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Lesung in Wernigerode

Wolfgang Hilbig - Dichter der Nacht in Kohle und Kellerlicht

Michael Hametner (links) und Dieter Kalka stellen Werke von Wolfgang Hilbig vor. Foto: Privat

Michael Hametner (links) und Dieter Kalka stellen Werke von Wolfgang Hilbig vor. Foto: Privat

Wolfgang Hilbig hätte einer der ganz großen Dichter der DDR werden können, doch der Staat erlaubte lediglich den Druck eines einzigen schmalen Büchleins. Nun wird der "Dichter der Nacht" bei einem Literaturabend in Wernigerode näher beleuchtet.

Freitag, 03.06.2022, 12:30 Uhr

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Wernigerode. Er war der „Dichter der Nacht“: Der DDR-Schriftsteller Wolfgang Hilbig wäre am 31. August 2021 achtzig Jahre alt geworden. Nun steht sein Werk im Mittelpunkt eines Literaturabends in der Remise des Wernigeröder Kunstvereins. Am Mittwoch, 8. Juni, ab 19.30 Uhr liest Michael Hametner, bekannt aus dem MDR Kultur, aus Hilbigs Werken vor und wird dabei von Liedermacher Dieter Kalka am Bandoneon und an der Gitarre begleitet.

Der aus Meuselwitz stammende Hilbig hätte in der DDR ein berühmter Dichter sein können, stammte er als Heizer doch aus der Arbeiterklasse. Trotzdem ließ die DDR 1983 nur einen einzigen Band mit Lyrik und Prosa zu. Hilbigs Dichtung hatte sich Surrealismus und Symbolismus geöffnet, schloss sich der Moderne an und zeigte große Sympathien für Franz Kafka.

Michael Hametner auf den Spuren des Schriftstellers Wolfgang Hilbig

Der Literaturkritiker und Radiosprecher Michael Hametner begibt sich auf die Spuren des Schriftstellers, der sich eine nächtliche Welt aus Kohle und Kellerlicht erschuf, in der Traum und Wirklichkeit in sanften oder rasend-verzweifelten Bildern unaufhörlich ineinander übergehen. Hametner führt seine Zuhörer auf eine geheimnisvolle Textreise durch die Labyrinthe der Nacht. Der ebenfalls in Meuselwitz geborene und mit Hilbig befreundete Leipziger Liedermacher und Schriftsteller Dieter Kalka begleitet die Reise musikalisch mit Bandoneon und Gitarre und eigenen Erinnerungen an Wolfgang Hilbig.

Hilbigs erste Versuche bleiben in der DDR ungedruckt

Hilbigs erste Versuche als Schriftsteller – seine bevorzugte Gattung war zu jener Zeit die Lyrik – blieben in der DDR ungedruckt. Ende der 1970er Jahre gab Hilbig seine Tätigkeit als Heizer auf und arbeitete nur noch als Schriftsteller. Mit der Unterstützung Franz Fühmanns wurden 1980 erstmals einige seiner Gedichte in einer DDR-Zeitschrift gedruckt. 1985 erhielt er ein bis 1990 gültiges Visum für die Bundesrepublik Deutschland. Während dieser Zeit publizierte er nicht nur weitere Erzählungen und Gedichte, sondern auch sein Romandebüt „Eine Übertragung“ (1989), das von der Literaturkritik mehrheitlich gelobt wurde. Thema seiner Arbeiten blieb, auch über die Wende hinaus, die Doppelexistenz als Arbeiter und Schriftsteller in der DDR sowie die Suche nach Individualität.

Eintrittskarten zum Preis von 10 Euro gibt es in Jüttners Buchhandlung, Westernstraße 10, Wernigerode oder unter (03943) 6911. red

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