt. Bei der Frage, wer schon einmal einen Unfall mit dem Zweirad hatte, meldeten sich viele.
Schilff und Koschig erörterten mit den Schülern auch, wie man sich in Situationen verhält, wenn Menschen Opfer einer Straftat werden. Empathie für die Opfer sei gefragt, zu helfen, wenn es geht – ohne sich selbst in Gefahr zu bringen und wenigstens Hilfe zu holen sowie einen Notruf abzusetzen. Augen auf und nicht wegschauen, ist die Devise auch bei Mobbing oder Streitigkeiten auf dem Schulhof. Schulleiterin Birgit Schneider ist immer wieder angetan von der lebhaften Vermittlung der so wichtigen Themen in Bezug auf Zivilcourage durch Koschig und sein Team.

Ausgezeichnete Schule. Foto: Neddermeier
Viel Lehrmaterial für den Unterreicht
Den Schülern steht für den Unterricht auch einiges an Anschauungsmaterial zur Verfügung. Das geht von einem bunten Zivilcouragecomic, lustigen Filmsequenzen über einen Lehrfilm zu den Fragen, die man beantworten muss, wenn man einen Notruf absetzt, bis hin zu Bastelbögen oder Ausflügen zu Polizeirevieren.